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Im ländlichen Raum der Prignitz entschied sich der Künstler Reinhard Zabka, ein Kunsthaus und Museum aufzubauen und arbeitet daran seit 20 Jahren. 1997 verließ er mit seinem Museum Babe im Rhinluch und zog in das Gutshaus Gantikow. Die Stadt Kyritz hatte ihn mit dem Lügenmuseum eingeladen, die Region kulturell und touristisch zu beleben. Jahrelang hat er in aller Stille und Zurückgezogenheit nur an seinem Museum gearbeitet. Er kehrt seine Innenwelt nach außen und machte sie öffentlich. Mit stark autobiographischen Bezügen erzählt sein Museum von der Globalisierung, vom Unterwegs sein, von der Illusion der Heimat. So gerann in einem langjährigen Prozess der poetischen Verdichtung sein Lügenmuseum zu einem völlig neuen Gesamtkunstwerk, ein Museum zur Rettung der Phantasie. Es gibt nichts Berührenderes für einen Künstler, als zu erleben, dass sein Werk ankommt, Anklang findet. Die Besucher reisen weit, um dieses aussergewöhnliche Museum zu erleben.

Reinhard Zabkas Werk wie seine persönliche Biografie legen Zeugnis ab, auf welche Weise beharrliches künstlerisches Engagement und Zivilcourage der friedlichen Revolution von 1989 vorgearbeitet und einen Beitrag zur inneren Einheit geleistet haben. Der Künstler Reinhard Zabka hat sich in vielfältiger Weise für den demokratischen Erneuerungsprozess und für die kritische Auseinandersetzung mit der jüngsten deutsch-deutschen Geschichte eingesetzt. Durch seine Unbeugsamkeit und Zivilcourage hat er in der Prignitz nicht nur Freunde gefunden. Zabka zeichnet aus, was für einen guten Künstler selbstverständlich sein sollte: Er ist überparteilich, unabhängig und unbequem. Sollten nicht gerade in der Zivilgesellschaft diejenigen ausgezeichnet werden, die über ihre Pflicht hinaus ein Wagnis eingehen?

Eine seiner provokanten Ausstellungen „Götzen-Ismen-Fetische“ 1985 im Berliner Dom erzielte mit 35.000 Besuchern einen Publikumsrekord. Für seine Werke und sein gesellschaftspolitisches Engagement erhielt Zabka mehrere Preise und Stipendien der Akademie Solitude, des Künstlerhauses Plüschow und Wiepersdorf.

Viele Ausstellungen machten das Lügenmuseum auch in diesem Jahr weit über seine Region bekannt. Seine Werke waren in Erfurt, Wittstock, Radebeul, Eberswalde, Frankfurt(Oder), Berlin und Rheinsberg zu sehen. Nach den Reisen sind die Objekte und Installationen wieder im Museum gelandet und haben ihren angestammten Platz eingenommen.

Im Jahre 2009 erinnerte eine Reihe von Veranstaltungen an das Jahr 1989. Allein die Ausstellung „Labyrinth der Erinnerungen“ über den Herbst 1989 zog mehr als 13.000 Besucher in die Marienkirche in Frankfurt/Oder. Mit dieser Ausstellung gelang ihm und seinem international besetzten Team auch 2009 die Provokation: Der begehbare Skulpturengarten aus Holzabfällen im Kirchenschiff der Marienkirche entsetzt und begeistert die Besucher gleichermaßen, wie man den zahlreichen Eintragungen im Gästebuch entnehmen konnte. Einer verlangte, den „Schund“ schnellstmöglich aus der Kirche zu entfernen, während ein anderer schrieb ,. „Das ging unter die Haut“. Friedrich Schorlemmer gratulierte zu dieser Ausstellung: „Hervorragend, phantasievoll, wahrheitsgemäß, aber nicht denunziatorisch, das eigene Urteil ermöglichend, humorvoll...“

Das 125. Jubiläum wird gefeiert am 28. November um 19 Uhr in den Räumen des Lügenmuseums.