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Daniel Richter, der aktuell gefragteste deutsche Maler, kritisiert die Schaffensbedingungen für Nachwuchskünstler in Deutschland. Der 46-Jährige, der sich als Kunstprofessor und Laudator beim Kunstpreis „Zeitsicht“ mit jungen Talenten beschäftigt, sagt: „Kunst ist mehr, als nur Produkte anzufertigen.

Für Künstler geht es darum, Ideen zu entwickeln und sich Freiraum zu schaffen, ohne immer nur an die Verwertung zu denken. Und da sieht es gar nicht mehr so gut aus in Deutschland.“ Jungen Künstlern fehlten der Platz und die Zeit zum Experimentieren. Richter verleiht den „Zeitsicht“-Kunstpreis des Management-Instituts hauserconsulting am 5. Dezember in Augsburg an die Malerin Ellen Gronemeyer.

Zuletzt hatte er bei Hausbesetzungen im Hamburger Gängeviertel für Aufsehen gesorgt, als er die Demonstranten – unter ihnen viele Künstler und Kreative – öffentlich unterstützt hatte. Die Besetzer hatten mit der Aktion kritisiert, dass in Hamburg und anderen Städten immer öfter preiswerter Wohnraum luxussaniert und damit unbezahlbar würde. Darunter litten vor allem Nachwuchskünstler, die ihre Atelierräume nicht mehr bezahlen könnten.

„Ökonomische und künstlerische Interessen gehen nicht zwangsläufig Hand in Hand“, bedauert Richter. „Das ist an ganz vielen Orten zu sehen: Selbst in einer kunstfreundlichen Stadt wie Berlin sind Eigentümer- und städtischen Interessen immer öfter konträr zu denen von Kunst.“

Trotz seines Erfolgs in den vergangenen Jahren (für seine Bilder zahlen Sammler oft sechsstellige Summen) zählt Richter sich selbst auch noch zu den junger Künstlern: „In der Kunst ist man als älterer Mensch jünger als in allen anderen Gesellschaftsbereichen – vergleichen Sie es mal mit Fußballern oder Schauspielern. Nur als Künstler zählt man in den 40ern noch nicht zu den Alten. Das liegt am Wesen der Kunst, die länger braucht, um Aufmerksamkeit zu erhalten und beim Betrachter anzukommen.“

Richters Zitate stammen aus einem Interview, das er hauserconsulting im Vorfeld der Verleihung des Kunstpreises „Zeitsicht“ gab.