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Kleben wir jetzt einfach noch eine Plakette an die Akropolis? Das eigene Label, mit dem nun auch noch ein Europäisches Kulturerbe gekennzeichnet werden soll, ist schlicht überflüssig. Und das nicht nur, weil die Liste des von der UNESCO ausgewiesenen Welterbes inzwischen auf unüberschaubare Länge angewachsen ist.

Die neue Plakette zeugt auch von einem eigenartigen Kulturverständnis. Sie macht europäische Identität ausschließlich zu einer Sache der Orte. Grenzüberschreitende Lebensformen oder Kommunikationsverbindungen kommen nicht in den Blick. Sie sind aber viel wichtiger für ein vitales Europa. Und was ist mit den Orten, an denen mehr hängt als nur europäische Identität? Soll die neue Plakette etwa als Grenzpfahl des Kulturraums Europa funktionieren? Eine absurde Vorstellung. Wer sich als Europäer fühlen will, wird sich nicht an Plaketten halten können. Dafür muss man reisen, andere Sprachen sprechen. Europa erschließt sich als Praxis, nicht als Tourismusroute.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung