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Auf Einladung von Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, kamen am gestrigen Mittwochabend über einhundert Interessierte im Museum für Völkerkunde zusammen, um gemeinsam über den künftigen Umgang mit dem kolonialen Erbe Hamburgs zu beraten. Eingeladen waren Vertreterinnen und Vertreter von zivilgesellschaftlichen Initiativen, Gruppen Schwarzer Menschen und People of Color sowie aus Kultur, Verwaltung und Politik. Ziel der Veranstaltung war es, den Grundstein für ein Fachgremium zu legen, das künftig die öffentliche Beteiligung sicherstellen und den Prozess des gesamtstädtischen postkolonialen Erinnerungskonzepts beratend begleiten soll.
 
Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien: „Wir müssen den Kolonialismus als Teil unserer Geschichte annehmen und in seinen bis heute prägenden Auswirkungen verstehen. Die Aufarbeitung unserer Kolonialgeschichte braucht den Dialog und die Teilhabe möglichst vieler zivilgesellschaftlicher Gruppen. Der Runde Tisch soll Rahmenbedingungen für einen offenen gesellschaftlichen Diskurs schaffen. Ich freue mich daher sehr, dass so viele Interessierte unserer Einladung gefolgt sind, um einen Runden Tisch zur Weiterentwicklung des postkolonialen Erinnerungskonzepts Hamburgs ins Leben zu rufen.“
 
Tahir Della, Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD): „Die Notwendigkeit der Aufarbeitung der Kolonialen Geschichte Deutschlands liegt vor allem darin, dass Rassismus, die globale Ungleichheit, die aktuelle Migrationsbewegung und die strukturellen Ausschlüsse Schwarzer Menschen in dieser Epoche der Europäischen und somit auch der deutschen Gesellschaft ihren Ursprung haben.“
 
Nach der Begrüßung durch die Direktorin des Museums für Völkerkunde Prof. Barbara Plankensteiner sprach Senator Dr. Brosda über die Wichtigkeit zivilgesellschaftlicher Beteiligung in der Aufarbeitung der Kolonialgeschichte und den bisherigen und künftigen Prozess zu dem Thema in Hamburg. Anschließend berichteten Tahir Della, Vorstand des Bundesverbandes Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. (ISD), und die Aktivistin und Musikerin Latoya Manly-Spain von den Erfahrungen im kritischen Umgang mit dem Kolonialerbe in Berlin und Hamburg. In mehreren Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung anschließend über die Erwartungen an einen regelmäßig stattfindenden Runden Tisch, seine Zusammensetzung, Organisation und Themen aus. Nach der Präsentation der Gruppenergebnisse lud Prof. Hans-Jörg Czech, Direktor des Museums für Hamburgische Geschichte, abschließend zum nächsten Runden Tisch in sein Haus ein, der im Frühjahr 2018 stattfinden wird.
 
Hamburg hatte sich 2014 durch einen Beschluss der Bürgerschaft als erste deutsche Metropole zur Aufarbeitung ihres kolonialen Erbes entschieden. Noch im selben Jahr wurde an der Universität Hamburg eine Forschungsstelle eingerichtet, die die wissenschaftliche Grundlage für ein umfassendes Erinnerungskonzept schaffen sollte. Im kommenden Jahr wird die Forschungsstelle ihre Ergebnisse präsentieren. Auch die städtischen Museen haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt mit Themen der Kolonialgeschichte auseinandergesetzt.
 
Als Hafen- und Handelsstadt spielte Hamburg eine zentrale Rolle für die deutsche Kolonialpolitik zwischen 1884 und 1918. Während in Berlin die politischen Entscheidungen getroffen wurden, profitierte Hamburg als globale Drehscheibe kolonialer Rohstoffe, Waren und Mobilität von einem lange vor der staatlichen Kolonialzeit beginnenden und bis in die Gegenwart nachwirkenden Austausch mit „Übersee“. Zahlreiche Orte zeugen noch heute in der Stadt von diesem schwierigen Erbe.

Quelle: Kulturbehörde Hamburg