Musik
„Hammonia Cantat“ – oder wie mache ich Hamburg zu der Musikstadt Deutschlands

„Ich glaube, dass sich der internationale Musikmarkt zunehmend auf einzelne große Konzertorte konzentrieren wird. Das ist Köln, das ist Berlin, das wird zukünftig Hamburg sein.“
Das sagte Barbara Kisseler, seit März 2011 Kultursenatorin in Hamburg, im BILD.online-Interview am 18. Juni 2012.

Politiker haben oft ihre Probleme, gezwungen publikumswirksam zu sein. Namentlich muss man als öffentlicher Diener immer einen Aufbruch, etwas Neues verkaufen – nach dem Motto: „Das mache ich jetzt mal alles...!“ Yes, we can!
Ihr Ausspruch ist ja nett gemeint, Frau Senatorin, aber diese Aussage oben zeugt davon, dass Sie eigentlich herzlich wenig Ahnung davon haben, was Hamburg musikalisch bedeutet hat und bedeutet.
Damit teilt die eifrige Politikerin das Schicksal von vielen Hamburgern die namentlich ihr großes Erbe an sogenannter „Alter Musik“ aus dem Hochmittelalter bis zum Spätbarock und in die Frühklassik hinein fast völlig vergessen haben und das aus der öffentlichen Wahrnehmung zu Unrecht verschwand. Eine Reise durch die Jahrhunderte des reichen Musikerbes Hamburgs vom Mittelalter bis zum Hoch-Barock tut also Not.

Hamburgs bewusste Musikgeschichte beginnt bei Brahms und ist noch immer geprägt von „Cats,“ „Buddy Holly“ und dem „Phantom, der Oper“ – erfolgreiche Musicals, die selbst viele gebildete Menschen gerne mal mit richtigen Opern verwechseln.
„Hammonia“ mit dem latinisierten Ehrennamen der Hamburg-Hymne, „Cantat“ – singt und klingt schon lange. Schon über 600 Jahre sind in Hamburg prächtige Musikveranstaltungen und bedeutende Musikentwicklungen nachgewiesen, die von europaweiter Bedeutung waren.
In der Hansestadt fand sich die Elite der Komponisten ein. Selbst Johann Sebastian Bach (1685-1750) bemühte sich ehedem als junger Mann um einen Posten in Hamburg. Er spielte 1720 in Hamburgs St. Jacobi-Kirche auf der Arp Schnitger-Orgel seine wahrhaft monumentale Fantasie und Fuge BWV 542 vor. Er bewarb sich um eine Anstellung als Hamburgischer Hauptkantor, bevor er dann schließlich, aus Geldmangel – denn um diesen ehrenwerte und gut dotierten Lebensanstellung zu bekommen, musste man an den Senat der Hansestadt stattliche Summen zahlen – sich lieber nach Leipzig wandte, um dort sein Auskommen zu sichern.

Auch der 20jährige Georg Friedrich Händel (1685-1759) machte sich in Hamburg einen ersten Namen und komponierte Musiktheater wie „Armida“ und „Nero“ (daraus wurde später in Venedig die Oper „Agrippina“) für die „Oper am Gänsemarkt“. Nicht zuletzt kam Georg Philip Telemann (1681-1767), der seine größten und bedeutendsten Werke in Hamburgs Mauern schuf.

Lassen Sie uns also eine Reise in Hamburgs große Musikgeschichte unternehmen – von 1500 bis 1800 – garniert mit einer ganz persönlichen Auswahl an CD-Empfehlungen für zuhause, die diese große hanseatische Tradition mit richtungweisenden und jungen spannenden Aufnahmen wieder zum musikalischen Leben erwecken können.

Reichtum und Musik: Hymne und Tanz der „Pfeffersäcke“:
Stadt Hamburg in der Elbe Auen,
Wie bist du stattlich anzuschauen
Mit deinen Thürmen hoch und hehr
Hebst du dich schön und lieblich sehr
Heil über dir, Heil über dir, Hammonia, Hammonia
O wie so glücklich stehst du da !

Stadt Hamburg, Vielbegabte, Freie !
So reich an Bürgersinn und Treue,
So reich an Fleiss und Regsamkeit,
Dein Lob erschalle weit und breit !
Heil über dir, Heil über dir, Hammonia, Hammonia
O wie so wirkend stehst du da...

