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In den Urlaub zu fahren, wird in diesem Jahr nicht geraten, zumal nicht jenen, die gern in England ihre Ferien verbringen. Zwar ist Großbritannien von der Liste der Risikogebiete gestrichen, doch Brexit und verschärfte Einreisebedingungen sind nicht die besten Voraussetzungen für ein paar entspannte Tage.

Da bietet sich vielmehr ein literarischer Kurztripp nach Cornwall an – und zwar in Form eines „very“ britischen Cosy-Crimes. „Popppy Dayton und das Geheimnis von Wythcombe Manor“, der Erstling des Arztes und Hamburger Autors Konrad K. L. Rippmann, eignet sich hervorragend, dem Corona-Trübsinn für ein paar Stunden zu entfliehen und in Rosamunde Pilchers Lieblingskulisse auf Mörderjagd zu gehen.

 

Poppy, um es gleich vorweg zu nehmen, hat das Zeug zu einer Serienheldin. Von Haus aus Künstlerin und praktizierende Galeristin, ist sie mit einer ausgezeichneten Beobachtungsgabe gesegnet und zudem für alles Spirituelle und Übersinnliche empfänglich. Eine quirlige, kleine und überaus neugierige Person, deren genaues Alter der Autor diskret verschweigt. Klar ist nur, dass sie glücklich, wenn auch kinderlos mit Barnabas Aloysios Dayton, ihrem ehemaligen Kunstgeschichtsprofessor verheiratet ist, der seit ihrer Eheschließung ein traditionsreiches Antiquariat in London führt, und dass sie ihr Haushaltsgeld immer mal wieder mit privatem Kunstunterricht aufbessert muss, wenn sie nicht ihre Nase in Dinge steckt, die sie eigentlich gar nichts angehen. Nun ja, in diesem Fall, muss man sagen, nur mittelbar etwas angehen.

 

Schließlich stecken ihre Freundin Pat und deren Mann Bruce in Schwierigkeiten. Das Wythcombe Manor, ihr romantisches Hotel an Cornwalls Küste, steht vor dem finanziellen Aus. Das Personal musste schon entlassen werden. Doch nun, just in dem Augenblick, als Poppy und ihre Mann Barney hier ein paar Tage ausspannen wollen, sagen sich zwei Gruppen an. Eine Wandergruppe aus Deutschland und ein etwas merkwürdiger „Heimatverein“, angebliche Umweltschützer aus Falmouth, die nach einem verschollenen Dokument suchen. Besser gesagt, nach zwei Dokumenten.

 

Denn dieses uralte Papier, die Besitzurkunde über einen beachtlich schönen Küstenstreifen, wurde von Caedmon Morgan, Chamberlain des Hauses Whythcombe um 1720, zerrissen und getrennt versteckt. Wer beide Teile findet und zusammensetzt, ist der Urkunde zufolge der Besitzer. Was Wunder, dass diese Geschichte die Begehrlichkeiten von Immobilienentwicklern weckt und damit auch jene auf den Plan ruft, die das Naturidyll erhalten wollen.

Als Micah Morgan, der charmante Wanderführer, Frauenscharm und Nachfahre des Kämmerers, kurz darauf tot am Fuß einer Klippe aufgefunden wird und Poppy in einem der Naturschützer ausgerechnet den Mann erkennt, der erst wenige Tage zuvor bei ihrem Mann im Londoner Antiquariat auftauchte, um über eine seltene Erstausgabe von Daniel Defoe zu verhandeln, schrillen bei der Hobbydetektivin alle Alarmglocken. Ihr Mann mauert, irgendwie scheint auch er in dieser Sache zu hängen, aber Hilfe kommt unerwartet über Nacht, von dem unglücklichen Caedmon, der sie mitsamt gepuderter Perücke in ihren Träumen aufsucht.

 

Das alles ist im Wortsinn fabelhaft versponnen, bizarr und exaltiert, dabei ausgesprochen unterhaltsam erzählt. Angesiedelt irgendwo zwischen den gedrechselten Fällen des nimmer alternden „Inspector Barnaby“ und Oscar Wildes „Gespenst von Canterville“. Schließlich braucht es auch im Wythcombe Manor wieder den Mut einer unerschrockenen jungen Frau, die traurig-umherirrende Seele eines längst Verstorbenen zu erlösen.

Wer britischen Humor, britische Skurrilität und das typische Understatement der britischen Upper Class liebt, der wird auch Poppy Dayton lieben.


Konrad K.L. Rippmann: „Poppy Dayton und das Geheimnis von Wythcombe Manor“

dp Verlag

376 Seiten

Taschenbuch und eBook

ISBN: 978-3-96817-536-2

- Weitere Informationen mit Interview

- Hörprobe eBook

- Leseprobe

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