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Wo ist der hanseatische Klarblick geblieben? Der Vorschlag, aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle mehrere Bilder Gerhard Richters zu verkaufen, grenzt nicht nur an Verrücktheit. Er ist verrückt. Besonders zynisch: Werke, die jeder Museumsdirektor gern in seiner Sammlung sehen würde, werden nun schnöde nach Marktkonjunktur taxiert. Solche Usancen gehören auf den Vieh-, pardon, Fischmarkt, aber nicht in eine Museumsstiftung.

Der absurde Vorstoß belegt, wie sehr der Respekt vor musealen Beständen gesunken ist - und das wohl nicht nur an der Alster. Ein Bilderbesitz, der das kulturelle Selbstverständnis einer Gesellschaft repräsentiert, steht nicht zur Disposition. Das sollte klar sein, erst recht in einer Stadt, die im Kunstmuseum ihren bürgerlichen Stolz erkennen müsste.

Die peinliche Debatte hat schon jetzt Vertrauen zerstört. Kunstmuseen leben von Mäzenen und Stiftern, profitieren von intakten Verbindungen zu Leihgebern und Sammlern. Das alles gilt es zu erhalten - gerade in Zeiten der Geldnot. Wer einmal seinen Etat durch Bilderverkauf saniert, produziert den größeren Folgeschaden gleich mit - den an der eigenen Glaubwürdigkeit.

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung

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