Galerie - Bitte Bild klicken
Die ersten beiden Strophen der „offiziellen“ Hamburg-Hymne: „Stadt Hamburg an der Elbe Auen“, sollen uns durch das frühe Hamburgische Musikleben begleiten.
Das 1828 entstandene Lied beruht auf einem Text von Georg Nikolaus Bärmann und wurde von Albert Methfessel komponiert. Letzterer stellte die Hymne erstmals am 19. April 1828, bei der von ihm begründeten „Hamburger Liedertafel“ vor. Am 29. September 1828 wurde die spätere Hamburg-Hymne im neuen Hamburgischen Stadttheater erstmals öffentlich aufgeführt. Das Lied bildete den Schlussgesang in dem Stück „Bürgertreue“, einem Schauspiel von Dr. Bärmann, das anlässlich des 300. Jahrestags der Reformation in Hamburg und der bürgerlichen Verfassung aufgeführt wurde. Doch eigentlich ist der Begriff „Hammonia“ im Zusammenhang mit Hamburg 100 Jahre älter und wurde von einem der berühmtesten und einflussreichsten Textdichter der Stadt geprägt: Barthold Heinrich Brockes (1680-1747). „Hammonia“, als Name der Schutzgöttin der Stadt, geht auf eine 1710 erschaffene Kantate von Brockes (spricht sich Brooks) zurück und wird häufig als bildliche Allegorie, in Form einer Frauengestalt dargestellt, die die Stadt repräsentiert.
Barthold Heinrich Brockes war deutscher Politiker, Schriftsteller und Dichter der frühen deutschen Aufklärung. Sein Hauptwerk ist die naturlyrische Gedichtsammlung „Irdisches Vergnügen in Gott“, in der die Natur in ihrer „Schönheit und Nützlichkeit als Mittler zwischen Mensch und Gott“ reflektiert wird. Der Dichter wurde als Sohn eines wohlhabenden Hamburger Kaufmanns geboren. Seit dem Tod seines Vaters wirtschaftlich unabhängig begann Brockes, sich zunehmend seinen literarischen Interessen zu widmen. 1709 starb dann seine Mutter und hinterließ ein beträchtliches Vermögen.
1712 veröffentlichte der Hamburger Politiker-Poet mit dem Passions-Oratorium „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende JESUS“ sein erstes Werk, das ihn europaweit berühmt machen sollte.Komponisten wie Reinhard Keiser (1712), Georg Friedrich Händel, Georg Philipp Telemann (1716), Johann Mattheson (1718), Johann Friedrich Fasch (1723), Gottfried Heinrich Stölzel (1725) vertonten Stücke des in den folgenden Jahren weit über die Stadt hinaus bekannten Brockes, weitere Komponisten folgten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Hamburg hatte bereits einen phänomenalen Aufstieg als Handelsmetropole hinter sich als Brockes als Allegorie für die Hansestadt die “Hammonia“ erfand.
Maßgeblich durch das von Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1189 verliehene Hafenrecht und die Handelsprivilegien für die ganze Unterelbe wuchs die Stadt schon im Mittelalter zu einem florierenden Handelszentrum. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich Hamburg dann als eines der ersten Mitglieder des Kaufmannsbundes Hanse zum wichtigsten deutschen Umschlag- und Stapelplatz zwischen Nord- und Ostsee und galt mit zeitweilig 600 Brauereien sogar als das „Brauhaus der Hanse“.
Ab 1510 wurde Hamburg endgültig Reichsstadt. 1558 eröffnete bereits die Hamburger Börse, eine der ersten Deutschlands.
Hamburg war also (fast immer) eine reiche Stadt des Kaufmannsadels. Spöttisch entstand daraus früh schon der Begriff “Pfeffersäcke“, der die Hamburger und alle der Hanse angehörende Kaufleute und Händler charakterisierten sollte. Der Begriff wurde deshalb geprägt, weil der Wohlstand vieler von ihnen auf dem Handel mit Gewürzen aus Übersee beruhte, für die im Mittelalter zusammenfassend der Begriff „Pfeffer“ stand.
Im Ursprung war das ein Ehrentitel, denn Hamburg entwickelte, einen nicht immer gerne zur Schau gestellten, aber gerne in vollen Zügen genossenen Reichtum. Und Reichtum geht nach Handel und Geld auch in Unterhaltung und Kultur. Er ist immer ein guter Nährboden für Komponisten und Musiker aller Regionen, die es schon früh in der Geschichte nach Hamburg zog. Die Gage stimmte offensichtlich!
Nach dem Ende der Hanse hatte die Kultur der Musik Hamburgs im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt. Hamburg leistete sich damals eine eigene „Ratsmusik“ von fest angestellten Stadtmusikanten und Stadtpfeiffern, zu denen auch die Bläser der Kirchtürme zählten.

Man gestaltete das ganze Leben mit Musik, man hatte das Geld in Hamburg dafür. Jedes Fest, jede Hochzeit, jede Beerdigung hatte – per Senatsdekret – mit Musik versehen zu werden, damit die Kapelle im Dienste der Stadt etwas zu tun hatte.
Wer sich lieber ohne Musik verehelichen wollte oder zu Grabe getragen wurde, der musste trotzdem zahlen – Ausfall für entgangenen Lohn und Bewirtung der Musiker beim „un-musikalischen“ Fest.

