Kultur, Geschichte & Management
Christina Leitow, freie Kulturwissenschaftlerin und seit Jahren Beraterin des BUDNI Forums Kunst &Kultur

Jeden Tag Gutes tun“ – getreu ihrem Motto engagiert sich das Drogeriemarktunternehmen BUDNIKOWSKY, in Hamburg liebevoll BUDNI genannt, seit Jahren für Bildung und Kultur. Vor fünf Jahren hat sie das BUDNI Forum Kunst &Kultur ins Leben gerufen, das sich die Förderung junger, noch weitgehend unbekannter Künstler in der Metropolregion Hamburg auf die Fahnen geschrieben hat.
Bislang war das Forum nur wenigen bekannt, doch das wird sich jetzt ändern. Unter dem Motto „Hamburgs Dichter sind dran“ startet am 31. Januar der erste BUDNI Poetry Slam. Isabelle Hofmann sprach mit Christina Leitow, freie Kulturwissenschaftlerin und seit Jahren Beraterin des BUDNI Forums Kunst &Kultur.

Isabelle Hofmann (IH): Ab 31. Januar werden vier Tage lang, an vier verschiedenen Orten, jeweils 16 Slammer aus der Metropolregion ihre Gedichte, Kurzgeschichten und Liedtexte vortragen. Wie haben Sie die gefunden?

Christina Leitow (CL): Wir hatten 2011 den Lyrikwettbewerb Hamburgs Dichter sind dran ausgeschrieben und hatten eine tolle Resonanz. Mehr als 300 Poeten haben sich beworben, von 9 bis 92 Jahren sind alle Altersklassen vertreten. Eine Vorjury hat dann die 64 Finalisten ausgewählt.

IH: Nach welchen Kriterien wurde ausgewählt?

CL: Talent, Sprachkompetenz, Originalität. Beiträge, die voller Rechtschreibfehler waren, hatten es tatsächlich sehr schwer. Wir suchen mit unserem Lyrikwettbewerb die besten selbsterdachten Gedichte, Liedtexte und Kurzgeschichten aus Hamburg und den sechs angrenzenden Landkreisen Harburg, Stade, Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Lauenburg. Ich bin sicher, dass wir dabei echte Talente entdecken, und wer weiß, vielleicht ist es für einige tatsächlich auch der Start in eine künstlerische Karriere...

IH: Die 64 Poeten treten nun an vier Abenden an. Wie viele Preisträger wird es insgesamt geben?

CL: Insgesamt acht Preisträger. Also jeweils zwei Gewinner an einem Abend, Das Publikum entscheidet über die Preisträger. Jeder Zuschauer erhält einen Stimmzettel, die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen erhalten jeweils einen Hauptpreis von 500 Euro. Aber eigentlich sind alle Finalisten schon Gewinner.

IH: Der BUDNI Poetry Slam ist ja nicht nur ein reiner Lyrikwettbewerb. Sie kooperieren auch mit Acappellica, einem Verein, der ein großes, internationales A-cappella-Festival in Hamburg plant. Das heißt, es gibt jeden Abend auch ein Konzert…

CL: Ja, das hatte sich wunderbar gefügt. Acappellica hatte sich an das BUDNI Forum Kunst & Kultur gewendet und um Unterstützung für das geplante A-cappella-Festival 2012 angefragt.
Da es dem Initiator, Dominique Heidle, auch um die Förderung des Kulturgutes Sprache geht, haben wir sehr schnell unsere Gemeinsamkeiten herausgefunden. „Poetry Slam meets a-cappella“ sehen wir nicht als Konkurrenz zu den etablierten Szene Slams, Wir haben viele Teilnehmer, die wirklich das erste Mal auf der Bühne stehen und wahnsinnig aufgeregt sind, die Beiträge und Backgrounds der Teilnehmer sind sehr unterschiedlich. Es gibt natürlich auch einige, die schon Slam-Erfahrung haben. Jeden Abend gibt es neben dem Slam ein richtiges Konzert, in dieser Zeit werden die Stimmen ausgewertet. Allein das unterscheidet unsere Reihe von den Szene Slams...
Auf dem Slam am 4. Februar im Uebel & Gefährlich werden übrigens auch Poeten auftreten, die ihre Liedtexte mit musikalischer Begleitung vortragen. Das ergänzt sich hervorragend mit den A-cappella Konzerten.

IH: Die ersten Aktivitäten des Forums waren eine Skulpturen-Ausstellung und zwei Foto-Wettbewerbe, u.a. in Zusammenarbeit mit Hinz und Kunz. Wieso haben Sie in diesem Jahr die bildende Kunst verlassen uns sind zur Lyrik umgeschwenkt?

