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Also ein sozial bemühter Mann, ein Robin Hood?
"Dabei achtete er allerdings immer darauf, weniger begüterten Menschen nichts wegzunehmen" steht auch noch auf dem Rücktitel. Das relativiert Stummer selbst, indem er anmerkt: "Verriet das Türschild, dass ein Akademiker die Wohnung bewohnte, waren wir auch schon drinnen. Denn da war eine fette Beute zu erwarten. Bei Arbeitern und Hausmeistern dagegen gab es kaum etwas zu holen" - um dann den halb-kommunistischen Nachsatz dranzuhängen: "Die hatten selbst nicht viel, ihnen noch etwas wegzunehmen, wäre darüber hinaus ungerecht gewesen."

Dem folgt ein weiteres Mal seine Anklage: "…weite Teile der Bevölkerung, die auf Kosten der einfachen Leute viel zu viel verdienen, verüben auch nichts anderes als einen Raub… Es ist alles nur eine Frage des Standpunkts." Wie wahr. Wechselt der Standpunkt, indem bei Stummer selbst mal eingebrochen wird, ärgert er sich ganz bürgerlich, weil die Polizei das nicht vernünftig verfolgt und aufklärt.

Ein Bettler, der ihm über den Weg läuft, löst folgende Gedanken aus: "Ich hatte eigentlich keine Lust, ihm etwas zu geben: erstens hätte ich vermutlich mehr Münzen ausgestreut, als ich dem armen Mann geben wollte; zweitens hätte ich damit nur seine Sauferei unterstützt…" Kein Robin Hood, nein.

Und als ihm "auf der Flucht" in Thailand auffällt, wie herzzerreißend unschuldig die kleine Prostituierte wirkt, die er mit in sein Hotelzimmer genommen hat, als sie auf seine Frage verschämt gesteht, in diesem Job nagelneu zu sein, da gibt er ihr auch keineswegs ein bisschen Geld, ein nobles Schulterklopfen und einen freien Abend. Er grübelt nur: "Anscheinend eines dieser armen Geschöpfe, deren Eltern durch ihre Landwirtschaft kaum etwas verdienen, dafür aber viele Kinder haben. Die Mädchen müssen dann meist in die Stadt, wenn sie alt genug sind… Mir tun sie jedenfalls leid." Na immerhin.

Gutmütig allerdings ist der "Einbrecherkönig" schon, oft mehr, als die Polizei erlaubt. Die Transistorradios, die er bei seinem ersten richtigen Einbruch erbeutet, verschenkt er – bis auf eins für sich selbst - an Freunde und Bekannte. Immer wieder lässt er sich breitschlagen, ob von einem drängelnden Mädchen, das mal sehen möchte, wie er Türen knackt und die nicht locker lässt, bis er mit ihr eine Boutique ausraubt, haarscharf an der Entdeckung vorbei. Oder von einem ehemaligen Mitgefangenen, der ihm ständig in den Ohren liegt, in einen Drogeriemarkt einzubrechen, bis Stummer völlig gegen seine Überzeugung mitmacht und natürlich dabei geschnappt wird.

"An den Psychologischen Dienst der Anstalt schrieb ich, dass ich anstelle de angebotenen Anti-Aggressionstherapie das Gegenteil benötigen würde, nämlich einen Aggressionskurs, um gegenüber Typen wie Slavko Nein sagen zu lernen."

Ernst Stummer ist kein Bösewicht. Sogar die Krone des "Einbrecherkönigs" scheint ein wenig schwer für sein Haupt. Sicherlich war und ist er ein Meister seines Faches, aber faszinierende Monster wie der österreichischen Serienmörder Jack Unterweger oder Minusmann Heinz Sobota sitzen in ganz anderen Käfigen, verhalten sich zu ihm wie die Säbelzahntiger zu Sid, dem Faultier. Das machte ihre Bücher so interessant, deshalb verkauften sie sich so gut. Und das macht, andererseits, den Ernstl so sympathisch. Er hat seine Prinzipien. Er raucht nicht und er trinkt nicht und Sex, glaubt er, muss bei ihm immer mit Liebe zu tun haben.

Manchmal ist seine Ehrlichkeit erschütternd, wenn er zum x-ten Mal durchaus nicht begreift, wieso ein "wunderschönes" junges Mädchen nicht bei ihm bleibt, ihn nur ausnutzt, ihm von einem Freund ausgespannt wird. Er ist der ganz normale Verlierer von nebenan. Manchmal liest sich das recht nett, meist ist es eher traurig. Und ein bisschen trivial.

Erschienen im Verlag V. F. Sammler

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