Der Pfeffersack tanze gerne und liebte das Leben und seine Musik. Einer der internationalen Musiker die Hamburg damals bevölkerten, war ein richtiger Raufbold und Abenteurer.
William Brade wurde 1560 in England geboren und starb 1630 in seiner neuen Heimat Hamburg. Er war Komponist, Violinist und Gambenvirtuose. In der Zeit von 1608 bis 1610 sowie von 1613 bis 1615 wirkte er in der Hamburger Ratskapelle und seine ehemaligen Arbeitgeber in England nannten ihn einen "wanton, mischievous fellow" - einen „(geld)gierigen und problematischen“ Kerl. In der Tat stritt und raufte sich Brade am liebsten in den zahllosen Biertavernen Hamburgs und spielte dort nächtelang Karten oder schlug sich tagsüber mit dem Senat herum, weil er sich für “unterbezahlt” hielt. Brade wurde aber dennoch oder vielleicht gerade wegen seiner Art der erste wirkliche Hitschreiber der Hamburgischen Tanzböden.
Seine in Hamburg veröffentlichten „Newe auserlesene Paduanen, Galliarden, Canzonen, Allemanden und Couranten“ von 1609 und 1614 sind selbst aus heutiger Sicht noch echte Saal-Fetzer der frühen barocken Tanzmusik. Man kannte damals eigentlich nur zwei wesentliche Tanzformen, die Paduane, einen Schreittanz und die Galliarde, den schnellen Springtanz, im damaligen deutsch als „Danz“ und „Hoppel-Danz“ bezeichnet.

Wer also mit dem Pfeffersäcken tanzen möchte, dem sei das hervorragende CD „William Brade / Hamburger Ratsmusik um 1600“ empfohlen. Es musiziert die catalanische Gruppe Hesperion XX unter ihrem Leiter dem Gambisten Jordi Savall nach alter Manier und im Originalklang der Zeit. Ein echter Ohrenschmaus. (Erschienen ist die CD bei DMH Deutsche Harmonia Mundi, Bestellnummer: 05472 77476.2).

Einen guten Überblick über die Vielfalt der hanseatischen Festmusiktradition gibt auch die CD „Festive Hanseatic Music“ den das Ensemble Weser Renaissance unter Manfred Cordes aufgenommen hat. Sie bietet Festmusiken zu verschiedenen Anlässen geschrieben in der Zeit von 1590 bis 1700. Hier sind echte musikalische Juwelen zu finden. So das wirklich fröhliche Lied von Heinrich Albert (1604-1651) „Auf und springet“, gedacht für eine Hochzeit:
„Auf und springet, tanzt und singet
Ihr geliebten Gäst’
An diesem Hochzeitsfest!
Macht euch fertig und bereit
Zu der süßen Fröhlichkeit,
Spart die Sorgen bis auf morgen,
Und nehmt wahr der Zeit!“
Es finden sich auf der Scheibe auch relativ unbekannte Werke von Hamburger Komponisten, wie Matthias Weckmann (1621-1674), der eine strahlende Motette zum Michaelisfest beisteuert: „Es erhubt sich ein Streit“ und Julius Johannes Weiland (1605-1663) der in seinem Lied die Frauen preist „Wohl dem der ein tugensam Weib hat“, immer noch – wie wohl damals schon – urkomisch und trotzdem mitreißend.
Begeisternd musiziert wird all das von einem ausgesuchten, hochkarätigen Solistenensemble und von „Bremer Alte Musik Experten“:
CD Weser-Renaissance/„Festive Hanseatic Music“ erschienen bei JPC/CPO unter der Bestellnummer CPO 999 782-2.

Weihnachten ist in Hamburg vielleicht mehr als überall sonst auf der Welt immer ein ganz besonderes Hochfest der Jahres gewesen. Weit vor „Moe“- und Jungfernstieg-Shopping und Weihnachtsmarkt-Glühwein am Gerhardt-Hauptmann-Platz oder rund um die Petri-Kirche, hat man zu Christi Geburt in Hamburg besondere Musik aufgeführt und das Fest in Pracht und Herrlichkeit gefeiert.
Einen Eindruck von der musikalischen Vielfalt und dem Formenreichtum den man schon im 16. und 17 Jahrhundert musikalisch mit diesem „Fest der Feste“ verband ist auf der CD „Baroque Christmas in Hamburg“ zu hören.
Manfred Cordes und sein Vocal- und Instrumental-Ensemble „Bremer Barock Consort“, gebildet aus Meisterschülern der dortigen Musikhochschule, haben diesen musikalischen Hamburgischen Weihnachtsbaum geschmückt.

Im Auszug aus Cordes hochinteressanten Erläuterungen im begleitenden Textheft heißt es: „Das Nach- und Nebeneinander der verschiedenen (Musik-) Gattungen, Stile Kompositions- und Aufführungstraditionen bietet speziell im 17. Jahrhundert also in der sukzessive fortschreitenden Ausformung eines „Barockstils“ einen Formen und Farbenreichtum, wie er in der Musikgeschichte wohl aus außergewöhnlich bezeichnet werden darf (...)“

Es werden größtenteils sakrale Werke der Musikerdynastie Praetorius in Hamburg aufgeführt, Hieronymus (1560-1629) und Jacob (1586-1651). Außerdem Werke der in der Hansestadt wirkenden Komponisten Thomas Selle (1599-1663), Samuel Scheidt (1587-1654) und Johann Philipp Förtsch (1652-1732). Zudem ein deutsches Magnificat von Matthias Weckmann „Gegrüßet seist Du Holdselige“ und ein „Nunc Dimittis“ ebenfalls gut protestantisch in Deutsch „Herr nun läßest Du Deinen Diener...“ von Christoph Bernhard (1627-1692). Man bekommt eine gute Übersicht wie Weihnachten zwischen 1580 und 1730 in Hamburg geklungen hat.
Die CD „Baroque Christmas in Hamburg“ ist zu haben bei JPC/CPO Bestellnummer 777 553-2.

