Kultur, Geschichte & Management
Die Lange Nacht der Museen - Kultur pur

Wenn das Wetter hält, was die Kunst verspricht, dann wird es zwischen Alster und Elbe am kommenden Sonnabend die größte Kulturparty des Jahres geben.
Oder sollte man besser sagen: Kulturpartie? Schließlich erstreckt sich die 11. Lange Nacht der Museen wieder über das gesamte Hamburger Stadtgebiet. Von Altona bis Bergedorf, von Harburg bis Neuengamme wird am 16. April ab 18 Uhr gefeiert. Zwei Uhr morgens ist die offizielle Deadline, aber ob die eingehalten wird? Mal sehen!

Schließlich bieten die beteiligten 50 Museen nicht nur Ausstellungen, Führungen und Vorträge, sondern auch wieder viel Musik, Theater und Tanz. Insgesamt über 600 Veranstaltungen! Und das zum Supersonderpreis von nur 12 Euro (ermäßigt 8 Euro). Die Eintrittskarte gilt übrigens auch noch den kompletten Sonntag. Es lohnt sich also, zumal das Angebot an Bildender Kunst mal wieder vom Feinsten ist Unbedingt empfehlenswert sind die Gerhard Richter-Ausstellung im Bucerius Kunst Forum und die Gilbert & George-Ausstellung in den Deichtorhallen. Wer die mosaikartigen, knallbunten Fratzen dieser unglaublich skurrilen Gentlemen-Freaks einmal gesehen hat, wird sie so leicht nicht vergessen. „Traummänner“ sind die beiden allerdings nicht – die sind dafür gleich gegenüber im Haus der Fotografie en masse zu bewundern. Körperkult pur - ohne Tabus und schwarze Balken - zumindest was das Kabinett von Andy Warhols „Superstar“ Joe Dallessandro angeht. Wer eher auf weibliche Erotik steht, kommt bei der Ausstellung „The Twins“ im Haus der Fotografie auf seine Kosten: Jutta Winkelmann und Gisela Getty, die in Kassel aufgewachsenen Zwillinge, waren in den 70er Jahren die Flower-Power-Girls schlechthin. Als Kunststudentinnen, Polit-Agitatorinnen, Weltverbesserinnen und sexuelle Freigeister mischen sie in den 70er Jahren die Szenen in Berlin, Rom und Hollywood gründlich auf. Unfassbar, wen sie alles trafen, mit wem sie alles schliefen, was sie alles erlebten. Paul Gettys Entführung in Rom und die Sache mit seinem abgeschnittenen Sohn ist nur eine Episode ihres aufregenden Lebens, das in dieser Fotoschau mit Bildern von Stars wie Leonard Cohen, Mick Jagger und Dennis Hopper wie ein Tagebuch aufgeblättert wird.

Die Deichtorhallen eignen sich übrigens sowieso gut als zentraler Start- und Treffpunkt. Hier ist der zentrale Dreh- und Angelpunkt des Shuttle-Service, von hier aus sind es nur ein paar Minuten in die Kunsthalle und das Museum für Kunst und Gewerbe, in den Kunstverein, das Kunsthaus, sowie zu den Speicherstadt-Museen, zum Afghanischen Museum und zum Zollmuseum. Und auch der NachhaltigkeitsPavillon am Magdeburger Hafen liegt gleich um die Ecke: Das neue Ausstellungshaus der HafenCity thematisiert nachhaltige Stadtplanung und beantwortet Fragen wie: „Wo wird heute Stadt gebaut?“, „Kann Innenstadt überhaupt nachhaltig sein?“ und „Wie groß ist der ökologische Fußabdruck der HafenCity?“
Neu in diesem Frühjahr ist auch das gerade eröffnete St. Pauli Museum in der Davidstraße mit Bildern, Filmen und Installationen über die Reeperbahn und das Leben im Stadtteil. Und das „Electrum“ nicht zu vergessen, das Museum der Elektrizität, das nach zehn Jahren Pause jetzt in Harburg die Geschichte der Stromversorgung vor Augen führt.
Kurz: Das Angebot ist mal wieder überwältigend und natürlich an einem Abend gar nicht zu schaffen. Deshalb sollte man sich unbedingt vorher den kleinen blauen Führer besorgen, der an allen Ausstellungsorten ausliegt und sich seine eigene Ausstellungsroute zusammenstellen.

In dem Führer steht alles drin, was man in dieser Nacht wissen muss. Vor allem die Verbindungen der Shuttle-Busse, Bahnen und Barkassen, die an diesem Wochenende wieder rund um die Uhr im Einsatz sind. Die Fahrten in den insgesamt 11 Museumslinien, die die Museen der Innenstadt mit den Häusern im Umland verbinden sind schon Kult. Hier findet man jede Menge Gleichgesinnter, mit denen man Infos austauschen und den Rest der Nacht gemeinsam verbringen kann.
Noch ein kleiner Tipp bezüglich der coolsten Transportmittel: Auf der Strecke Barmbek-Altona pendelt der Museumszug der Hamburger S-Bahn. Vom Jungfernstieg fahren Alsterschiffe zum Museum der Arbeit (dort läuft übrigens seit Donnerstag eine sehenswerte Möbelschau junger Nachwuchstischler und –Designer). Und auf der Elbe sind wieder Barkassen eingesetzt, die die Besucher zur BallinStadt und dem Hafenmuseum bringen. Wer mit Kindern unterwegs ist: Diese Schiffsfahrten sind für die Kids eine tolle Attraktion.
Also: Viel Spaß bei der Museumsparty.


Alle Infos zur Langen Nacht am 16.4. (ab 18 Uhr): www.langenachtdermuseen-hamburg.de oder Tel: (040) 4281 310. Eintritt 12,- Euro, erm. 8,- Euro., inklusive HVV-Ticket für Shuttle-Service in jedem Museum erhältlich. Zentraler Punkt für die Museumsbusse ist der Deichtorhallen-Platz. Das Ticket gilt auch für Sonntag bis 10-18 Uhr.