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Sarah Chaksad Orchestra Windmond - Bauer Studios

Es ist ein satter Sound, der da auf dem Album „Windmond“ zu hören ist. Das 15-köpfige Sarah Chaksad Orchestra spielt als Jazz-Ensemble und steht ganz und gar in jener musikalisch-orchestralen Tradition, die genau den aller ersten Eindruck des Albums ausmacht: voller Klang.

„Windmond“ ist die CD betitelt. Und „Windmond“ heißt eines von neun Stücken darauf. Wer jetzt allerdings in vorauseilender Logik meint, die Bigband würde sich inhaltlich auf US-amerikanischen Durchschnitt beziehen – weit gefehlt. Das Niveau von College-Bands bitte sofort vergessen. Hier sind viele, exzellente, erfahrene Solisten am Werk, die das Miteinander pflegen! Es ist natürlich nicht nur in der Schweiz eine Erfahrung wert, wo sich das Ensemble mit Musikern aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich gründete, mit Gleichgesinnten jene jazzige Aura zu pflegen, die man nur in der Selbstständigkeit voll auskosten kann.

Windmond SCO CoverDieses Album ist wahrlich ein Genuss, denn jedes einzelne Stück, ob Ballade, Rock-Jazz oder freie Improvisation ist intelligent und jeweils individuell komponiert – alle übrigens von Sarah Chaksad, mit dem hörbaren und notwendigen Freiraum für die einzelnen Musiker während der Aufnahme. Vier Saxofone, drei Trompeten, drei Posaunen geben dem Projekt die Sättigung.

Zwar kann der Hörer einen übergreifenden Stil wahrnehmen, aber jedes Stück ist ausdifferenziert und klingt dadurch charaktervoll mitreißend und als Unikat. Durchdachte Tempi-Wechsel gehören ebenso zu den Qualitätsmerkmalen wie die Kompositionen selbst – sie unterstützen Spannungsbögen und Fließgeschwindigkeiten.

Die musikalische Matrix entsteht quasi irgendwo zwischen Wind und Mond. Weder als Gegensatzpaar gemeint, noch als Ortsbeschreibung. Windmond ist eine Erfindung. Der eigene Ausdruck der Saxophon-spielenden Komponistin ist es ebenfalls. Ab und zu schaut Neugierde, rockiges Zitat und Experimentierwillen um die Ecke („Blessed“), ein anderes Mal sphärischer Klang („Waterfall intro)“ oder stringente melodische Erzählung („Waterfall“).
Spätestens jetzt ist man ein klein wenig in den Sound verliebt.

Besonders „Look Back and Laugh“ und „The Insensitive Lady“ haben es mir angetan. Die Stücke sind jeweils ein wundervoll semantischer Raum zwischen gemeinsamer Erzählung, einsamer rhythmischer (Saxophon-)Begleitung und kleinen individuellen Ausflügen einzelner Instrumente. Die grundlegende Narration bleibt erhalten und formt sich doch am Ende wieder neu. „The Insensitive Lady“ hat zudem noch ein derart tolles Perkussions-Solo von Gregor Hilbe, dass man gerne mehr davon hätte.

Eine Musikerin aus einem Ensemble oder einem Album hervorzuheben kann problematisch sein, da es ein Werk aller Beteiligten gemeinsam ist, aber die Stimme von Julie Fahrer kommt so perfekt an das Kompositionsszenario heran, dass eine Erwähnung obligatorisch ist.

Sarah Chaksad Orchestra: Windmond
Sarah Chaksad - alto saxophone; Julie Fahrer - vocals; Andreas Böhlen - alto saxophone, soprano saxophone, clarinet, soprano recorder; Cédric Gschwind - tenor saxophone, flute; Fabian Willmann - baritone saxophone, clarinet; Lukas Wyss - trombone; Lukas Briggen - trombone; Lucas Wirz - bass trombone; Charley Wagner - trumpet, flugelhorn; Octave Moritz - trumpet; Jonas Winterhalter - trumpet, flugelhorn; Valentin Hebel - guitar; Michael Baumann - piano; Hagen Neye - bass; Jan Schwinning - drums
special guest: Gregor Hilbe - second drums on track 3,7,9
Label: Neuklang
EAN: 4012116415834

VÖ: 18.11.2016

Hörprobe

Video: Sarah Chaksad Orchestra @ Bauer Studios Ludwigsburg
Video: Sarah Chaksad Orchestra


Abbildungsnachweis:
Header: Sarah Chaksad Orchestra. Foto: Fabian von Unwerth
CD-Cover
Sarah Chaksad Orchestra. Foto: Fabian von Unwerth
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