Festmusiken in Hamburg – nicht erst ein Fall seit dem „Täterätätä“ des Hafengeburtstags. Wie die Pfeffersäcke tanzten haben viele berühmte Komponisten und Musiker aller Jahrhunderte bestimmt. Hamburg gönnte sich ein quick-lebendiges Musikleben, das leider heute vielfach in Vergessenheit geriet.
Doch der allergrößte Arbeitgeber für Komponisten und Musiker aus Hamburg wohnte damals in Gottes Haus.



Die Kirchen – Türme der Gottesfurcht

Der Kirche Pfeiler dir behüte
Durch Frömmigkeit und Herzensgüte,
Dass reine Lehr’ und Gottvertrau’n
Am heil’gen Glaubenstempel bau’n !
Heil über dir, Heil über dir, Hammonia, Hammonia !
Wie stehst du gottvertrauend da !

Der Hamburger Volksmund kennt seine Kirchen – so lernen schon die Kinder: Über das Dächergewirr / recken die Türme sich frei: Michel, Petri, Kathrin, / Jakobi und Nikolai.
Fünf evangelisch-lutherische Kirchen in Hamburg werden heutzutage als Hauptkirchen bezeichnet: St. Petri, St. Katharinen, St. Michaelis, bekannter als „Michel“, St. Jacobi und St. Nikolai.
Am 28. Juli 1943 wurde die St. Nikolai-Kirche in der Altstadt durch Fliegerbomben schwer beschädigt. 1951 wurde das Kirchenschiff abgebrochen. Die neue St. Nikolai-Kirche wurde 1962 am Klosterstern in Harvestehude erbaut.

Die Stadt Hamburg gehörte anfangs zum Bistum Verden. Im Jahre 834 wurde Ansgar, Leiter der Klosterschule in Corvey, von Kaiser Ludwig dem Frommen zum Erzbischof mit Sitz in Hamburg ernannt. Hamburg ist aber seit der Reformation eine eher evangelisch-lutherisch geprägte Stadt. Der Rat der Stadt Hamburg unterzeichnete die lutherische Konkordienformel von 1577. Ab 1522 hielt die Reformation Einzug. Seit 1526 war fast die gesamte Bürgerschaft, ab 1528 auch der Rat der Stadt vollständig vom lutherischen Bekenntnis überzeugt und 1529 führt die Freie Reichsstadt Hamburg unter Mitwirkung von Johannes Bugenhagen eine neue Kirchenordnung ein.
Diese gilt als Geburtsstunde der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Hamburgischen Staate. Sie war in den folgenden Jahrhunderten für das kirchliche Leben in Hamburg zuständig.
Die Stadt hat in zweierlei Hinsicht eine reiche Kirchengeschichte – genug Kirchengebäude, um viel Musik aufzuführen und reiche Kirchengemeinden, um diese zu bezahlen. Hamburger lieben ihre Kirchenmusik. Das beweisen bis heute stets ausverkaufte Bänke bei den jährlichen Passions-Aufführungen der Bach’schen Werke zu Karfreitag und dem Weihnachtsoratorium des gleichen Komponisten : „Jauchzet frohlocket, auf preiset die Tage“ – das kann (je)der gebildete Hamburger mitsingen...
Altkanzler, Hobby-Organist und Pianist von Gnaden und Hamburger Urgestein Helmut Schmidt meinte einmal in einem Interview, dass ihn die Kirchenmusik wesentlich mehr beeindrucke und interessiere als die Kirche selbst...

Eine neue CD Serie widmet sich nun dieser reichen Musikgeschichte der Hamburgischen Sakralen Musik unter dem Titel „Musica Sacra Hamburgensis 1600-1800“. Das aufwendige Projekt oft unbekannte Werke Hamburger Kirchenmusiker neu zu veröffentlichen und mit den besten verfügbaren Interpreten alter Musik im Originalklang oft erstmals aufzunehmen, wurde von der Hamburger ZEIT-Stiftung gesponsert und versicherte sich der wissenschaftlichen Unterstützung der Staats- und Universitäts-Bibliothek Hamburg.
Spiritus Rector dieser bei CPO veröffentlichten CD Reihe ist ein Namensvetter von mir, Jürgen Neubacher, seines Zeichen und Amtes Kurator Sammlungen in dieser vorgenannten Institution. Auch von ihm möchte ich einige Auszüge aus seinem Vorwort zur CD zitieren: „Die klingende Denkmäler Reihe ‘Musica Sacra Hamburgensis 1600-1800’ möchte ein nachhaltiges Interesse für die Glanzzeit Hamburger Kirchenmusik wecken. Anhand exemplarisch ausgewählter, oftmals unbekannter Kompositionen, dargeboten von renommierten Ensembles aus dem Bereich der Alten Musik sollen die Vielfalt wie auch manche Besonderheiten der in Hamburg entstandenen Kirchenmusik von der frühen Neuzeit an bis zur beginnenden Romantik vermittelt werden.“

