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Mit einem neuen Museum ist es wie mit einem neugeborenen Kind. Wer will angesichts des freudigen Ereignisses Bedenken tragen? Und das neue Museum Folkwang, soviel ist gewiss, ist ein Prachtstück geworden, eine architektonische Attraktion. Es wird der Stadt viele Besucher und großes Renommee bringen, weit über das Kulturhauptstadtjahr hinaus. Und es wird kosten.

Das soll und darf die Freude über ein Mäzenatentum außergewöhnlichen Ranges nicht trüben. Berthold Beitz, ein Mann, der für eine Wirtschaftskultur steht, die Lichtjahre vom Heuschreckendasein des 21. Jahrhunderts entfernt ist, hat hier das Unmögliche möglich gemacht.

Unmöglich für hoffnungslos überschuldete Städte, denen das Wasser bis zum Hals steht. Möglich für eine starke Wirtschaft, die ihre Verantwortung über Gewinnmaximierung und rasche Dividenden hinaus sieht. Insofern kann das Wunder Folkwang Vorbild sein und vielleicht sogar Anstoß geben, sich auch dort zu engagieren, wo Werte sich nicht am Börsenkurs ablesen lassen.

Damit wären die Manager von heute nah beim Folkwang-Gründer Karl Ernst Osthaus. Die Kunst gehört dahin, wo die Arbeit ist, war sein Motto. Der Folkwang-Gedanke hat noch immer Bestand.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung