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Was macht die Bullock, sie bringt für jeden Teilnehmer auch noch eine DVD mit dem Film mit, für den sie ausgezeichnet wurde. Das ist clever! Jetzt hat sie quasi ihr Leben gerade ‚Volley’ genommen ist mit dem Oscar in ihrer Hand auf dem Zenit ihres Schaffens, machte den erfolgreichsten Film ihrer Karriere und dann lässt sie ihr Mann im Stich. Trotz öffentlicher Liebesbekundungen war anscheinend so viel im Argen, dass er sich in die Arme, oder wohin auch immer, einer anderen Frau fallen ließ. Wenn das eigene Leben ständig auf dem silbernen Tablett serviert wird und man keine Chance hat, in Ruhe zu trauern, zieht man sich zurück und meidet zu Recht die Öffentlichkeit. In diesem Fall wird die Popularität zum Verhängnis. Sandra Bullock ist eine bemerkenswerte Frau, aber in diesen Schicksalsschlag muss sie erst einmal verdauen. In diesem Fall ist Popularität ein Fluch.

Beispiel 3:
Andy Warhol sagte 1968: “In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes.”.
Das scheint der Leitsatz für sehr viele Menschen aus der Entertainment-Industrie geworden zu sein. Es zählt längst nicht mehr das Talent oder die Arbeitsleistung, sondern es zählt mittlerweile häufig und einzig wie man sich verkauft.
Stars weltweit eint ein weiterer gemeinsamer Leitgedanke: Man will für seine Arbeit anerkannt werden, nicht für sein Privatleben. Wer in das Business gelangen möchte, den treibt die Frage um: Wie viel kann und wie viel darf man über das Privatleben Preis geben?

Diese Unsicherheit birgt folgendes Problem: Wenn man nicht gewillt ist, sein Inneres nach Außen zu kehren, hat man kaum noch eine Chance, Karriere zu machen. Damit sage ich nicht, dass es einem Journalisten nicht erlaubt sein sollte in Interviews private Fragen zu stellen, was ich damit meine ist, es sollte nicht nur noch ums Private gehen.

Gerade hat der ‚Spiegel’ einen Fragebogen veröffentlicht, den die Produktionsfirma von „DSDS“ ihren Finalkandidaten aushändigt hat, mit der Bitte um detaillierte Antworten zu allen auch der noch so privaten Themen. 
  

Der Gedanke einmal populär zu sein, einmal groß in der Öffentlichkeit zu stehen, treibt die Menschen offensichtlich an, wie ein Hirte seine Schafe. Jeder will Andy Warhols Aussage wahr machen. Aber für welchen Preis? Das Interesse an jemandem, der alles erzählt hat, verschwindet genau so schnell wie es aufgetaucht ist. Man kann die Geschichtchen irgendwann nicht mehr toppen, und dann fängt man an steil abzustürzen. Und alles immer noch in der Hoffnung, die Öffentlichkeit immer wieder für sich zu gewinnen, vielleicht zu schocken und das Interesse auf die eigene Person weiterhin zu lenken. Warum will man das? Wenn man populär ist – denken viele, ist man auch gut. Nein! Wenn man populär ist, wird weniger hinterfragt und nicht mehr so genau hingeschaut. Fällt man aber in ein Loch, weil der nächste schon parat steht, dann wird alles bis ins kleinste Detail analysiert. In einer Welt, in der nichts mehr heilig ist, in der das Privatleben durchleuchtet wird, kann uns nichts mehr schocken!

Und wohin führt das? Letztlich zu nichts.
Popularität ist eben ein Segen und ein Fluch zugleich. Das öffentliche Interesse ist notwendig, ohne dieses geht heute nichts mehr, weder die Kinokasse klingeln zu lassen, noch Quoten im Fernsehen nach oben zu schrauben, noch die Modekollektion oder ein künstlerisches Bild zu verkaufen. Wenn man Talent hat und gute Arbeit abliefert kann man Popularität als Segen für eine lange Zeit erleben. Wird sie aber benutzt, um ausschließlich berühmt zu werden und das um jeden Preis, fängt man schnell an seine Defizite zu kaschieren. Dann wird die Presse und die Öffentlichkeit gnadenlos und die Popularität schnell zum Fluch.

Ihr Steven Gätjen

(Steven Gätjen arbeitet in Deutschland und den USA als Event- und Fernsehmoderator. U.a. war er für Sender wie MTV, ZDF, Pro7, Kabel Eins und SAT 1 tätig. Weitere Informationen unter: www.stevengaetjen.com)

Foto: Copyright Inglourious Basterds / Universal Pictures

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