Meinung
Friedrich Schirmers überstürzter Rücktritt Deutsches Schauspielhaus in Hamburg

Nun also Schirmer. Der dritte Rücktritt in kürzester Zeit.
Frank Baumbauer mutmaßte eine „Hamburger Krankheit“ und dieser Gedanke ist nicht abwegig. Doch wie bei jeder Krankheit hat es keinen Zweck auf die Opfer einzuprügeln.

Gewiss: Friedrich Schirmers überstürzter Rücktritt ist fatal. Verantwortungslos gegenüber dem größten deutschen Sprechtheater, rücksichtslos gegenüber den Zuschauern und den 350 Mitarbeitern. Doch wie verzweifelt muss der Intendant gewesen sein, diesen Schritt nicht nur anzudrohen, sondern ihn tatsächlich auch zu tun? Er ist klug genug zu wissen, dass sein Ruf nun vollends ruiniert ist. Kaum anzunehmen, dass ihm noch einmal die Leitung eines angesehenen Theaters angeboten wird. Schirmer hat es in Kauf genommen und er leidet vielleicht noch mehr als Ole von Beust oder Karin von Welck. Egal, darum geht es jetzt nicht mehr. Jetzt geht es darum, die Ursachen der Symptome offenzulegen und sie zu bekämpfen. Die Stadt muss klar definieren, was sie von ihren Theatern – ebenso, wie von ihren Museen und Konzerthallen – erwartet. Und was sie bereit ist, dafür zu zahlen. Maßstäbe müssen her, Leistungsprofile, ein Masterplan für Hamburgs Kultur. Einfach so weitermachen wie bisher geht nicht mehr. Wenn das Rumwerkeln nicht bald ein Ende hat wird die „Hamburger Krankheit“ zur Epidemie.

Ihre Isabelle Hofmann

(Isabelle Hofmann ist freischaffende Kulturjournalistin)