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Sehr geehrter Herr Bürgermeister Ole von Beust, sehr geehrter Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, die HSH Nordbank will die kreative Mitte Berlins zerstören.
Wir, der Tacheles e.V., wenden uns mit der Forderung an Sie, die Räumung des Kunsthauses Tacheles in Berlin Mitte zu verhindern. Das weltbekannte Kunsthaus, Produktions- und Präsentationsort für tausende KünstlerInnen aus aller Welt, soll durch Ihr Geldinstitut geschlossen werden.

Zu den Hintergründen:
Wie schon im Schreiben vom 23.7.09 mitgeteilt, steht der Eigentümer  (Anno August Jagdfelds Fundus-Gruppe) des gesamten Areals, in dem auch das Kunsthaus Tacheles angesiedelt ist, auf Betreiben der Gläubigerin HSH Nordbank unter Zwangsverwaltung. Es handelt sich um 16 Einzelgrundstücke mit einer Gesamtfläche von ca. 24 000 m², das Tacheles Grundstück hat lediglich eine Fläche von ca. 1250 m².

Die diesbezüglichen Aussagen der HSH Nordbank sind falsch, es handelt sich nicht um ein Grundstück, das zur Versteigerung steht, sondern um 16 Teilstücke, die laut Gerichtsbeschluss einzeln versteigert werden.

Die Zwangsverwaltung hat dem Tacheles immer wieder einen Vertrag in Aussicht gestellt, diese Zusagen aber nicht eingehalten, gleichzeitig wurde auf Räumung geklagt. Nunmehr versucht der Zwangsverwalter das Kunsthaus räumen zu lassen. Die Schließung des Tacheles mit seinen400 000 BesucherInnen jährlich käme der Zerstörung der kreativen Mitte Berlins gleich.

Volks- und betriebswirtschaftlich ist das Ende des Tacheles nicht nachvollziehbar. Eine hoch subventionierte Landesbank zerstört einen, seit vielen Jahren nicht mit Steuermitteln geförderten, gemeinnützigen Verein, zugunsten eines nicht bekannten bzw. laut Aussage Ihrer Bank, noch gar nicht existenten privaten Investors. Dieser "Noch-Nichtinvestor" (?) will laut HSH Nordbank eine Großbebauung realisieren, in der Tacheles angeblich keinen Platz findet.

Zum Ersten ist es doch erstaunlich, dass ein Investor (den es laut HSH Aussagen noch gar nicht gibt) nach wie vor Pläne zu einer 400 - 600 Millionen Euro teuren Luxusbebauung verfolgt. Zum Zweiten ist ein derartiges Unterfangen auf Jahre hinaus wirtschaftlich unmöglich.

Die 24 000 m² in der Mitte Berlins blieben also auch in Zukunft eine Brache, das Tacheles als Besuchermagnet wäre geschlossen und die kreative Mitte Berlins nachhaltig zerstört.
Die HSH Nordbank hätte aber einen faulen Kredit aus den Büchern, der erfolglose Eigentümer Jagdfeld wäre seine Schulden los, und der Steuerzahler würde diesen "Deal" auch noch über die Verlustabschreibungen der Bank bezahlen.

Bei allem gebührenden Respekt, Herr Bürgermeister, dies ist wirtschaftlicher Wahnsinn, es ist daher Ihre Pflicht, diesen Schildbürgerstreich zu stoppen.

Unsere Forderungen lauten:
Die Räumung sofort stoppen, eine Erbpachtlösung zu den ca. 1250 m² großen Grundstück des Kunsthauses Tacheles ermöglichen, und Ihre Bank anzuweisen, die kreative Mitte Berlins zu erhalten.

Wir ersuchen Sie um einen zeitnahen Termin, bei dem wir gemeinsam Lösungswege suchen und finden. Außerdem möchten wir Ihnen die über 70 000 Unterschriftenvon Unterstützern des Kunsthauses Tacheles überreichen.

Mit freundlichen Grüßen

Henning Gruner und Martin Reiter (für das Tacheles Team)
Kunsthaus Tacheles
Oranienburger Str. 54-56a
10117 Berlin
www.tacheles.de