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César Orozco & Kamarata Jazz: No Limits for Tumbao

Der 1980 auf Kuba geborene Pianist César Orozco gehört seit seinem Karrierestart in Südamerika und seit 2012 in den USA zu den hörenswertesten Musikern des Latin Jazz.
Nach einem Musikstudium der Violine in Havanna zog es Orozco nach Venezuela, wo er im „Orquesta Sinfónica de Carabobo“ fünf Jahre lang spielte – Geige und Piano. Schon zu jener Zeit spielte, komponierte und arrangierte er in und für verschiedene Ensembles, unter anderem stand er auf der Bühne mit Eric Clapton, David Sunborn, Gilberto Santa Rosa, Caetano Velozo und mit Landsmann Chucho Valdez.
Gemeinsam mit Orozcos Band „Kamarata Jazz“, 2001 gegründet, spielen sich die kubanisch-venezolanischen Musiker in die Herzen und Ohren ihres internationalen Publikums.

Cover César Orozco & Kamarata Jazz: No Limits for TumbaoSoeben erschien ein wundervolles Album der Gruppe mit dem Titel „No Limits For Tumbao“. Tumbao ist für die Lateinamerikanische Musik das, was der Swing für den Jazz ist – tanzbarer intensiver Rhythmus. Mit seinen afro-kubanischen Wurzeln ist Tumbao eine Bass gestützte, rhythmische und immens vielseitige Musik – eben ohne Grenzen. Grenzenlos gut sind auch die zehn Stücke auf der silbernen CD-Scheibe, dem dritten Hauptalbum des Quartetts. Musikalisch von höchstem Genuss und mit so einigen rhythmischen Herausforderungen, die meisterlich bewältig werden. Dabei kommt diese Musik mit großer Noten- und Klangskala gleichzeitig mit einer so unglaublichen Leichtigkeit und oft auch mit einer rasanten Geschwindigkeit daher, dass man annehmen möchte, sie sei vom Urknall selbst produziert.

Der Albumtitel wiederholt sich im ersten Stück und gleich geht es tief hinein in die südamerikanischen Klangwelten. Kamarata Jazz und Yosbani Terry, mit seinen lockeren Saxophon-Sounds, sowie Vladimir Quintero mit den Congas, bringen stante pede die richtige Betriebstemperatur in die Gehörgänge.

Zeitlose Lebensfreude quillt zwischen jeder Notenpartie, auch in den ruhigeren Passagen wie bei „Faith“, eines von sechs Stücken, das von César Orozco selbst komponiert wurde.

Ein venezolanisches Folklore-Stück dient als Grundlage bei „Galeron“. Diese weiche Komposition ist vom Original ein gehöriges Stück entfernt, so dass der Hörer nur zeitweilig Erinnerungsmomente an das Bekannte erhält. Samba, Rumba, Joropo (venezolanische Tanzmusik), Flamenco, Merengue (Musik- und Tanzform der Karibik) und Montuno (reine Instrumentalteile in der kubanischen Musik) – der Hörer kann hier zum akustischen Experten für Südamerikanische und Karibische Musik werden. „A Nightingale Sang in Berkeley Square“ fällt mit seiner US-amerikanischen Orientierung ein wenig aus dem sonstigen Rahmen. Die Stimme von Linda Briceño – die zudem Trompete zum Titel „Vladitimba“ spielt – hat hier eben diesen perfekten Hauch für eine Musikbar.

Orozco glänzt in den Pianopartien bei „Arrival“, wundervolle Läufe und eine atemberaubende Präzision, die in der schlichten und unaufdringlichen Begleitung von Drums, Bass und Percussion voll zur Geltung kommen.

Das kubanische Folklore-Stück „Para Ti Nengon“ – das letzte Stück der Platte – beginnt im wahrsten Sinne mit einer kinderleichten Melodie und entwickelt sich dann zum Spielplatz der Musiker und kehrt schließlich ein wenig erschöpft und müde zum Ende nach Hause. Die Stimme eines Kind schließt das Album ab und entlässt den Hörer voller Dank.

César Orozco & Kamarata Jazz: No Limits for Tumbao
Rodner Padilla (Bass), Francisco Vielma (Percussion) und Euro Zambrano (Drums) sowie Gäste
Laberl: AlFi Records
EAN: 724131549619

Hörproben
Video: Cesar Orozco & Kamarata Jazz at the Kennedy Center


Abbildungsnachweis: Motiv aus CD-Backcover, CD-Cover