Meinung
Inkompetenz, Mutlosigkeit, Kungeleien - Stiftung Historische Museen Hamburg

Was sich in und um die Stiftung Historische Museen Hamburg derzeit abspielt, ist so grotesk, dass man es kaum glauben mag.
Der Reihe nach: Im November 2010 erhielt Stiftungs-Vorstand Kirsten Baumann von der Kulturbehörde den Auftrag, ein Konzept zur Weiterentwicklung des Museumsverbundes (Altonaer Museum, Museum für hamburgische Geschichte, Museum der Arbeit, Helms-Museum Harburg) auszuarbeiten. Am 20. September 2011 wurde es im Kulturausschuss der Bürgerschaft mit Vertretern aller Parteien diskutiert und von Kultursenatorin Barbara Kisseler ausdrücklich gelobt und bekräftigt.

Zwei Tage später reichte die Fraktion der alleinregierenden SPD überraschend einen Antrag ein, der die „Verschlankung der Stiftung“ vorsieht, in Wahrheit aber einer Zerschlagung gleichkommt: Das Helms-Museum soll demnach wieder Eigenständigkeit erhalten, das Bergedorfer Schloss (bislang Außenstelle MHG) und das Rieck Haus (bislang Altonaer Museum) zu einer neuen Stiftung zusammengefasst werden. Und das Schönste: Barbara Kisseler begrüßte den Antrag. Kirsten Baumann hingegen erfuhr die Rolle rückwärts aus der Presse und tat das einzig richtige: Sie trat als Stiftungsvorstand zurück (bleibt aber weiterhin Direktorin des Museums der Arbeit).

Die nicht vorhandene Kommunikation zwischen Behörde und Stiftung, die wendehalsige Kultursenatorin, die hier im Handumdrehen auf SPD-Linie getrimmt wurde und eine verbrannte Kirsten Baumann, deren monatelange Konzeptausarbeitung offenbar für die Katz war, sind dabei nur unschöne Aspekte am Rande. Viel schlimmer sind die Auswirkungen auf die Stadtmuseen selbst. Die neuerliche Umstrukturierung bindet wieder auf Monate Kraft, die dringend in Inhalte gesteckt werden müsste. Und sie bindet Geld, das eh nicht vorhanden ist. Hätte die Stadt die Tarifsteigerungen der vergangenen Jahre ausgeglichen, wären die vier Häuser heute schuldenfrei, erklärte unlängst Stiftungs-Geschäftsführer Helmut Sander. Hat die Stadt aber nicht und so krebsen die Museen seit Jahren strukturell unterfinanziert vor sich hin. Der Gipfel der Dauerkrise war vergangenes Jahr die angedrohte Schließung des Altonaer Museums, die Bürgerproteste gerade noch verhindern konnten. Aber gebessert hat sich die Situation seitdem mitnichten. Man muss es auch mal klar sagen: Der 2008 begründete Verbund der Stadtmuseen hat die Erwartungen bislang in keiner Weise erfüllt. Das Kombi-Ticket hätte man auch in der alten Form bewerkstelligen können. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass die Idee eines Zusammenschlusses falsch oder schlecht war.

Alle vier Museen sind große, schwerfällige Apparate mit eingefahrenen Strukturen. Die Dauerausstellungen sind veraltet, das Personal ebenso. Der ständige Kampf ums Überleben hat alle Mitarbeiter frustriert und ermüdet. Ein „General“, der mit Blick von außen neu gewichtet, ein einheitliches Marketing installiert und frischen Wind in die Häuser bringt, macht da durchaus Sinn. Dazu braucht er aber nicht nur Phantasie und Durchsetzungskraft – dazu braucht er auch GELD. Die Marschrichtung der SPD „Vorwärts in die Vergangenheit“ ist jedenfalls keine Lösung. Der Rückfall in einzelne „Fürstentümer“ hat keine stärkere Profilierung zur Konsequenz, sondern Provinzialität. Und „kostenneutral“, wie im Antrag formuliert, wird das Ganze auch nicht. Im Gegenteil: Für die beiden eigenständigen Stiftungen werden wieder zwei zusätzliche Geschäftsführer gebraucht. Deshalb wohl auch der Vorschlag, den Ausstellungs-Sondertopf von zwei Millionen Euro zu halbieren und eine Million den Museen direkt zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig will die SPD natürlich noch mehr und noch attraktivere Sonderausstellungen, noch mehr Events, noch mehr interaktive Angebote für Jugendliche. Alles „kostenneutral“, versteht sich. Sander sprach von einem „großen Kuddelmuddel“ bei Annahme des Antrags. Ach was, es wäre der schiere Wahn.

Ihre Isabelle Hofmann


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