Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Als er 30 Jahre alt war, hatte er die Horrorvorstellung, mit 50 immer noch im pinkfarbenen Glitzersakko Tanzmucke im Landkreis Harburg zu machen.
Dann schrieb er „Fleisch ist mein Gemüse“ und alles wurde anders: Heute gilt Heinz Strunk als einer der populärsten und produktivsten Vertreter neuer deutscher Pop-Literatur. Sein neues Buch „Junge rettet Freund aus Teich“ ist das bislang persönlichste und wohl auch deprimierendste Werk der autobiographischen Reihe.
- Geschrieben von Jan-Erik Burkard -
Die Liebe zu Szenerien aus seiner lettischen Heimat ist jedem einzelnen seiner Werke anzusehen, die mit viel Farbe sowie eigener Relieftechnik auf die Leinwände aufgebracht ist. Näher kann man der zwiegespaltenen lettischen Seele kaum kommen.
Wer sich ein Bild der lettischen Hauptstadt Riga verschaffen möchte, reist entweder persönlich in die baltische Metropole oder schaut sich Fotografien an. Eine Alternative sind die Ölgemälde von Rolands Bruno Butāns.
- Geschrieben von Claus Friede -
Hört man den ganzen Nachmittag, Abend und die Nacht durch Jazz, dann wirkt das morgendliche Glockenspiel der Kirchtürme Kopenhagens wie ein weiteres musikalisch-rhythmisches Angebot.
Das seit 1979 durchgehend und jährlich stattfindende Jazz-Festival der dänischen Hauptstadt ist nicht nur eines des ältesten in Europa, sondern mit seiner Anzahl von 1.200 Konzerten (kein Tippfehler!) in 9 Tagen für jeden Jazzfreund ein Superlativ der Auswahlmöglichkeiten und eine echte Herausforderung. Keine renommierte Institution, ob Museum, Theater, Konzerthaus oder Club, die nicht als Spielstätte dient. Dort treten noch bis zum 14. Juli ebenso renommierte Künstler auf wie Chick Corea, mit dem, in Begleitung von "The Virgil", das Festival eröffnet wurde. Ebenfalls mit von der Partie: Marcus Miller, Dianne Reeves, Palle Mikkelborg und Cassandra Wilson, die ein großartiges Konzert im königlichen Theater abliefert und zu Recht Standing Ovations erhält. In den kleineren Spielstätten sind die Newcomer, Nischenexperten, Experimentierenden und Rahmenprogrammler zu finden.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -
Estland, Lettland, Litauen – das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) widmet sich dieses Jahr den baltischen Staaten.
Auf dem zweimonatigen Programm stehen 118 Konzerte, drei „Musikfeste auf dem Lande“ und ein Kindermusikfest.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Zur Kitsch-Apotheose fehlte nur noch der glutrote Abendhimmel: Begleitet von den mächtigen Paukenschlägen und dem Fortissimo der Blechbläser, die Gustav Mahler im VI. Satz seiner Dritten Sinfonie zum pathetischen Finale steigert, schritt John Neumeier dem Bühnenhorizont der Hamburg Oper entgegen, drehte sich dann noch einmal um und streckte sich aus der Tiefe des Raumes „seinem“ Publikum entgegen.
Emotionaler ging noch nie eine Nijinsky-Gala zu Ende. Aber nach 40 Jahren als Direktor des Hamburg Balletts darf man schon mal etwas gefühlsbetont zurückblicken, zumal gerade zuvor die „Schatten der Vergangenheit“ an ihm vorbeizogen.
- Geschrieben von Nadine Effert -
Was ist Heimat? Ein Ort? Ein Kokon des Vertrauten? Das Gefühl von Beständigkeit?
Die Erinnerung als eine Mischung aus Geschmack, Geruch und Geräuschen? Unter dem Motto „Glaube.Liebe.Heimat.“ hat die Hamburger Kommunikationsagentur „the white elephant“ den Berliner Illustrator Denis Faneites auf die Suche nach Antworten geschickt. Er wurde fündig und hat seine Interpretation von Heimat mit Acrylfarben auf Holzplatten gebannt.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -
Ryan Gosling als Bankräuber, Bradley Cooper als Polizist: Im neuen Film von Regisseur Derek Cianfrance geht es um die schicksalhafte Kreuzung zweier Lebenswege, um Kriminalität und Moral, und darum was es heißt, eine Familie zu sein.
Fröhliche Jahrmarktsmusik dringt gedämpft durch die Tür. Ein tiefes, stoßartiges Ausatmen ist zu hören, und dann: die raschen Schnappgeräusche eines Klappmessers, auf und zu, auf und zu. Schon die ersten paar Sekunden von „The Place beyond the Pines“ sind akustischer Nervenkitzel, die spürbar in der Luft liegende Gefahr, das Adrenalin, das durch die Adern rauscht.
- Geschrieben von Claus Friede -
Regeln sind da um gebrochen zu werden, nicht aus Prinzip, sondern weil es Horizonte erweitert.
Das gilt zwar nicht für Glaubensfragen und schon gar nicht für orthodox-jüdische, aber für musikalische allemal.
"A Yiddishe Mamme" hieß das Debütalbum einer Gruppe von sieben Lübecker Musikstudenten, die sich 2008 den merkwürdigen Auftrittsnamen "Yxalag" gegeben haben. Behutsam und ungestüm zugleich tauchten die drei Musikerinnen und vier Musiker in die Welt der Klezmorim - und brechen Regeln.
- Geschrieben von Christel Busch -
Er gehört zu den renommiertesten Fotografen der zeitgenössischen Dokumentation: Tobias Zielony.
Seit Jahren gilt sein Interesse der sogenannten jugendlichen Subkultur, den "Losern" und "Underdogs". In seinen Fotoarbeiten porträtiert er diese jungen Menschen in ihrem sozialen Umfeld. Die Berlinische Galerie im Landesmuseum für Moderne Kunst präsentiert jetzt seine aktuellste Fotoserie "Jenny Jenny" sowie Fotografien aus der Reihe "Trona". Fotokunst von bedrückender Intensität!
- Geschrieben von Wilfried Dürkoop -
Kurt Schwitters, neben Wilhelm Busch, das zweite Genie aus Niedersachsen im Pantheon der Kunst, lebte als Exilant von 1940 bis zu seinem Tod 1948 in England. Das dort entstandene Werk des Meisters wird jetzt im hannoverschen Sprengel Museum präsentiert.
Schwitters, der einst traditionelle Heidelandschaften, Dorfdächer und Porträts malte und dann in den mageren Jahren nach dem Ersten Weltkrieg mit seinen Merz-Bildern – auf Holz geleimten oder genagelten Kinokarten, Staniolpapieren, Fahrscheinen, zerrissenen Schuhsohlen, Garderobennummern, Knöpfe oder Federn – berühmt und erfolgreich wurde, musste erleben, wie die Nationalsozialisten seine Kunst diffamierten, sie als „vollendeten Wahnsinn“ bezeichneten. Er brach 1937 heimlich nach Norwegen auf, wo er in den Jahren zuvor seine Urlaube verbracht hatte. Nach der Besetzung des Landes durch die Deutschen drei Jahre später floh er an Bord der „Fritjof Nansen“, dem letzten Eisbrecher, der das Land samt der norwegischen Exilregierung verließ, in Richtung England.