Wir wollen im Folgenden einige dieser erstaunlichen Aufnahmen vorstellen: Eine besondere Rarität ist dabei die wiederentdeckte Marien Liturgie „Historia de Compassione Gloriosissimae Virgis Mariae“ (Historie der Gnadenreichen und Glorreichen Jungfrau Maria). Sie datiert um 1500 und wurde im Mariendom Hamburgs aufgeführt.
Der katholische Mariendom war ursprünglich der Bischofssitz des Erzbistums Hamburg. Der Sitz wurde schon im 9. Jahrhundert nach Bremen verlegt. In Hamburg verblieb nur ein Kapitel, und die Kirche behielt die Bezeichnung "Dom". Nach einigen Vorgängerbauten wurde im 13. Jahrhundert eine mächtige Domkirche im gotischen Stil erbaut. Mit der Reformation 1529 lutherisch geworden, bildete der Dom fortan eine Enklave des Bremer Erzbistums auf Hamburger Stadtgebiet. Nachdem dieser an Hamburg gefallen war, wurde er 1805 abgerissen. Der Name „Dom“ findet heute in Hamburg an anderer Stelle sein Pendant als saisonal veranstalteter Rummel statt.

Die CD bietet Antiphonen zu den Historie Mariens gesungen von der Leipiziger A-Cappella-Gruppe „Amarcord“. Eine erstaunliche Entdeckung die relaxtes Zuhören erfordert. Die Reinheit der fünf unisono singenden Männerstimmen und die bewegte Ruhe der Antiphonen führen zurück in die Frühzeit der Kirchenmusik. Man fühlt sich in das erhabene Kirchenschiff des Hamburger Doms versetzt.
Die CD Armacord / „Historia de Compassione Glorissimae Virgis Mariae“ ist erschienen bei JPC/CPO Bstellnummer 777 604-2.

Noch eine Passage aus der Erklärung Neubachers zur Reihe lautet wie folgt: „Das nach 1822 nicht mehr wiederbesetzte Hamburger städtische Kantorat mit seiner Zuständigkeit für alle Haupt- und Nebenkirchen galt im 17. und 18. Jahrhundert als ein herausragendes Musikeramt im Norden des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (...)
Organisatorisch gestärkt durch die Neuordnung der Hamburger Kirchenmusik in den 1640er Jahren, eingebettet in eine attraktive Orgellandschaft sowie im fruchtbaren Austausch begriffen mit der 1678 gegründeten Oper, bot die Position des Hamburger Musikdirektors exzellente Voraussetzungen. Um hier der Kirchenmusik zu einem hohen, weit über die Stadtgrenzen hinaus wirksamen Renommee zu verhelfen (...)“

Hamburgs Kirchenmusiker pflegten eine fruchtbare, künstlerische Zusammenarbeit. So berichtet die Textbeilage der nächsten Kultur-Port-CD-Empfehlung von einem Treffen das man heutzutage als „Session“ bezeichnen würde, das an einem Sonntagmorgen 1658 auf der Orgelempore der Hauptkirche St. Katharinen stattfand.
Der Kantor Thomas Selle (1500-1663) traf sich mit dem damaligen Hamburger Ratsmusikdirektor Johann Schoop (1590-1667) und dem Organisten Heinrich Scheidemann (1595-1663). Man wollte gemeinsam einige Motetten und „geistliche Stücklein“ wie der berichtende Dichter und Pastor Johann Rist (1607-1667) von dem Treffen erzählt „einstudieren“ um sie in den verschiedenen Kirchen zu unterschiedlichen Gelegenheiten aufzuführen. Kein Neid, keine Konkurrenz – eine „Kirchenmusiker-Session“. Einige der Ergebnisse kann man auf einer Aufnahme der Reihe „Musica Sacra Hamburgensis“ hören unter dem Titel „Choral Concertos & Choral Variations“.
Dieses häufig klein besetzten Choralkonzerte (Sänger, Orgel, Gambe oder Cembalo und Basso Continuo) waren sehr beliebt, da die Kirchengemeinde die Choräle oft auswendig kannte und den kunstvollen stimmlichen Verzierungen und instrumentalen Versetten, die an ihnen vorgenommen wurden, textlich und musikalisch leicht folgen konnte.
Die Aufnahme bietet solche Konzerte von Selle, Schoop und Scheidemann zu den Chorälen „Jesus Christus unser Heiland“, „Ich ruf’ zu Dir Herr Jesu Christ“ und „Allein zu Dir, Herr Jesu Christ“, „Christ lag in Todesbanden“ sowie schließlich den Luther-Choral „Wir glauben all’ an einen Gott“.
Außerdem eine sehr interessante Lauten-Adaption einer „Lacrimae“ –Gambenfantasie des englischen Komponisten John Dowland (1563-1626) auf den deutschen Choral „Von Gott will ich nicht lassen“. Diese Melodie hat eine wechselvolle Geschichte und ist eigentlich hugenottischen Ursprungs und in Frankreich auch unter „Une Petite Fille“ bekannt.
Aufgeführt werden die Choral-Motetten von der Gruppe „Hamburger Ratsmusik“ unter der Gambenspielerin Simone Eckert mit den beiden Sopranistinnen Veronika Winter und Stephanie Petitlaurent, die zu den aktuellen Vocal-Expertinen für Alte Musik im Originalklang gehören.
Eckert nahm die Tradition der neun Rats-Musiker wieder auf die im 16. Jahrhundert zu Hamburg nach dem Grundsatz „Gott zu Ehren und Hamburg zur Lust, Ergötzlichkeit und Nutz“ gegründet worden wären und etablierte sie neu.
Die CD Hamburger Ratsmusik / „Choral Concertos & Choral Variations“. ist erscheinen bei JPC/CPO unter der Bestellnummer 777 362-2.

