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Angesichts der weltweiten Zunahme von Nationalismus und Autoritarismus sowie des Anstiegs globaler Migration setzt das Goethe-Institut mit seiner internationalen Kultur- und Bildungsarbeit auf die Förderung zivilgesellschaftlicher Strukturen und der Kultur- und Kreativwirtschaft. Im Zusammenhang mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz betont das Goethe-Institut die zentrale Rolle der deutschen Sprache. Im kommenden Jahr wird das Goethe-Institut auch verstärkt in Deutschland aktiv sein: Im Juni 2019 findet die zweite Ausgabe des Kultursymposiums Weimar statt.
 
Der Präsident des Goethe-Instituts Klaus-Dieter Lehmann sprach über die aktuellen Aufgaben und Herausforderungen: „Angesichts globaler Krisen, nationalistischer Bewegungen und der Bedrohung gesellschaftlicher Freiräume muss das Goethe-Institut noch stärker die Kräfte von Kultur und Bildung mobilisieren, Allianzen mit Partnern schmieden, notwendige Freiräume schaffen oder wiederherstellen, um Raum für Freiheit, Kreativität und Verständigung zu bieten. Auch bewährte Beziehungen werden schwieriger, wie sich am Beispiel der USA und Großbritanniens zeigt. Hier wollen wir das Verbindende stärken und den Austausch über die Zivilgesellschaften für gemeinsame Initiativen nutzen. Kulturarbeit ist Zukunft und kein Refugium!“
 
Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, zeigte sich erfreut, dass das Goethe-Institut seine institutionelle Förderung für die Jahre 2018 und 2019 steigern konnte: „Die Welt ist unruhig. Deutschland ist mehr denn je auf internationalen Austausch und Verständigung angewiesen. Mit seinen aktiven Partnerschaften und der Fähigkeit, flexibel und zukunftsorientiert auf neue Herausforderungen zu reagieren, leistet das Goethe-Institut dazu einen wichtigen Beitrag. Wir freuen uns deshalb, dass wir mit Unterstützung des deutschen Bundestags und des Auswärtigen Amts für unsere Arbeit im Ausland rund 15 Mio. Euro mehr Förderung erhalten haben. Diese Mittel verwenden wir für die Stärkung unseres weltweiten Netzwerks. Denn gerade unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Ausland müssen für ihre Arbeit auch angemessen bezahlt werden. Wir haben den Internationalen Koproduktionsfonds aufgestockt und werden einen neuen Fonds für die strukturelle Unterstützung von Kultureinrichtungen in Transformationsländern auflegen. Im Mittelpunkt stehen weiterhin der Ausbau digitaler Sprach- und Programmangebote sowie digitaler Infrastrukturen. Eine zukunftsorientierte Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik verlangt noch größeres Engagement im Bereich der Digitalisierung.“
 
Der Kaufmännische Direktor Rainer Pollack gab einen Überblick über die finanzielle Situation des Goethe-Instituts: „Der Zuwachs an Mitteln gibt uns wieder etwas mehr Handlungsfreiheit. Ein aktives weltweites Netzwerk benötigt dauernde Pflege, und wir müssen in der Lage sein, Kostensteigerungen abzufedern. In diesem Jahr konnten wir die Zahl der Sprachkursteilnehmerinnen und -teilnehmer weltweit erneut steigern.“ Pollack weiter: „Im Inland erhalten die Goethe-Institute keine öffentliche Förderung. Durch eine derzeit nicht einfache wettbewerbliche Situation ist hier die finanzielle Lage nach wie vor angespannt. Zwar konnte der durch die Prüfung der Deutschen Rentenversicherung verursachte Einbruch von 2017 aufgehalten werden. Für 2018 gehen wir allerdings weiterhin von einem Defizit von rund 700.000 Euro aus. 2019 steht die wirtschaftliche Konsolidierung im Vordergrund.“
 
Zivilgesellschaften stärken
Ein zentraler Schwerpunkt der internationalen Kulturarbeit des Goethe-Instituts im In- und Ausland stellt die Stärkung zivilgesellschaftlicher Akteure und Strukturen dar. Klaus-Dieter Lehmann erklärte: „Kunst und Kultur schaffen den direkten Zugang zu den Gesellschaften, sie sind der Schlüssel, um Prozesse anzustoßen oder Alternativen zu formulieren. Dabei hat sich das Goethe-Institut in seinen Gastländern bis heute als Freiraum für offenen Austausch bewährt und sich auch bei kritischen Themen als Lerngemeinschaft gezeigt.“ Um darüber hinaus zivilgesellschaftliche Strukturen zu fördern, setze das Goethe-Institut auf eine Bandbreite von Handlungsfeldern: „Dazu gehören Austausch- und Besucherprogramme, Bildungsangebote für Kulturberufe, Koproduktionen und Schutzräume für Künstlerinnen und Künstler. Mit Residenzen wie dem neuen EU-Projekt ,Be Mobile – Create Together!‘, das ab Spätsommer 2019 Residenzhäuser in der Türkei, Frankreich, Deutschland und den Niederlanden miteinander vernetzt und für türkische und europäische Kulturschaffende Arbeitsaufenthalte in den jeweils anderen Ländern anbietet, schaffen wir Perspektivwechsel und stärken unabhängige Kultureinrichtungen.“ Gleichzeitig entwickele das Goethe-Institut Programme im Bildungsbereich, wie die „Digitale Netzwerkuniversität“, in der russische, ukrainische, georgische und deutsche Universitäten an gemeinsamen Lehrprogrammen zu Themen wie Friedens- und Konfliktforschung oder Transkulturelles Lernen arbeiten. „Schließlich setzen wir“, so Lehmann weiter, „mit Projekten wie ,Ortsgespräche‘ in Polen und Ungarn auf die Stärkung und Internationalisierung kultureller Angebote in mittelgroßen Städten, um auch mit denjenigen in Austausch zu kommen, die sich etwa durch sozio-ökonomische Entwicklungen abgehängt sehen. Diese Art von Programmen ist aber nur möglich, weil wir langfristig vor Ort sind. Kulturarbeit im Ausland, wenn sie authentisch und glaubwürdig sein will, braucht Kontinuität und Nachhaltigkeit.“
 
