Und wie stellt sich die Jazzszene selbst auf?
Die Jazzer selbst sind durch Jobs bei den verschiedensten Musicals oder der NDR-Bigband offenbar gut versorgt. Herausragende Projekte mit bundesweiter oder gar internationaler Reichweite? Auch hier, Fehlanzeige. Klar, Musiker wie Roger Cicero, Till Brönner, Joja Wendt, Nils Wülker, Ulita Knaus sind bekannte Namen und sie leben in Hamburg. Aber Jazz spielen und Geld verdienen tun sie woanders.

Kurzum, die Szene selbst lädt auch nicht grade ein, sich dieser modernen und im steten Wandel und allerorten gar im Aufwind befindlichen Musiksparte zuzuwenden.
Der viel beschworene Ruck scheint in dieser hanseatischen Szene auszubleiben. Doch es wäre schade darum, denn Jazz ist eine urbane Musik und an eine Metropole wie Hamburg stecken auch in dieser Sparte hohe Erwartungen. Es bräuchte wohl eines Leuchtturmprojektes, das viele der Defizite zugleich angeht:
- der Jazzstudiengang muss räumlich und personell erheblich nachwachsen.
- es braucht einer kommunikativen Zentrale, um Musiker, Publikum und Clubs zu einander zuführen.
- es braucht attraktiver Angebote, damit Jazzer als Jazzmusiker in Hamburg arbeiten, leben und wohnen können – quasi ein richtiges Jazzquartier.
- es braucht kleinere Jazzclubs im Osten, Westen, Süden und Norden der Stadt und obendrein einen weiteren und großen dann im Zentrum der Stadt.
- die Stadt braucht ein Festival von internationaler Bedeutung.
- und dafür braucht dieses mehr als 60.000,- €!
Es wird zwar daran gearbeitet, die Situation deutlich zu verbessern. Die Konzertreihe „Jazz in Hamburg“ mit dem Medienpartner „Hamburger Abendblatt“ sowie den namhaften Jazzclubs Fabrik, Birdland, Mandarin-Kasino, Stage-Club und Stellwerk ist ein weiterer Schritt eines längeren Prozesses zur Jazz-Normalität dieser Stadt. Aber eins muss man zum jetzigen Zeitpunkt schon noch fest stellen: „normal ist das nicht!“
Der Autor Heiko Langanke leitet den Jazzclub im Stellwerk in Hamburg-Harburg.
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