wildWECHSEL
Mit viel Hamburger Prominenz aus Kreativwirtschaft, Politik und Medien fand gestern die erste Veranstaltung der Hamburg Kreativ Gesellschaft in Kooperation mit dem Haus der Jungen Produzenten vom Studio Hamburg statt. Rund 400 Gäste kamen zum „wildWECHSEL– Salon für die Kreativwirtschaft“ in das Oberhafenquartier. Dabei wurde nicht nur gefeiert. Im Schlagabtausch lieferten sich prominente Kreative einen spannenden Wortwechsel und regten zum anschließenden Dialog an. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz eröffnete das Event und hob die zentrale Bedeutung der Branche für Hamburg hervor.

Schon die ausgefallene Inszenierung der Location durch die beiden Raumkünstler Lena Moritzen und Jens Gottschau vom Dockville Kunstcamp machte deutlich, worum es beim wildWECHSEL 2011 ging: um Kreativität und ihre individuelle Ausgestaltung. Inmitten des Veranstaltungsraumes installierten Moritzen und Gottschau eine meterhohe Pyramide aus Glasmosaiken, welche die Gäste erkunden konnten. Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz eröffnete wildWECHSEL mit einem klaren Bekenntnis zu Hamburg als Kreativstandort. „Die kreativen Branchen sind besonders für große Metropolen wie Hamburg ein wichtiger Wirtschaftszweig. Je nach Zählweise arbeiten hier mehr als 70.000 Erwerbstätige in den elf Branchen, die wir zur Kreativwirtschaft zählen. Sie erwirtschaften einen guten Teil des Wohlstandes unserer Stadt. Sie sind mit verantwortlich für ihre Lebensqualität. Und sie stehen für die Kraft, sich auf nicht kartiertes Gelände zu begeben und einen Weg zu finden. Kurz gesagt: Sie sind ein wesentlicher Motor unserer Innovationskraft.“ Für die Zukunft versprach er den Kreativen mehr Engagement seitens der Politik. „Hamburg ist hinsichtlich der Wirtschaftskraft der Kreativstandort in Deutschland. Das werden wir ausbauen. Die Kreativ Gesellschaft leistet einen bedeutenden Beitrag dazu, dass sich Hamburg als Kreativstandort weiter entwickelt.“

Kreativhauptstadt Hamburg
Als Impulsgeber des Abends folgte Wolf Lotter, Co-Gründer von brand eins und Autor des Buches „Die kreative Revolution“. Seine Rede war ein Plädoyer für eine Branche, die seiner Ansicht nach heute noch viel zu oft negativ besetzt sei. Dabei stellte er ganz unvermittelt die Kreativwirtschaft als Fundament unserer heutigen Wissensgesellschaft dar und als neues Leitbild der Wirtschaft. „Wirtschaft erreicht ihre Grenzen, wenn sie nicht lernt mit Kreativen umzugehen“, erklärte Lotter. Er sprach von kreativen Freiräumen und Selbstverwirklichung jenseits des Kommerziellen und nahm auch die Politik in die Verantwortung. Einen direkten Appell richtete Lotter an Olaf Scholz. „Kreativität ist kein Schmuckstück, sondern Grundlage unserer Kultur. Machen Sie Hamburg zur deutschen Kreativhauptstadt.“

Spannende Dialoge
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der „Schlagabtausch“ unter der Leitung von NDR-Moderator Alexander Bommes. Stellvertretend für rund 70.000 Kollegen stellten bekannte Hamburger Kreative in kurzen Wortwechseln ihre persönliche „Position“ zu Hamburg als Kreativstandort vor. Neben konkreten Forderungen an die Politik gab es jede Menge persönlicher Einsichten zum Kreativsein, zu den Inspirationsquellen und zum Selbstverständnis. Wie im richtigen Leben, wo manch gute Idee schon in der Kneipe entstanden ist, diente ein Bartresen als „Requisite“ für den Schlagabtausch. Zu den Teilnehmern zählten Medienunternehmer Frank Otto und Birgit
Gebhardt, Leiterin des Trendbüros und Autorin des kürzlich erschienen Buches „2037 – Unser Alltag in der Zukunft“. Kreativität sei momentan ein großer Trend, erklärte Gebhard. Zur Aufgabe der Politik nahm sie ebenfalls eine klare Position ein. Die Politik sollte eher zu wenig als zu viel tun, so Gebhardt. „Kreativität entsteht dort, wo Lücken sind und wo Eigeninitiative herrscht. Erst wenn die Impulse stattgefunden haben, dann können sie durch die Politik unterstützt werden.“ Recht optimistisch klangen die Worte von Frank Otto, der als Vorstand des Vereins Hamburg Hoch Elf, selbst einen engen Bezug zur Kreativwirtschaft hat. „Hamburgs beste Zeit als Kreativstandort liegt gerade vor uns“, so sein Fazit.

Pheline Roggan, Schauspielerin, und Steffen Stäuber, Kreativgeschäftsführer bei rvolve, sahen bei der Schaffung von geeigneten Kreativstandorten noch viel Aufholbedarf. Sie kritisierten die
momentane Gentrifizierung in einigen Hamburger Stadtteilen. „Es muss weniger Prestigebauten und mehr Gängeviertel geben“, so Roggan. Für Janine Griffel, ehemals PR-Chefin von Bigpoint und nun Inhaberin einer eigenen PR-Agentur, ist es gerade die Mischung aus Alt und Neu, die den besonderen Reiz von Kreativität ausmacht. Hamburg ist für sie persönlich ein idealer Platz, der sie inspiriert – eben „ein guter Mix aus alter Industrie und zukunftsweisender Digitalwirtschaft“.

Zu den Gästen des Abends gehörten Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler sowie Stefan Gieren, Oscar-Preisträger und wichtiger Akteur der Hamburger Kreativszene. Er inszenierte den Abend durch verschiedene Filme, die auf fünf große Bildschirme projiziert wurden. Der ehemalige Schüler der Hamburg Media School ist jüngstes Mitglied im Haus der jungen Produzenten von Studio Hamburg. DJ Matt Moroder sorgte für musikalische Highlights des Abends. Es wurde eine lange Nacht für die Gäste, die bis in den Morgen hinein feierten.

Ausschreibung Oberhafenquartier
Mit einer guten Nachricht wandte sich Egbert Rühl, Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft, an die Gäste und kündigte die Ausschreibung von Räumlichkeiten im Oberhafenquartier als neuen Kreativstandort an. Von der Veranstaltung zog er eine durchweg positive Bilanz: „Mit wildWECHSEL haben wir den Kreativen ein Sprachrohr gegeben und erfolgreich gezeigt, wie vielschichtig Hamburgs Kreativszene ist und wie bunt, inspirierend und widersprüchlich zugleich“, so Rühl. „Kreativität hat einen hohen Stellenwert für Hamburg und muss in Zukunft noch stärker gefördert werden“, so seine Forderung. Dabei wies Egbert Rühl auch auf die Veröffentlichung des ersten umfassenden Kreativwirtschaftsberichts hin, den die Hamburg Kreativ Gesellschaft in rund drei Wochen der Öffentlichkeit vorstellen wird.

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