Kreativwirtschaft
Eine wichtige Rolle in der Arbeit des Goethe-Instituts wird in den kommenden Jahren auch die Förderung der Kreativwirtschaft spielen. Zu diesem neuen Arbeitsfeld erklärte Johannes Ebert: „Kreativwirtschaft fördert den Zugang zu Kultur und die kulturelle Teilhabe. Sie ist deshalb auch ein wichtiges Arbeitsfeld der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Mit unseren Programmen wollen wir vor allem innovative Produktionsstrukturen stärken, die es jungen Unternehmerinnen und Unternehmern aus Bereichen wie Musik, Design oder Gaming ermöglichen, nachhaltig zu arbeiten und ihre Projektideen in ihrem Land so zu realisieren, dass sie wettbewerbsfähig sind. Es geht darum, junge Kreative zu fördern, sie weiterzubilden und international zu vernetzen. Dies stärkt an der Schnittstelle von Kultur und Entwicklung eine nachhaltige Kultur- und Bildungsszene auch durch die Schaffung neuer Erwerbsmöglichkeiten.“ Neue Projekte in diesem Bereich werden unter anderem unterstützt vom Auswärtigen Amt, der Europäischen Union und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit. In diesem Zusammenhang sprach Ebert über das Engagement des Goethe-Instituts in Afrika: „Seit einem Jahr fördern wir gemeinsam mit dem Institut français und mit Unterstützung des Auswärtigen Amts junge westafrikanische Unternehmerinnen und Unternehmer in Abidjan, Yaoundé, Abuja, Dakar und Accra in dem Programm ,AyadaLab‘.“ Yemisi Mokuolu, Expertin für Kreativwirtschaft, führte aus: „Die Wahrnehmung des afrikanischen Kontinents wird häufig immer noch auf Armut, Klimakatastrophen und politische Instabilität reduziert. Dieses Bild wird der Komplexität und den Möglichkeiten auf dem gesamten Kontinent nicht gerecht. In Abidjan, Accra oder Nairobi gibt es beispielsweise boomende Start-up-Szenen, jedoch fehlt es an gezielten Förderprogrammen und finanzieller Unterstützung, um deren innovativen Projektideen umzusetzen. ,AyadaLab‘ will dem entgegenwirken.“
 
Fachkräfte für Deutschland begeistern und fit machen
Am 19. Dezember werden mit der Verabschiedung des neuen Einwanderungsgesetzes die Weichen für die Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften gestellt. Wie wichtig Sprachkenntnisse für deren erfolgreiche Integration sind, erklärte Johannes Ebert: „Ob Ingenieur, Ärztin oder Altenpfleger – wer in Deutschland arbeitet, braucht entsprechende Sprachkenntnisse. Deutsch ist der Schlüssel zur Teilhabe, auch wenn es um beruflichen Erfolg geht. Als größter Mittler der deutschen Sprache im Ausland sehen wir gerade bei der sprachlichen wie auch interkulturellen Qualifizierung der Fachkräfte besonderen Handlungsbedarf. Seit vielen Jahren bringen wir uns in verschiedenen Ländern mit Deutschkursen für Pflegekräfte und andere Berufsgruppen ein. Mit entsprechender politischer Unterstützung planen wir, dieses Engagement in den kommenden Jahren deutlich zu verstärken.“ An vielen Orten übersteigt die Nachfrage nach Deutschunterricht für Fachkräfte das Angebot. „Das Nadelöhr ist der Mangel an Lehrerinnen und Lehrern der deutschen Sprache. Daher,“ so Ebert weiter, „möchten wir 2019 als Erstes durch ein innovatives Einstiegs- und Fortbildungsprogramm weltweit neue Lehrkräfte rekrutieren und für das Deutschlehren qualifizieren.“
 
Innen und außen vernetzen
Um Diskurse und künstlerische Programme, die das Goethe-Institut mit seinen Partnern im Ausland entwickelt, verstärkt in Debatten in Deutschland einzubringen, finden 2019 diverse Großveranstaltungen in Berlin und Weimar statt, wie „Freiraum“ (12. bis 14. März 2019) oder „bauhaus imaginista“ (15. März bis 10. Juni 2019). Darüber hinaus kündigte Johannes Ebert die zweite Ausgabe des Kultursymposiums Weimar an, das vom 19. bis 21. Juni 2019 stattfinden wird: „,Die Route wird neu berechnet‘ ist der Titel der neuen Ausgabe des Kultursymposiums Weimar. Wir freuen uns sehr, dass wir zum zweiten Mal dieses globale Debattenforum veranstalten können. Im Zentrum des Symposiums steht die Frage, wie Orientierung in einer Welt gelingen kann, in der die technischen Möglichkeiten und gesellschaftlichen Handlungsspielräume so groß sind wie selten zuvor.“

Quelle: Goethe-Institut e.V.

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