Die Choralmotette war eine Form, die ihre Integration in die nächst größere Gattung geistlicher Musik fand – das Oratorium. Die Grundlage der später durch Johann Sebastian Bach zur höchsten Blüte entwickelten geistlichen, oft fast opernhaften Historien und Betrachtungen des Lebens Christi, seiner Geburt, seines Leidens und Sterbens, seiner Auferstehung wurden auch in Hamburger Kirchen aufgeführt.

Drei unterschiedliche Beispiele sollen hier kurz angefügt werden, die in der CD-Reihe „Musica Sacra Hamburgensis“ publiziert wurden und 1645 (Thomas Selle „Die Auferstehung Christi“), 1704 (Reinhard Keiser “Passion Music“) und 1707 (Johann Mattheson “Das Größte Kind“) entstanden und aufgeführt wurden.
Wir beginnen mit Weihnachten, dem das Mattheson Oratorium gewidmet ist, über „Das Größte Kind“, das nur Christus als Baby in der Krippe sein kein – klein und groß zugleich.
Johann Mattheson (1681-1764) war ein Universalgenie seiner Zeit und erhielt als Sohn eines reichen Hamburger Kaufmanns früh eine umfassende Ausbildung sowohl in Fremdsprachen wie auch auf musikalischem Gebiet in Gesang, Violine, Orgel und Cembalo. Nach und nach erlernte er auch Gambe, Blockflöte, Oboe und Laute.
Im Jahre 1715 wurde er Vikar und 1718 Musikdirektor am Hamburger Dom. Diese Stelle musste er 1728 aufgeben, als es zu einem schwerwiegenden Streit mit den Sängern seiner Oratorien kam, die ihn fortan boykottierten.
Mattheson, mehr bekannte als Musiktheoretiker vom Grade Telemanns, hat einen enormen Reichtum an Kirchenmusik komponiert, der erst vor einigen Jahren zurück nach Hamburg gelangen konnte, denn die Manuskripte waren nach 1945 bis nach Jerewan gelangt und konnten von der Staats- und Universitäts-Bibliothek glücklicherweise rückgeführt werden.

„Das Größte Kind“ ist auf der CD eine echte Premiere und Erstaufführung. Das Oratorium enthält eine berückende Schilderung Marias, Josefs und der Hirten in der Krippe, die musikalisch zum Feinsten gehört was frühbarocke Musik bieten kann. Posaunen- und Trompetenchöre, Arien die zu Herzen gehen („O allerliebstes Kind“) und großartige Chorpassagen und Choräle – ein neu zu entdeckendes Weihnachtsoratorium.

Die Kölner Akademie unter dem Dirigenten Michael Alexander Willems beschäftigt die besten Instrumentalisten und Stimmen der Alten Musik-Szene in dieser mehrfach und zu recht hochgelobten und preisgekrönten Aufnahme, die eine wahre Matthesson-Renaissance in der Alten Musik-Szene verursachte. So singen unter anderen Susanne Ryden (Sopran), Nele Gramss (Sopran), Gerd Türk (Tenor) und Wolf Matthias Friedrich (Bass).
Die CD Johann Mattheson / “Das Größte Kind“, ist erscheinen bei JPC/CPO unter der Bestellnummer 777455-2.

Bach wurde vom Rat der Stadt Leipzig, zum Glück ohne wesentlichen Erfolg aufgetragen, seine geistlichen Kantaten und Oratorien nicht zu „opernhaft“ zu gestalten. Der große Thomaskantor gab nichts darauf und hatte sein Lebtag Ärger mit dem Rat deswegen.
Wäre er in Hamburg geblieben, hätte er diese Probleme nicht gekannt. Die „Passion Music“, unser nächstes Beispiel, wurde gar vom Hamburger Opernhaus-Intendanten Reinhard Keiser komponiert und in der Kirche aufgeführt.
Reinhard Keiser (1674-1739) war der Sohn eines verarmten Junkers. 1685 trat Reinhard Keiser in die von Johann Schelle geleitete Thomasschule zu Leipzig ein, wo er eine gründliche musikalische Ausbildung erhielt. 1697 siedelte er nach Hamburg über und stellte sich am dortigen Opernhaus am Gänsemarkt mit den Opern “Mahumet II.“ und „Der geliebte Adonis“ und “Croesus” vor.

