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Der Libanon hat in kürzester Zeit eine vierfache Katastrophe erlebt: Das Steckenbleiben der Revolution im Oktober 2019, die Hyperinflation als Folge eines bodenlosen Kursverfalls der libanesischen Lira, die Explosion im Hafen von Beirut im Sommer 2020 und zuletzt die Pandemie.
 
„This Is Not Lebanon“ gibt Künstler:innen eine Plattform, die sich der vereinfachenden Berichterstattung zur Lage im Libanon widersetzen und vielschichtige Perspektiven auf das Land entwickeln. Das dreiwöchige Festival präsentiert vom 26. August bis 12. September 2021 in Frankfurt vor allem jüngere Protagonist:innen aus Performance, bildender Kunst, Choreografie und Musik.
 
Initiiert und kuratiert von Matthias Lilienthal, lädt das Festival dazu ein, eine neue Generation zu entdecken. Lilienthal, der 2012/2013 in Beirut lebte und am Kunstzentrum Ashkal Alwan unterrichtete, entwickelt das Programm in enger Zusammenarbeit mit den Ko-Kurator:innen Christine Tohmé, Leiterin des Ashkal Alwan Beirut, Rabih Mroué, Performance- und Medienkünstler, Anna Wagner, Dramaturgin am Mousonturm und den Mitgliedern des Ensemble Modern, Jaan Bossier, Uwe Dierksen, Christian Hommel.
 
"This Is Not Lebanon. Festival for Visual Arts, Performance, Music and Talks” ist ein Kooperationsprojekt des Frankfurt LAB mit dem Künstlerhaus Mousonturm und dem Ensemble Modern in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Libanon. Es wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, das Goethe-Institut, die Ensemble Modern Patronatsgesellschaft e.V. sowie das begleitende diskursive Programm durch die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
 
Eröffnet wird das Festival mit einer Uraufführung von Lawrence Abu Hamdan, einem der derzeit interessantesten Künstler:innen des Libanon. Abu Hamdan setzt in seinen audiovisuellen Installationen und Performances an der Schnittstelle von Sound und Politik an. Bekannt wurde er als Teil der Gruppe Forensic Architecture mit einer akustischen Rekonstruktion der Folterkeller Assads in Syrien.
 
Gleich im Anschluss daran werden die Neuproduktionen von vier weiteren spannenden Künstler:innen präsentiert: Die Performerin und studierte Architektin Ghida Hachicho besticht mit der Exaktheit ihres Denkens und erforscht im Sommerbau mit 4 weiteren Performer:innen die Dynamiken von Gruppenverhalten. Marwa Arsanios, Star der letzten Berlin Biennale, wird ihre feministische Arbeit mit einer performativen Videoinstallation zu der Frage von Erbe, Eigentum und Wert fortsetzen. Bassem Saad befasst sich in seiner film- und textbasierten künstlerischen Arbeit mit der Verteilung von Gewalt und Lust und der Künstler Ali Eyal setzt sich in seiner multidisziplinären Praxis mit zeitgenössischen Formen des Kampfes und der kollektiven Verletzung auseinander. Saad und Eyal werden beide im Rahmen des Festivals erstmals performative Arbeiten vorstellen.
 
Diese vier neuen künstlerischen Arbeiten entstehen in Frankfurt im Rahmen von Produktionsresidenzen, die Teil von „Frankfurt Moves!" sind, einer Kooperation der KfW Stiftung mit dem Frankfurt LAB zur Förderung internationaler aufstrebender Künstler:innen im Bereich Tanz und Darstellende Künste.
 
Das Ensemble Modern entwickelt ein mehrteiliges Musikprogramm für das Festival und vergibt dafür Aufträge für Komposition und Einstudierung. Ein Teil davon ist die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Saed Haddad, ein anderer das Auftragswerk des libanesischen Komponisten und bildenden Künstlers Zad Moultaka. Weitere Kooperationen des Ensemble Modern entstehen mit der Pianistin, Komponistin und Installationskünstlerin Cynthia Zaven sowie mit der Sound Designerin und Filmemacherin Nour Sokhon. Darüber hinaus ist eine Kollaboration des Jazzpianisten Florian Weber mit Rabih Lahoud, dem Sänger der erfolgreichen Jazzband Masaa, geplant. 
 
In einem begleitenden diskursiven Programm, kuratiert von Rabih Mroué, werden die aktuellen Entwicklungen im Libanon durch Gespräche und Lectures weiter in den Fokus gerückt. Im Zentrum steht dabei unter anderem die aktivistische Medienplattform Megaphone, auf der junge Intellektuelle poetische Sprache und polemische Kritik in überraschender Weise kombinieren.
 
Einzelne Programmbeiträge von „This Is Not Lebanon“ werden gestreamt und ermöglichen so auch eine Teilhabe und einen Dialog zwischen verschiedenen Standorten. 

Dem Festival in Frankfurt wird im Oktober 2021, in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Libanon und mit dem für die libanesische Kunstszene bedeutendem Zentrum Ashkal Alwan, ein zweiter Festivalteil vor Ort in Beirut folgen. 
 
Quelle: Künstlerhaus Mousonturm

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