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Festliche Stimmung auf Kampnagel, die Hamburger Theaterwelt war am gestrigen Abend in der Halle K6 versammelt, denn es galt den wichtigsten Theaterpreis Hamburgs zu verleihen. Seit 2006 gibt es den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares. Jährlich setzt er ein starkes Zeichen für die einmalige Diversität der Hamburger Theaterlandschaft.


Theaterpreises Hamburg - Rolf Mares

Jana Schiedek, Staatsrätin für Kultur und Medien: „Die Verleihung des ,Theaterpreises Hamburg - Rolf Mares‘ zeigt einmal mehr, wie vielfältig und lebendig die Hamburger Theaterlandschaft ist und sich somit ganz im Sinne des Namensgebers des Preises entwickelt. Diese Vielfalt bildet die Grundlage dafür, gesellschaftliche Zustände und Entwicklungen zu hinterfragen und Austausch und Diskussionen hierüber anzuregen. Ich danke allen Preisträgerinnen und Preisträgern, die über ihre künstlerische Arbeit die Brücke zwischen Ist und Soll, Gegenwart und Zukunft schlagen und gratuliere ihnen herzlich zu ihrer Auszeichnung!“

Neun einzelne Preise wurden am gestrigen Abend verliehen – an neun Theaterschaffende, die unterschiedlicher nicht sein können:

Die Staatsoper Hamburg konnte gleich doppelt punkten: In der Kategorie Regie wurde Paul-Georg Dittrich ausgezeichnet. Seine Inszenierung der Uraufführung „I.th.Ak.A.“ an der opera stabile an der Staatsoper Hamburg wurde für ihre Stringenz und kluge zeitgenössische Umsetzung der Homerschen Vorlage mit den Theaterpreis Hamburg – Rolf Mares gewürdigt.

Auch der Puppenbauer Marius Kob konnte sich über eine Auszeichnung freuen. Sein für die Produktion „Frankenstein“ – eine Koproduktion der Staatsoper Hamburg und Kampnagel – erschaffenes gigantisches Wesen avancierte, so die Jury, zum Star des Opernabends.

In der Kategorie Regie wurde ein weiterer Preis vergeben: Für ihre präzise empathische Inszenierung „Wenn wir tanzen, summt die Welt“ im monsun.theater, einem grandiosen Maskentheater über die Würde des Alterns wurde die junge Regisseurin und Figurenbauerin Cora Sachs ausgezeichnet.
Ihre Zirkusmanege, in der nicht etwa ein Zirkus, sondern die wohl berühmteste Liebesgeschichte der Welt platziert war, überzeugte die Jury so, dass sie die Ausstatterin Beate Zoff für diese starke bildliche Umsetzung der Produktion „Romeo un Julia“ im Ohnsorg-Theater mit einem Preis belohnte.

Gleich vier Darsteller*innen wurden in der Kategorie herausragende*r Darsteller*in am gestrigen Abend geehrt:

Charly Hübner erhielt den Preis für seine Rolle als Fritz Honka in „Der goldene Handschuh“ am Deutschen Schauspielhaus. In der Jurybegründung hieß es: Die Wucht, mit der er diese zerrissene Persönlichkeit mit all ihrer Unbeholfenheit und unberechenbaren Aggression verkörpert, um uns im nächsten Moment anzurühren ­– in seinem Bemühen, ein „ganz normaler Mensch“ zu werden, das ist höchste Schauspielkunst.  

Auch Jele Brückner erhielt einen Preis in der Kategorie „herausragende Darsteller*in“ – sie wurde ausgezeichnet für ihre Rolle der englischen Königin Elisabeth I. in Schillers Drama „Maria Stuart“ am Ernst Deutsch Theater. Insbesondere ihre Darstellung des Hin- und Hergerissenseins zwischen Staatsraison und Menschlichkeit, zwischen Verständnis und Misstrauen überzeugte die Jury.

Auch das Thalia Theater ging in diesem Jahr nicht leer aus: Die Schauspielerin Lisa Hagmeister bekam den Preis für ihre Rolle der Selma in „Dancer in the Daark“ im Thalia in der Gaußstraße. Die Jury würdigte damit eine Schauspielerin deren mitreißende Kraft und fein geschliffenes Wort unschätzbar wichtig ist.
Für seine Partie des Don Pomponio Storione in „La Gazetta“ an der Hamburger Kammeroper wurde der Bariton Marius Adam ausgezeichnet – bescherte er dem Publikum doch neben einem virtuosen Hörerlebnis mit seiner Spielfreude auch ein pralles Sehvergnügen.

Der „Sonderpreis für außergewöhnliche Leistungen im Rahmen des Hamburger Theaterlebens“ und damit die neunte Auszeichnung des Abends ging an Erik Schäffler – Schauspieler, Synchronsprecher, Regisseur, Produzent und Autor. Seit 1991 lebt und arbeitet er in Hamburg, hat auf vielen Hamburger Bühnen sein Publikum begeistert, war 25 Jahre in der Rolle des Teufels im Hamburger „Jedermann“ zu erleben, gründete das freie Theater Triebwerk und inszeniert mit der Gruppe Axensprung an öffentlichen Hamburger Plätzen. Sein vielseitiges Können und seine virile Energie, die er unermüdlich in die Hamburger Theaterszene einbringt, wurden durch die Auszeichnung gewürdigt.

Durch den Abend führten als Moderator*innen-Duo Norbert Aust, Vorsitzender des Vorstands der Hamburger Theater e.V., und Amelie Deuflhard, ebenso im Vorstand des Hamburger Theater e.V. und als Kampnagel-Intendantin die Gastgeberin des Abends. Musikalisch sorgte die junge Band ANNA & der SWING KLUB für den richtigen Groove. Ein gelungener Abend, der einmal mehr gezeigt hat, welche Energie, welches Können und welche Spiellust in der Hamburger Theaterlandschaft steckten.
 
Quelle: Ulrike Steffel