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Salif Keita. Foto: Lucille Reyboz

In Mali gehört Salif Keïtas Tag nicht ihm selbst. Als Person des öffentlichen Lebens und nationale Ikone ist er ein überaus gefragter Mann, der beständig Anrufe und unangekündigte Besuche von Freunden und Nachbarn mit vielen unterschiedlichen Anliegen erhält. Er kommt ihren Wünschen tagsüber zwar gerne nach, aber so richtig lebendig wird er erst am Abend. Er gehört ihm, mehr sogar als der folgende Morgen.

 

Nachts zieht er sich in seine Innenwelt zurück und verbringt im Hof seines selbstdesignten Moffou Studio in Bamako nur von seiner Gitarre begleitet Stunde über Stunde im Mondlicht. Es sind magische Momente für die Menschen, die ihn bei dieser reinsten Form des künstlerischen Ausdrucks erleben dürfen.

 

Salif entflieht mit seinem Gesang aber nicht den Widrigkeiten des Tages oder der Härte des täglichen Lebens; seine nächtliche Erholung ist einfach seine Art der Kreativität. Fast alle seine Lieder sind auf diese Weise entstanden. Allein spielt er mit einer Gitarre stundenlang ein Riff oder einen simplen Akkord, und daraus entwickelt sich dann eine Idee, eine Melodie findet ihren Weg in seine Stimme, und Worte werden zahllose Male wiederholt, präzisiert und nochmals verfeinert, bis sie dem perfekten Tempo und der Intonation des Stücks entsprechen. In der Abendbrise gebären Salif Keïta und seine Gitarre wahre Schönheit. Aber diese Schönheit bleibt ihm in seinem geheimen Garten der Song-Entwürfe allein vorbehalten, bis er sie später für die Big Bands von Fela Kuti, James Brown oder seine eigene Band arrangieren sollte.

 

Salif Keita So Kono COVEREDie Idee eines Solo-Gitarren-Albums kam ihm selbst nie in den Sinn. Wann auch immer ihn jemand darauf ansprach, lehnte Salif Keïta sofort mit den Worten ab: „Ich bin kein Gitarrist, ich nutze die Gitarre, um zu komponieren“ oder „Alle würden sich langweilen. Es wäre zu nackt, um dem Publikum zu gefallen.“ Es schien, als ob er sich allein mit seiner Gitarre selbst nackt fühlte. So beschränkten sich Salifs nächtliche Serenaden im Mondschein auf die Wände seines Hofs und auf sein Herz.

 

Allmählich begann er bei seinen unzähligen Konzerten aber damit, Solostücke mit Gitarre auf der Bühne zu spielen, so als ob er atmen wollte: „Selbst in einer Menschenmenge fühle ich mich ohne Gitarre allein“, denn sein Lieblingsinstrument versetzt ihn in die Zeit seiner Jugend zurück. Als Albino-Nachkomme des Herrschers Sundiata Keïta widersetzte sich Salif mit seinem Gesang schon früh den Konventionen der Mandinka-Gesellschaft, die Musik als Schande für Hochwohlgeborene ansah.

 

Er musste dafür einen Preis zahlen, Kaum erwachsen und von seinem Vater verstoßen, verließ Salif sein Dorf und zog durch die Straßen, Märkte und Bars der Hauptstadt, wo er seinen Lebensunterhalt mit seiner Stimme und einer Behelfs-Gitarre verdiente. Aus seinem Traum Lehrer zu werden, wurde durch die Widrigkeiten des Lebens stattdessen ein Rock-Musiker.

 

Die Gitarre versetzt ihn unweigerlich in diese schwierigen Jahre seiner künstlerischen und persönlichen Entwicklung zurück. Während er tiefe, zarte Töne auf dem Instrument anschlägt, erinnert er sich an all jene, die seine Musik in ihren Höfen und Bars willkommen hießen. Die Noten sind wie die vielen Gesichter, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt haben. Salif Keïta hat nie den Mandinka-Ehrenkodex vergessen, in dem die Undankbarkeit eine der schlimmsten Sünden überhaupt ist.

 

Salif Keïta ist ab Mai auf Konzerttournee in Europa.


Salif Keïta: So Kono

Salif Keïta – Gitarre, Vocals, Simbi („Proud“) | Badié Tounkara – Ngoni („Awa“, „Chérie“, „Soundiata“) | Mamoudou Kone,.genannt „Prince” – Calabash, Tama („Awa“, „Chérie“, „Soundiata“) | Clément Petit – Cello („Chérie“, „Awa“) | Julia Sarr, Olyza Zamati – Background Vocals („Tassi“)

Label: Nø Førmat! Vertrieb: IDOL / Indigo

Formate: CD, Vinyl, digital

EAN: 3700551786152

VÖ: 11.04.2025

Weitere Informationen (Salif Keïta) 

 

YouTube-Videos:

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- Salif Keita - Kanté Manfila (2:27 Min)

- Salif Keita – Tassi (5:25 Min.)

 

Konzerte:

22.05.2025 LX-Luxembourg / Philharmonie

27.05.2025 NL-Amsterdam / Het Concertgebouw

28.05.2025 Berlin / Haus des Rundfunks & Großer Sendesaal

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