Film
„Safe House“ - No one is safe / Niemand ist sicher, Denzel Washington

In Berlin stellte Denzel Washington soeben seinen neuen Film „Safe House“ vor.
Seine Rolle: ein „soziopatischer“ Ex-CIA Agent, der alle Welt manipuliert. Furchtlosigkeit beweist Washington auch im echten Leben: Nicht einmal vor „Waterboarding“ schreckt er zurück.

Der erste Hollywood-Spielfilm des schwedisch-chilenischen Regisseurs Daniel Espinosa („Snabba Cash“), zeigt Denzel Washington („Training Day“) und Ryan Reynolds („Definitely, Maybe“) in einem action-geladenen Thriller.
Auf der Flucht vor einem Killerkommando, liefert sich der Ex-CIA Agent und Betrüger Tobin Frost (Denzel Washington) seinem Erzfeind, der CIA, in einem US-Konsulat in Kapstadt aus. Er wird umgehend zum Verhör in ein geheimes „Safe House“ transportiert. Seit einer Dekade vertreibt Frost ungehindert inoffizielle Informationen internationaler Geheimdienste, hoher Politiker und Unternehmer. Kurioserweise wird der Hochsicherheitstrakt sogleich von Frosts Verfolgern gesprengt. Der CIA-Frischling und eigentliche Wart des Hauses, Matt Weston (Ryan Reynolds), soll als einzig Überlebender Frosts Umsiedlung zu einem neuen Ort unternehmen. Doch Frost bedient sich psychologischer Tricks um Weston los zu werden. Überdies gilt zu klären, wer das „Safe House“ kurzerhand sprengen konnte. Auf der Suche nach ihren wahren Feinden, durchleben die sich bekämpfenden Hauptfiguren eine Kette spektakulärer Verfolgungsjagten durch unsichere Straßen und explodierende Gebäude vor der Kulisse Südafrikas.


Daniel Espinosa erzählt von seiner Faszination für korrupte Personen.


Denzel Washington berichtet über die Dreharbeiten im Township Langa und zu seiner Rolle, "Tobin Frost".

Zu Beginn des Interviews, im Hotel Adlon-Kempinski, zieht Denzel Washington nach betreten des Raumes zielgerichtet an den Journalisten vorbei, zu den Bücherregalen, die hier die Wände säumen. Neugierig durchstreift er die Lektüren und wirft ein beiläufiges: „Was die Menschen hier wohl tun?“ in den Raum. Kurz darauf springt er einem Journalisten um den Hals, um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Er demonstriert den Unfall, der ihm bei den Dreharbeiten ein blaues Auge eingebracht hat. Washington besitzt ein spielerisches, fast kindliches Talent, alle Anwesenden humorvoll um den Finger zu wickeln. „Denzel ist ein Schauspieler und kein Star“, entgegnet Espinosa noch kurz zuvor. Ein Schauspieler mit Starallüren hätte sich dem „Waterboarden“ kaum ausgesetzt. Die Folter- und Verhörmethode, welche in einer Szene gezeigt wird, kann das Ertrinken zur Folge haben. Auf die Frage, warum er, und kein Stuntman die Einstellung in „Safe House“ übernahm, sagt Washington nur: „Weil ich der Schauspieler in diesem Film bin“. „Außerdem bin ich ein guter Schwimmer und kann meine Atmung kontrollieren.“

Denzel Washington stellt hohe Ansprüche an seine Arbeit. Das Resultat sind authentische Figuren, die den Zuschauer umweglos in Kapstadts farbenprächtige Regionen und explosive Auseinandersetzungen transportieren. Gleich zu Beginn des Films dreht Frost seinen Verfolgern eiskalt den Hals um. Einen toten Zivilisten und seinen erschossenen MI6-Verhandlungspartner später schreitet er, stets eine Schaar blutrünstiger Mörder im Rücken, selbstsicher durch Massendemos und öffentliche Plätze. Auch unter Folter und als die gesamte Familie eines alten Freundes brutal ausgelöscht wird, behält er die Fassung. Er ist ein Profi, Kollateralschäden mit inbegriffen.
Die Totalen atemberaubender Landschaften und Menschenmengen sorgen im Austausch mit Nahaufnahmen unvorhergesehener Gewalthandlungen wie Zeitbomben. Durch ein Spiel mit klaustrophoben und weiten Aufnahmen erreichen die Kameraeinstellungen permanente Spannung. Der Film enthält zudem eine Fülle von Einstellungen, die eine intensive Nähe zu den Figuren ermöglichen. Auf einem gelblichen Korridor einer südafrikanischen Provinz reißt einer, angelehnt an die Wand, schweißnass, seine Augen auf. Schräg hinter seiner Wange positioniert, entsteht der Eindruck, bis in das Innere seines Körpers zu gelangen, dorthin wo seine Organe langsam versagen, bis er seine letzten Atemzüge tut.

