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Der Karin Hollweg Preis ist einer der bedeutendsten und höchstdotierten Förderpreise aller Kunsthochschulen in Deutschland. Ermöglicht wird er dank der großzügigen Unterstützung der Karin und Uwe Hollweg Stiftung. Der Preis ist mit 15.000 Euro ausgewiesen, wobei eine Hälfte als Preisgeld direkt an die Preisträgerin oder den Preisträger geht, die zweite Hälfte ist für die Realisierung einer Einzelausstellung reserviert.
 
Begründung der Jury:
Ein weißer Medizinerkittel markiert den Eingang zu einer Videokabine. 9 x 235 x 30 =  63.450. Eine mathematische Formel. Sie steht am Beginn der Videoarbeit „my working parents“ von Zhe Wang, für die sich die Jury des diesjährigen Meisterschülerpreises mit großer Überzeugung entschieden hat. Die fünfstellige Zahl steht für die Lebensarbeitszeit eines einzelnen Menschen. In diesem Fall handelt es sich um die Mutter der Künstlerin, deren Übergang in ihren Altersruhestand Zhe Wang zur Inspiration wird. Die Künstlerin, die wiederum selbst mit ihrem Meisterschülerjahr eine Phase des Übergangs, durchlebt, beobachtet mit der Kamera das Berufsleben ihrer beider Eltern in einer chinesischen Großstadt. Sie beobachtet deren tägliche Routinen und Verrichtungen, die sie vermutlich als Kind wenig wahrgenommen hat. Damit ist die Arbeit „my working parents“ zum guten Teil eine dokumentarische Arbeit, zugleich ist sie eine Hommage an die Eltern der Künstlerin. 

Zhe Wang nutzt für ihre eindrucksvolle Arbeit eine Art Split-Screen, der es ihr erlaubt, die aufgenommenen Sequenzen parallel nebeneinander zu setzen, dann wieder aufeinander folgen zu lassen, sie zu vervielfachen und zu rhythmisieren. Geht es thematisch letztlich um den Fluss der Zeit, so versteht die Künstlerin es meisterlich ihr zeitbasiertes Medium bestens auszuloten. Durch ihre ausgeklügelte Bildsprache und –komposition, die von einer präzise angelegten Soundspur unterlegt ist, gelingt es ihr einen biografischen Ansatz in ein Allgemeines zu überführen. So steigert sich „my working parents“ in einen faszinierenden Sog hinein, in die schnelle Folge architektonisch anmutender Strukturen und Raster. Persönlicher und öffentlicher Raum schieben sich ineinander. 

In einer bemerkenswert eigenständigen Form wirft Zhe Wang zutiefst menschliche Fragen nach dem Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft, von Müssen und Wollen, von Zwang und Freiheit auf. Große Themen, für die sie ein starkes Bild findet. Die Arbeit regt ein Nachdenken über unsere zeitgenössisch sehr aktuelle und kulturell sehr unterschiedliche Auffassung von Arbeit, Familie und Leben an, dabei letztlich die zweifelnde Frage nach dem, was bleibt.
Die Jury des Karin Hollweg Preises 2018, Bremen, den 28. Juni 2018
 

Zhe Wang Kurzvita:

Zhe Wang, 1988 geboren in Jiangsu, China, studiert Freie Kunst an der Hochschule für Künste Bremen bei Rosa Barba. Dort hat sie 2017 ihr Diplom ablegt. Ihre letzten Ausstellungsbeteiligungen waren u.a. in Deutschland, China und Finnland. 2015 hat sie ein Erasmus-Stipendium für Finnland erhalten. 
 
Karin Hollweg Preis Jury 2018:
Prof. Dr. Christoph Grunenberg, Kunsthalle Bremen
Peter Friese, Weserburg | Museum für moderne Kunst
Dr. Arie Hartog, Gerhard Marcks Haus
Janneke de Vries, GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst
Nadja Quante, Künstlerhaus Bremen
Dr. Ingmar Lähnemann, Städtische Galerie Buntentor
Wolfgang Hainke, Künstler
Dr. Annett Reckert, Städtische Galerie Delmenhorst
Prof. Dr. Andreas Kreul, Karin und Uwe Hollweg Stiftung

Preisverleihung Karin Hollweg Preis: 
Freitag, 29. Juni 2018 um 19 Uhr im Rahmen der Eröffnung von „MESH. Meisterschülerausstellung der HfK Bremen. Karin Hollweg Preis 2018“ (30. Juni 2018 - 14. Oktober 2018) in der Weserburg | Museum für moderne Kunst.
 
Meisterschülerausstellung:
Zu sehen ist die Arbeit der Preisträgerin Zhe Wang im Rahmen der Ausstellung „MESH Meisterschülerausstellung der HfK Bremen. Karin Hollweg Preis 2018“ (30. Juni 2018 - 14. Oktober 2018) in der Weserburg | Museum für moderne Kunst. 
Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung: Anand Angarag, David Hepp, Oliver Krebeck, Gustavo Méndez López, Hannes Middelberg, Helena Otto, Candan Öztürk, Mari Lena Rapprich, Franz Reimer, Zhe Wang, Fritz Laszlo Weber, Linhan Yu, Annahita Zielonka und Sanda Zvaigzne.

Quelle: Weserburg | Museum für moderne Kunst

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