CL: Von 2008 bis 2010 haben wir sogar drei unterschiedliche Fotowettbewerbe auf die Beine gestellt. Jeweils mit thematischem Hamburg-Bezug und anschließenden Fotoausstellungen. Die Resonanz war wunderbar und die Ergebnisse haben uns wirklich sehr begeistert. Jetzt war es einfach mal an der Zeit, eine andere Kunstrichtung zu fördern. Am 21. März 2011 hatten wir den Lyrikwettbewerb gestartet. Vor 12 Jahren hat die UNESCO den 21. März zum "Welttag der Poesie" ausgerufen. Der Welttag soll an den Stellenwert der Poesie, an die Vielfalt des Kulturguts Sprache und an die Bedeutung mündlicher Traditionen erinnern. Das wollen wir auf jeden Fall unterstützen, aber da Lyrik und Gedichte für viele doch ein etwas staubiges Image haben, haben wir uns dafür entschieden, dass sich die Finalisten in einem modernen Dichterwettstreit, einem Poetry Slam, messen sollen.

IH: Poetry Slams sind ja total angesagt, momentan. Es ist erstaunlich, wie viele Jugendliche wieder Lust am Reimen haben und sich mit Sprachkunst auseinandersetzen. Der Übergang zum Rap ist dabei fließend. Allerdings werden manchmal Inhalte transportiert, die durchaus fragwürdig sind. Was tolerieren Sie und was nicht?

CL: Das haben wir ganz klar festgelegt. In unseren Wettbewerbsbedingungen steht: Die Beiträge dürfen keine Inhalte aufweisen, die gegen gesetzliche Bestimmungen oder gegen die guten Sitten verstoßen. Sie dürfen insbesondere nicht rassistisch, beleidigend, bedrohend, gewaltverherrlichend, jugendgefährdend oder pornografisch sein.

IH: Der Wettbewerb wurde über Ihr Kundenmagazin verde und Ihre Website ausgeschrieben, sowie über Flyer und Plakate in Ihren Filialen kommuniziert. Die Schnittstelle von BUDNI-Kunden und Poetry-Slammern scheint also recht groß zu sein.

CL: Erstaunlich groß sogar. Warum sollte sie das auch nicht sein?! Tina Uebel, die Schriftstellerin, die den Poetry Slam 1997 nach Deutschland brachte, sagt im Interview mit der verde, die Poetry Slam Szene zeichne sich durch Ihre Vielfalt aus. Genau so sehe ich das auch. Das sind ja keine Freaks, die noch nie einen Drogeriemarkt von innen gesehen haben. Auch die Teilnehmer kaufen regelmäßig Zahnpasta...Die Szene ist unheimlich breit gefasst, das sah man ja allein schon an der enormen Alterspanne von 9 bis 92 Jahren. Selbstverständlich sind viele von ihnen unsere Kunden. Aber natürlich haben wir auch noch andere Kanäle bedient, um die Ausschreibung zu kommunizieren: der BUDNI-Kulturblog www.was-ist-schoen.de ist unser zentrales Medium, ergänzt um twitter, Facebook, Pressearbeit, newsletter, Anzeigen...

IH: Der Eintritt pro Veranstaltung beträgt um die 9 Euro. Das ist nicht teuer, aber sicher auch nicht wenig für viele Jugendliche. Wäre es nicht auch für vier Euro gegangen?

CL: „Poetry Slam meets a-cappella“ ist ja eben kein klassischer Slam, sondern eine Veranstaltungsreihe mit Konzerten von großartigen a-cappella Ensembles. Wir haben den Preis im VVK bewusst unter 10 Euro gehalten, um allen Interessierten den Zugang zu ermöglichen.


Termine: „ Hamburgs Dichter sind dran – Poetry Slam meets a-capella“:
31. Januar, 20 Uhr Haus im Park, mit dem Ensemble Tonalrausch, Bergedorf, Gräpelweg 8, 21029 Hamburg.
1. Februar, 20 Uhr, mit dem A-capella-Ensemble „quasie unisono“, Hamburger Kammeroper, Max-Brauer-Allee 76, 22765 Hamburg,
3. Februar, 20 Uhr, mit „Wortart Ensemble“ Rudolf Steiner Haus, Mittelweg 11, 20148 Hamburg.
4. Februar, 19 Uhr, mit der Gruppe „KlangGold“, Uebel und Gefährlich, im Bunker Feldstraße 66, 20359 Hamburg.

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