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Die Tagung „Kulturen des Kuratorischen“ zielt darauf, das Kuratorische – als eine kulturelle Praxis, die über das Ausstellungsmachen selbst deutlich hinaus geht – in einen transdisziplinären und transkulturellen Kontext einzustellen und es als ein eigenes Verfahren der Generierung, Vermittlung und Reflektion von Erfahrung und Wissen zu untersuchen. Sie trägt damit den aktuellen ökonomischen, sozialen und politischen Entwicklungen im kulturellen Feld unter den Bedingungen von Globalisierung, Neo-Liberalismus und Postfordismus Rechnung.
Hintergrund der Tagung ist die Beobachtung, dass die Verhältnisse und Bedingungen, unter denen kulturelle Objekte und Informationen präsentiert und rezipiert werden, im Verlauf des 20. Jahrhunderts zunehmend in den Fokus künstlerischer und anderer kultureller Praktiken gerückt sind. Zwischen Kunst und Wissenschaft bildeten sich Handlungsweisen, Formate und Ästhetiken heraus, die sich unter dem Begriff des Kuratorischen fassen lassen – auf ähnliche Weise, wie man vom Literarischen oder Filmischen spricht. Mit Aktivitäten, die unter anderem als Organisation, Zusammenstellen, Ausstellen, Display, Präsentation, Vermittlung oder Veröffentlichung gefasst werden, umfasst das Kuratorische eine Vielzahl unterschiedlicher, einander überlappender und heterogen codierter Aufgabenbereiche und Rollen. Im Umgang mit ihnen hat sich seitens der verschiedenen Akteur/innen im Feld ein breites, jeweils historisch, disziplinär, professionell und regional geprägtes Spektrum von Ansätzen entwickelt.

Zusätzlich an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen hat das Kuratorische noch einmal in den vergangenen 20 Jahren. Angesiedelt im kulturellen Bereich weist es eine Reihe von Merkmalen auf, mit denen es Bedeutung für die sozialen und wirtschaftlichen Bereiche – insbesondere den Dienstleistungs- und Informationssektor – besitzt. Konsequenzen dessen zeigen sich zunächst in den deutlich gewachsenen und komplexer gewordenen Kompetenzanforderungen an die in diesem Bereich Tätigen. Die Globalisierung des Ausstellungswesens, die damit verbundenen stetig wachsenden Besucherzahlen, die erhöhte Mobilität von Menschen, Objekten und Informationen, die gestiegene Bedeutung der Kultur für die wirtschaftliche Entwicklung von Regionen sowie die international zu beobachtenden ökonomisch geprägten kulturpolitischen Umstrukturierungen markieren die wesentlichen Bedingungen dieser Entwicklung.

Zudem spielt das Kuratorische eine entscheidende Rolle innerhalb der zeitgenössischen Entgrenzung der Künste, für den Wandel der künstlerischen Arbeits- und Kompetenzbegriffe sowie für den aktuellen gesellschaftlichen Status von Künstler/innen. In diesem Zusammenhang entwickelte es Vorbildfunktionen für das ökonomische Feld mit Blick etwa auf die Creative Industries, die Tourismuswirtschaft oder die Flexibilisierung von Arbeit. In demselben Zusammenhang haben sich aber auch Strategien und Techniken entwickelt, in denen sich das kritische Potential des Kuratorischen entfaltet, in spezifischer Weise die sozialen, ökonomischen und kulturellen Effekte von Globalisierung und Neo-Liberalismus in Frage zu stellen.

Die Tagung geht diesen verschiedenen aktuellen Praxisformen und Formaten des Kuratorischen und ihren gesellschaftlichen Perspektiven nach. Sie bindet die unterschiedlichen künstlerischen und wissenschaftlichen Disziplinen und Professionen ein, - neben der bildenden Kunst Tanz, Theater, Film und Musik - die sich in Forschung und Praxis auf dem Gebiet des Kuratorischen berühren, überkreuzen, sich gegenseitig ergänzen oder nicht selten auch gegen einander antreten. Darüber hinaus richtet sie den Blick auf die Ähnlichkeiten, Differenzen und Wechselwirkungen sozial, ökonomisch, ethnisch, regional oder national bestimmter kuratorischer Kulturen und fragt nach ihren jeweiligen Bedingungen. Ziel ist es, über die Verfahren, Strategien und Effekte das Feld abzustecken, innerhalb dessen sich die aktuelle gesellschaftliche Relevanz des Kuratorischen als Erfahrungs-, Wissens- und Erkenntnisform mit ihren ästhetischen, sozialen und politischen Perspektiven abzeichnet.
Das Tagungsprogramm finden Sie unter: www.kdk-leipzig.de/veranstaltungen.html

Gäste:
Daniel Birnbaum, Gabriele Brandtstetter, Liam Gillick, Hannah Hurtzig, Maria Lind, Marion von Osten, Raqs Media Collective, Dorothee Richter, Irit Rogoff, Barbara Steiner, Nora Sternfeld, Hito Steyerl, Anton Vidokle, Tirdad Zolghadr.
Konzept:
Beatrice von Bismarck, Jörn Schafaff und Thomas Weski.

Beginn der Tagung ist Freitag, der 22. Januar 2010, um 14 Uhr. Die Tagung findet in englischer Sprache statt.

Kontakt:
Judith Krakowski (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)
Jörn Schafaff (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!)