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DS: Das war vor ungefähr vier Jahren?

GL: „Und wird erfreulicherweise dieses Jahr wiederholt, wir fahren im Juni wieder auf die Halbinsel Peljeschatz. Übrigens handelt es sich bei dieser Form des Schreibens um etwas, das mich in der Zukunft mehr und mehr beschäftigen wird, auch und gerade in Bezug auf die Hamburger Autorenvereinigung. Wir denken darüber nach, im nächsten Jahr in die Türkei zu reisen. Irgendwie muss sich die HAV ja nicht in Lesungen erschöpfen, ich sehe gar nicht ein, wieso das ein reines Veranstaltungszentrum sein soll. Gerade hier wären Workshops wunderbar: man reist irgendwo hin, arbeitet gemeinsam und trägt das auf Lesungen vor! Denkbar wäre auch, dass ein Autor über seine Schriftstellerei redet, erklärt, wie er schöpferisch tätig ist und mit anderen darüber diskutiert. Das ist viel lebendiger und sinnvoller als reine Lesungen und eine hervorragende Art, die Literatur wieder dahin zu bringen, wo sie hingehört, nämlich ins Literarische.“

Ja, und dann macht Gino Leineweber eben auch Lyrik. Es gibt eine CD in zartem Hellblau mit Dünengras auf dem Titel, in der er selbst seine 52 Texte aus den Zyklen ‚Jahreszeiten’ und ‚Von mir, von dir, von Allem’ spricht, mit seiner ruhigen, trockenen, norddeutschen Stimme.
Ihm sei, meint er bedauernd, von anderer Seite aus dem Literaturbetrieb gesagt worden, seine Lyrik sei nicht zeitgemäß, weil erzählend und nicht so ‚verknappt’, wie sie aktuell zu sein hat.

Es muss ja an mir und meinem Mangel an zeitgemäßem Kunstverständnis liegen. Aktuelle Lyrik, Verzeihung, ist mir oft zu schwabbelig und nimmt sich selbst so schrecklich ernst. Die von Gino Leineweber mag ich. Von mir aus ist das altmodisch – es erinnert bei einigen Pointen geradezu an Wilhelm Busch oder Heinz Ehrhard, verschmitze Lyrik:

Wenn Wasser
mit Wasser
sich begegnet,
was denkt
das Meer dann,
wenn es regnet?

Dann enthalten die kleinen Texte wieder Landschafts- und Wetterportraits, bei denen ein Hauch Detlev von Liliencron zu schnuppern ist, sinnliche Lyrik:

Kein Wind.
Fast sommerliche Wärme.

Leicht entsteigt Nebel
aus den Ebenen der Marsch.

Ein eigenartiges Glück
ruht auf der Erde.

Ein besinnlicher Abend –
es muss ein Herbsttag sein.

Letztendlich schlägt der Gino hier den Bogen zum Leineweber, vom Sensibel-Künstlerischen zum Handfest-Praktischen, da begegnet der Buddhist dem Kaufmannssohn, sympathische Lyrik:

Sei nur.
Ein Sein im Sein.
Einsein.

Ich bin ein Mensch.
Muss mich bewegen.
Wenn ich nur bin,
das ist mir kein Leben.


Also, ich kann mir nicht helfen, mir gefällt das!

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