Für dieses Haus komponierte Keiser den Großteil seiner Bühnenwerke. Johann Mattheson zufolge soll Keiser sich in der Öffentlichkeit „mehr als ein Cavallier, denn als Musicus“ betragen haben.
Im August 1721 wandte sich Keiser von Hamburg nach Kopenhagen, wo er schon 1704 vergeblich um seine Erhebung in den Adelsstand nachgesucht hatte. Diesmal erhielt er die Ernennung zum Königlich Dänischen Kapellmeister.

Nach mehreren Besuchen in Hamburg ließ er sich 1723 nun endgültig dort nieder und widmete sich für den Rest seines Lebens überwiegend der Kirchenmusik.
Die CD stellt einige von Keisers Passionsmusiken zusammen, unter anderem ein sehr beeindruckendes Fragment einer Lukas Passion „Wir gingen alle in die Irre“ das sehr „opernhaft“ schon die späteren Passionen Johann Sebastian Bachs erahnen lässt.
Besonders interessant ist das oratorische Meditations-Oratorium „Thränen unter dem Kreuze Jesu“, das in der Karwoche jeweils montags, dienstags und mittwochs zur Vesperzeit aufgeführt wurde.1715 hatte Keiser einen Auswahldruck dieser Sammlung unter dem Titel „Seelige Erlösungs-Gedancken“ veröffentlicht.
Die Capella Orlandi Bremen musiziert diese Werke unter dem Dirigenten Thomas Ihlenfeldt der ebenfalls eine erstrangige Riege von Sängern den Musikern mit Originalklang Instrumenten zur Seite stellt.
Die CD Reinhard Keiser / “Passion Music“, ist erscheinen bei JPC/CPO unter der Bestellnummer 999 821-2.

Nach Karfreitag kommt Ostern. Die „Auferstehung Christi“ ist unser ältestes geistliches Oratorien-Beispiel, an dem man recht gut die Grundlagen dieser Gattung studieren kann: musikalischer Farbenreichtum und Dramatik.
Diese Beschreibung des Morgens am Grab „Historia der Auferstehung“ wird ergänzt durch verschiedene Choralmotetten über unter anderem „Christ lag in Todesbanden“, „Jesus Christus unser Heiland, und „Erstanden ist der Herre Christ“ wurde von Thomas Selle bereits 100 Jahre vor Bach für Hamburg komponiert. Selle wurde mit seinen Historien und Intermedien für die Geschichte der oratorischen Passion von großer Bedeutung.

Thomas Selle (1599-1663) war Lehrer, Kirchenmusiker und Komponist. Selle erhielt seine Ausbildung in Leipzig, wo er Thomaner unter Sethus Calvisius und Johann Hermann Schein gewesen sein könnte. 1624 begann er zu unterrichten, bevor er 1625 Rektor und Leiter der Kirchenmusik wurde.
Ab 1634 war Selle Kantor in Itzehoe, ab 1641 Kantor am Johanneum und Musikdirektor der vier Hauptkirchen Hamburgs, ab 1642 als Canonicus Minor auch am Mariendom.
Für die Feste des Kirchenjahres schuf er eine bedeutende Reihe von musikalischen Historien (musikalisch dargestellten Evangelien im Stile von Responsorium-Gesängen) sowie Vertonungen des Passionsberichtes im Johannesevangelium.
Die Quelle der CD Aufnahme ist Thomas Selles reicher Schatz an 16 Stammbüchern unter dem Titel ”Opera Omina“ (Gesamtwerk“ ), das er der Stadt Hamburg nach seinem Tode hinterließ.
Die Instrumentalisten und Sänger der Weser-Renaissance unter Manfred Cordes musizieren ein stimmungsvolles Gemälde der Zeit Thomas Selles und seiner Musik.
Die CD Thomas Selle/ „Die Auferstehung Christi“, ist erschienen wiederum bei JPC/CPO und zu haben unter der Bestellnummer 777 369-2.

Die evangelische Hauptkirche St. Michaelis, genannt „Michel“, ist die bekannteste Kirche Hamburgs und ein Wahrzeichen der Hansestadt, da sie für Seeleute auf einlaufenden Schiffen gut sichtbar ist. Sie gilt als bedeutendste Barockkirche Norddeutschlands.
Der Michel steht in der südlichen Neustadt zwischen Ludwig-Erhard-Straße, Krayenkamp und Englischer Planke. Der erste Bau wurde von 1647 bis 1669 von Peter Marquardt und Christoph Corbinus errichtet, die seit 1625 innerhalb der neuen Wallanlagen entstanden war.
1687 wurde der Michel Hamburgs fünfte Hauptkirche und die Neustadt ein eigenes Kirchspiel. Die Kirche brannte zweimal nieder und die Fassung die heute steht, wurde nach 1945 restauriert und 2010 erneut vollständig renoviert übergeben. St. Michaelis ist dem Erzengel Michael geweiht, der als große Bronzestatue über dem Hauptportal steht. Er ist in einer Siegerpose über Satan dargestellt.

