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Film

Chandor hat sich Spitzenschauspieler geholt und alle sind durch die Bank ihr Geld wert: Jeremy Irons, Kervin Spacy, Paul Bettany, Stanley Tucci und Demi Moore ebenso wie die, noch mit eher kurzer Filmographie ausgestatteten Zacharty Quinto und Penn Badgley. Deren Spiel gepaart mit einer gut erzählten Geschichte, einer spannungsreichen Dramaturgie und exzellentem Schnitt lassen die 109 Minuten kurz werden.

In der englischen Originalversion heißt der Film schlicht „Margin Call“. Wenn man kein Broker ist, kann man möglicherweise mit diesem Begriff wenig bis gar nichts anfangen und glauben, es sei irgend ein Anruf, den da jemand erhält, aber es ist ein gefürchteter: Ein großer Vorteil beim Handel von Terminkontrakten liegt darin, dass man mit Kapital agieren kann, das man genaugenommen überhaupt nicht zur Verfügung hat. Nur ein kleiner Teil des eingesetzten Kapitals muss tatsächlich auf dem Konto des Brokers („Margin Account“) hinterlegt sein. Entwickelt sich das Geschäft jedoch gegen den Händler, kann es zum „Margin-Call“, dem Anruf des Brokers zur Erhöhung der Margin, kommen: man muss echtes Geld auf das Konto nachschießen um zu verhindern, dass die offenen Positionen zwangsaufgelöst werden.
Genau dies passiert im Film – und ebenso in der Realität – einem der größten Unternehmen.

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Top-Risk-Analyst Eric Dale (Stanley Tucci), verliert seinen Job. Dabei ist er gerade mitten in der Arbeit; einer Analyse zur aktuellen Unternehmenssituation, die er nun nicht zu Ende bringen kann. Entlassen heißt in diesem Job, alles stehen und liegen zu lassen, den Computer nicht mehr anrühren zu dürfen und auf der Stelle – und in Begleitung eines Sicherheitsmitarbeiters – die persönlichen Dinge in den berühmten Pappkarton zu packen und Büro und Gebäude unverzüglich zu verlassen. Wenigstens ist die Abfindung okay... Kurz bevor sich die Türen des Aufzugs schließen übergibt er einen Daten-Stick an seinen Kollegen Peter Sullivan (Zachary Quinto) und der schaut sich einmal die dort gespeicherten Daten an – spät abends allein im Großraumbüro und kann es nicht fassen: Dale hat zwar ein paar Fehler in seiner Analyse übersehen, aber rechnet man alles korrekt durch, dann ist klar, das Unternehmen steht vor dem Abgrund, es muss Unsummen Bargeld nachlegen.
Und nun dreht sich, mal schnell – mal langsamer, ein ineinander greifendes Räderwerk. Abteilungsleiter Sam Roger (Kevin Spacy) ist nicht nur ein alter Haudegen im Geschäft und hat viele überlebt, er scheint auch der einzige zu sein, der so etwas wie eine Art Gewissen hat oder vielleicht sollte es präzisiert werden, bei dem ab einer gewissen Grenze so etwas wie ein schlechtes Gewissen anklopft. Er ist in dem hierarchischen Räderwerk allerdings nur im Mittelbau und über ihm sind eine ganze Reihe Chefs, Will Emerson (Paul Bettany) zum Beispiel, der so manches Mal wirkt und aussieht wie ein Vietnam-Veteran und in privalen Momenten ab und zu Überbleibsel von Anstand und Ehre hat, aber letztlich auch innerlich längst am Job gescheitert ist. Aber auch seine Position ist nicht hoch genug, um einzugreifen. Und selbst die Management-Ebene, die als Zweiklang verkörpert wird von Jared Cohen (Simon Baker) und Sarah Robertson (Demi Moore) haben nicht das letzte Wort. Das hat John Tuld (Jeremy Irons), ein mit allen Wasser gewaschener Finanzmogul, intelligent, gerissen, schlagfertig, karrieresicher aber kein bisschen weise. Fahrlässig, skrupellos und asozial verspielen und verzocken sie nicht nur ihr eigenes Geld, sondern insbesondere das von anderen. Von jenen, die nicht die schwindelerregenden Gehälter von Bankern und Managern haben!

Bei aller Anklage, die zu Recht im Film erhoben wird, er ist weitaus mehr, denn Chandor, der auch das Drehbuch schrieb, zeigt ein nuancenreiches Portrait jener Menschen mit Seelen, die im seelenlosen Finanzmarkt arbeiten. Er rechnet nicht ab, verurteilt platt und zeigt nicht einseitig das große Böse, vielmehr gibt er den Protagonisten des Films Charakter und Spielräume persönlicher Entscheidungen. Er lässt sie fühlen und nachdenken, miteinander reden und mit sich kämpfen und sich gegenseitig antreiben. Sie werden verführt mit Geld und Prämien und wissen letztlich ganz genau was sie tun.


Darsteller: Kevin Spacey, Paul Bettany, Jeremy Irons, Zachary Quinto, Penn Badgley, Simon Baker, Mary McDonnell, Demi Moore, Stanley Tucci, Aasif Mandvi, Ashley Williams, Susan Blackwell, Maria Dizzia, Al Sapienza
Regie: J.C. Chandor
Produktion: Michael Benaroya, Robert Ogden Barnum, Neal Dodson, Corey Moosa
Drehbuch: J.C. Chandor

Die Story:
Wall Street 2008: Vermögensberater, Broker und Börsenmakler jonglieren noch ohne schlechtes Gewissen mit hohen Einsätzen und erzielen schwindelerregende Gewinnmargen. Doch die Finanzkrise hat bereits Einzug gehalten. Hauptleidtragender in einer großen Investmentfirma ist Top-Risk- Analyst Eric Dale. Dale arbeitete an einer Analyse der aktuellen Unternehmenssituation und übergibt die brisanten Daten bei seiner Entlassung seinem ehemaligen Schützling, dem smarten Jungtalent Peter Sullivan. Sullivan stellt daraufhin weitere Berechnungen an und erkennt, dass der finanzielle Untergang seiner Firma bevorsteht. Von den Zahlen alarmiert, beschließt die Konzernführung um Will Emerson, Sam Rogers, Jared Cohen, Sarah Robertson und John Tuld zum bevorstehenden Wochenende eine hochspekulative Rettungsaktion. Es beginnt eine moralische und zunehmend dramatische Achterbahnfahrt, die alle Beteiligten innerhalb der nächsten Stunden an den Rand der Katastrophe katapultieren wird.

 

(ca. 2.23 Min.) Deutscher Trailer "Der große Crash - Margin Call"
 

Kinostart: 29. September 2011

Fotonachweis:
Header: Detail aus Internationalem Poster
Galerie:
1. Deutsches Kinoposter
2. Still Stanely Tucci
3. Still Kevin Spacey
4. Still Paul Bettany
5. Still Director J.C. Chandor and Zachary Quinto
(c) Video und Fotos Koch Mediaalt

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