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Wie man Jugendliche für Klassik begeistert.
Der 24. bis 26. Februar stand in Hamburg ganz im Zeichen der musikalischen Vermittlungsarbeit: Auf Einladung der Körber-Stiftung und der Elbphilharmonie Hamburg trafen sich – nach erfolgreichem Auftakt 2008 – zum zweiten Mal namhafte Musikvermittlungsexperten aus Europa, den USA und Asien und diskutierten zum Thema "Musikvermittlung für Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 25 Jahren".

Eine Besonderheit war die Anwesenheit der jungen Zielgruppe vor Ort: Schülermanager des Jungen Beethovenfestes Bonn, Teilnehmer von „Der Schrei!“ – einem Großprojekt des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg – sowie die Mediengruppe filmteam hamburg berichteten von ihren Projekten und waren den erwachsenen Fachleuten wichtige Berater.
„Uns fehlt die Nähe, auch zu den Künstlern. Die Konzerte wirken zu abgehoben“ meinte Angel Ofuriwah und regte an, „die Konzerte sollten lebhafter gestaltet und das Publikum mit einbezogen werden“.

Für Dr. Klaus Wehmeier, stellv. Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung, steht fest: „Wer junge Menschen für Klassik begeistern will, muss authentisch sein. Es geht darum, dass zu teilen, was man selbst liebt, und nicht um Marketingaspekte für das Publikum von Morgen. Wir haben von den Jugendlichen gelernt, dass sie das ‚Produkt klassische Musik’ nicht in Frage stellen, wohl aber die Zugänge dazu. Hier hat uns die großartige Annette Dasch gezeigt, wie leicht man auch den coolsten Jugendlichen im Saal mitreißen kann. Der Weg ist jetzt bekannt – ihn zu ebnen und zu gehen, wird die Aufgabe für die Zukunft sein.“

Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant der Elbphilharmonie, sieht die aktuelle Debatte um die Rolle der Musikvermittlung in einem größeren Kontext. Seiner Meinung nach müssen Kulturinstitutionen im 21. Jahrhundert wesentlich breitere Bevölkerungsschichten ansprechen, wenn sie ihre Relevanz nicht aufs Spiel setzen wollen. „Die Bedeutung von Musik in den Familien hat in den letzten 20 Jahren spürbar abgenommen. Gerade für Jugendliche und junge Erwachsene müssen wir heute unwiderstehliche Angebote formulieren, und dazu gibt es tatsächlich verführerische Ideen, wie in dem Kongress im Körber-Forum deutlich wurde. Die Aufbruchsstimmung war förmlich mit Händen zu greifen.“

Weitere wichtige Fragen waren: Wie müssen die Angebote aussehen, damit ein jugendliches Publikum seinen Weg ins klassische Konzert findet? Und: In welchen Lebenswelten bewegen sich die potentiellen Hörer? Ob Großprojekt oder langfristig angelegtes, nachhaltiges Basisengagement – entscheidend ist die Intensität. Konzertformate für Jugendliche müssen Nähe zu den Künstlern schaffen, authentisch sein, Mut zur Überraschung zeigen – bezüglich der Orte und Programmatik – gleichzeitig aber vertraute Inhalte aus der Erlebniswelt der Jugendlichen beinhalten. Genregrenzen von der Klassik zu anderen Sparten sollten dabei durchlässiger werden. Eine Ansprache durch ihresgleichen, also ebenfalls junge Erwachsene, und eine multimediale Aufbereitung birgt die geringsten Barrieren bei der Vermittlungsarbeit.
Als Paradebeispiel für eine gelungene Umsetzung genau dieser Kriterien stand Starsopranistin Annette Dasch am Mittwochabend auf der Bühne des KörberForums. Mit Schwester Katrin gelang es ihr, einen klassischen Liederabend an die Jugend zu bringen. Unter multimedialer Einbindung von Liedtexten und Videobeispielen sowie mit einführenden Erläuterungen zu Komponisten und Stücken animierte die herzerfrischende Annette Dasch ihr Publikum zum Singen. Ein Erlebnis, von dem die Teilnehmer auch Tage nach dem Konzert noch sprachen.

Folgende Häuser gaben im Rahmen des Symposiums einen Einblick in ihre Praxis: Concertgebouw Amsterdam, die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen, das Palais des Beaux-Arts Brüssel, das Chicago Symphony Orchestra, die Tonhalle Düsseldorf, das London Symphony Orchestra und das Los Angeles Music Center.

Das Symposium wurde durch den »KörberFonds ZukunftsMusik« ermöglicht. Diese Zustiftung der Körber-Stiftung an die Stiftung Elbphilharmonie ermöglicht bereits seit drei Jahren Projekte im Bereich Musikvermittlung in Hamburg und soll diese auch in Zukunft für die Elbphilharmonie sichern.

Weitere Informationen über das Symposium unter www.music-education-2010.de
Quelle: KörberStiftung, Hamburg

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