Wir beenden unsere Reise durch Hamburgs frühe Kirchenmusik mit einer Vesper zu Ehren des Stadtpatrons von Hamburg, dem „Heiligen Michael“, dem die oben beschriebene Michaelis Kirche gewidmet ist.
Diese „Vesper for St. Michael’s Day“, der in der Hansestadt an der Elbe immer mit großem Prunk und einem Festgottesdienstes unter Einbeziehung des gesamten Rates zwischen Trinitatis und dem ersten Adventssonntag gefeiert wurde, erschien zwar nicht in der Reihe „Musica Sacra Hamburgensis“ gehört aber ohne jeden Zweifel in die gleiche Reihe im Plattenschrank.
Im Rahmen der Reihe erschien übrigens eine weitere Hieronymous Praetorius Aufnahme von der Weser-Renaissance „San Marco in Hamburg“ – allein der Musik an St. Jacobi gewidmet.
Bei JPC/CPO erschienen ist Ensemble Weser-Renaissance / „San Marco in Hamburg“ unter der Bestellnummer 777 245-2.

Hieronymus Praetorius (1560-1629) stammt aus einer Hamburger Komponisten und Musikerdynastie und erhielt seine erste musikalische Ausbildung durch seinen Vater Jacob Praetorius den Älteren, einem Organisten.
Im Jahre 1580 nahm er die Stellung des Kantors in Erfurt an. Im Jahre 1582 kehrte er in seine Heimatstadt Hamburg zurück, um dort nach dem Tod seines Vaters dessen Nachfolge als Organist an der Hamburger St. Jacobi-Kirche anzutreten. Hier wirkte er bis zu seinem Tode im Jahre 1629.
Praetorius’ kompositorisches Schaffen umfasst vorrangig geistliche Werke. Er schuf hauptsächlich Werke für Orgel sowie Vokalmusik. Dies sind vor allem Choräle, Messen, Kyries, Psalmen, Magnificats sowie Hymnen.
Er gilt als einer der Begründer der Norddeutschen Orgelschule. Hieronymus Praetorius genoss zu Lebzeiten hohes Ansehen in Hamburg, da er sich um die Entwicklung des Hamburger Musiklebens verdient machte.
Die Vesper ist nach der Art der Gottesdienstordnung gegliedert, sodass man sich wirklich in die Kirchenbank versetzt fühlt. Grandiose Musik erklingt – besonders die Orgel, die hier verwendet wurde – leider nicht von St. Jacobi, aber der Warnfried-Kirche in Osteel (Ostfriesland) – gibt einen Eindruck mit welcher Klangvielfalt die norddeutschen Kircheninstrumente zu registrieren waren.
Die Gesangssolisten sind – wie immer bei Manfred Cordes – ausgesuchte Experten und ich möchte hier nur das vom Bass Stephen McLeod vorgetragene ritornell-artige, sich dreimal wiederholende „Battalgia“, Antiphon mit Cornett-Begleitung „Dum praelitaretur Michael“ hinweisen – wer da nicht anfängt das Schluss „Halleluja“ mitzusingen, hat einfach keine Ohren und ist an dieser Stelle davon befreit, diesen Artikel weiterzulesen.
Die CD Weser-Renaissance / „Vesper for St. Michael’s Day“ ist erscheinen bei JPC/CPO unter der Bestellnummer 999 649-2.

„Musica Sacra Hamburgensis“ ist ein neu zu entdeckendes Land der Musik und man hofft sich das diese „Denkmäler der Musik“ wie sie der die CDs begleitende Textheft zutreffend nennt, weiter aufgeführt und eingespielt werden. Man darf wirklich gespannt darauf sein, was da noch im Archiv schlummert...


Teil 2 folgt am 17. Juli 2012

Fotonachweis: Alle Abbildungen aus Archiv Herby Neubacher.
Header: Detail aus Stadtansicht von Hamburg, Gemälde von Elias Galli, um 1680. Museum für Hamburgische Geschichte.
Galerie
01. Hamburger Stadtansicht, um 1800 mit Michel, Nikolai, Katharinen und St. Jacobi (v.l.n.r)
02. Arp Schnitger-Orgel, 1693, Hauptkirche St. Jacobi. An der hier abgebildeten Vorgängerin spielte der Organist und Komponist Hieronymus Praetorius
03. St. Ansgar mit dem Mariendom
04. Hauptkirche St. Katharinen, Stich, um 1790
05. Michael als Bezwinger des Teufels. Plastik von August Vogel (1859-1932) vor dem Portal von St. Michaelis, Hamburger Neustadt
06. Barthold Heinrich Brockes
07. Heinrich Scheidemann
08. Johann Mattheson
09. Hieronymus Praetorius, Motette, 1629
10. Barthold Heinrich Brockes: Passion
11. CD-Cover Johann Mattheson,“Das Größte Kind“
12. CD-Cover Reinhard Keiser, “Passion Music“
13. CD-Cover Thomas Selle, „Die Auferstehung Christi“
14. CD-Cover „Baroque Christmas in Hamburg“