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Die satten Farben und Landschaften Südafrikas ließ Espinosa für den Film mehrfach als Supertotale einfangen. Auch explodierende Häuser und die Verfolgungsjagden auf den Highways hinterlassen blutrot, triefende Leichen und buntes Chaos. In seiner Jugend hat Espinosa in Mozambique gelebt und bewundert die Farben Afrikas seither. Während des Interviews erklärt er, dass seine Vergangenheit auch seine Faszination für Personen wie Tobin Frost beeinflusst. Espinosas chilenische Eltern flohen kurz vor seiner Geburt vor dem Pinochet-Regime nach Schweden. Er wuchs in Arbeitervierteln unterschiedlicher Länder auf. Als Jugendlicher entging er dem Gefängnis nur knapp. „Mich interessieren korrupte Personen mit ethischer Lebenshaltung und Situationen, die eine ‘Verschmutzung der Seele’ zur Folge haben“, sagt er. Auch Tobin Frost hat jeglichen Idealismus, den er als CIA-Agent besaß, abgelegt. In „Safe House“ ist er ein eiskalter Killer.

Auf die Frage, ob Washington in Frost möglicherweise auch eine Art Vaterfigur sehen könne, runzelt er fassungslos die Stirn, beugt sich nach vorn und antwortet mit gehobener Stimme: „Er versucht Weston zu töten. Erst am Ende entwickelt er Sympathie für ihn.“ Washington beschreibt Frost schlicht als „Soziopat“: „Er ist ein Atheist, er hat kein Gewissen. Er ist erbarmungslos. Er tut was immer nötig ist, um die Menschen zu manipulieren.“ „Wie verhält er sich im Fußballstadion?“ Er heuchelt der Polizei vor, Angst vor Weston zu haben: „Oh bitte, er wird mich umbringen, er wird mich umbringen“. „Fünf Minuten später tötet er zwei Zivilisten. Nach weiteren fünf Minuten entgegnet er, er würde nur Profis das Leben nehmen. Tobin Frost ist der ideale CIA-Agent. Er kann jemanden ermorden und kurz darauf ein Glas Wein genießen oder zu Starbucks gehen.“ Dennoch erfahren beide Figuren eine Entwicklung. Während Weston erstmals Unschuldige tötet, sieht Frost die Chance für seine Erlösung. Washington erklärt, „auf Seite acht vermittelt er Weston noch, dass er ihn jederzeit töten könne.“ „Auf Seite hundert kommt er zurück um ihm zu helfen und sagt: Werde nicht wie ich.“ „Das ist der Bogen, der Frosts Charakter beschreibt.“

Espinosas Erfahrungen in Afrika ermöglichten ihm, fernab von den Shopping-Malls der Großstadt auch Randgebiete für den Dreh zu gewinnen. Lachend erzählt Washington von den Erlebnissen im „Township Langa“. „Ich fühle mich wohl bei meinen Leuten. Ich war in allen möglichen Häusern zum Abendessen und wir hatten viel Spaß. Einmal haben wir auch einen Eiscreme-Wagen und tausende Geschenke für die Kinder gekauft. Eines der Mädchen wusste nicht einmal wie man Eis ist. Es lief ihr über die Hände und sie war überall beschmiert.“ „Die Verfolgungsszenen und Schießereien drehten wir wochenlang nachts auf den Dächern. Es kamen Tausende zu den Treppen um zuzusehen, als ob sie einen Action-Film anschauen würden. Nach jedem „Cut“ gab es dann einen großen Applaus. Es war großartig.“ Es sei eine arme Gegend, aber die Bewohner besäßen „reiche Seelen“, so Washington.

Die Figuren und Actionszenen bleiben durchweg mitreißend. Leider ist dies schlicht alles, was der Zuschauer sich von dem Film erhoffen darf. Die Beziehung zwischen Meister und Schüler ist vorhersehbar und lässt keine ergreifenden Einsichten zu. Zudem ist die Handlung von einer Liebesgeschichte zwischen Weston und seiner französischen Freundin durchzogen. Diese bleibt jedoch trivial und wenig greifbar. Dem Film fehlt logistische Tiefe. Das Waterboarding und die CIA-Verschwörungen dienen nur als Formgebung für die Entwicklungen der Hauptrollen. Washington sagt, mit dem Begriff „Safe House“ habe er sich vorher nie befasst. Ein Film aus der Perspektive eines weitgehend unbekannten Hochsicherheitstrakts und auch ein junger Agent, der seine wahre Identität vor seiner Geliebten geheim halten muss, haben durchaus Potential. Ausgeschöpft wurde dieses jedoch nicht. Der Film offenbart schließlich eines: Schutzhäuser, bieten keine Zuflucht und die CIA ist nicht, was sie vorgibt zu sein. Nichts ist wie es scheint. Vertraue keinem, denn niemand ist sicher.


 

(ca. 0.47 Min.) Ausschnitt
 

"Safe House - No one is Safe", USA, Südafrika, 115min.
Mit: Denzel Washington (Tobin Frost), Ryan Reynolds (Matt Weston), Sam Shepard (Harlan Whitford), Robert Patrick (Daniel Kiefer), Vera Farmiga (Catherine Linklater), Nora Arnezeder (Ana Moreau)
Regie: Daniel Espinosa
Drehbuch: David Guggenheim
Kinostart: 23. Februar 2012

Copyright: Fotos & Video Universal

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