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Masaa: Afkar

Ein Libanese und drei Deutsche, arabische Sprache und ein westlicher Musikstil, Experimentelles und traditionelle Klangformen – das Projekt Masaa verbindet scheinbar Widersprüchliches. Und legt mit „Afkar“ erneut eine Veröffentlichung vor, die schwingt und beflügelt. Nach ihrem ersten Album „Freedom Dance“ sicher keine Überraschung mehr, aber doch neu und frisch genug, um als reizvolles Hörpaket auf dem einen oder anderen Geburtstagstisch zu landen.


Es ist ein Paket, das Ideen und Gedanken musikalisch verbindet. Was braucht es da Sprachkenntnisse… Wie der Wind auf staubigen Straßen wirbelt, der Regen auf Vordächer trommelt, Blätter in der Dunkelheit rascheln, die Stimmung in der Abenddämmerung – das kennt jeder überall auf der Welt. Irgendwann möchte man mitsummen, wenn eine französisch-zarte „Reflexion“ ein Naturbild in die Ohren tupft.

Masaa: AfkarEs ist das Verdienst von Sänger Rabih Lahoud, das Fremde so nah zu bringen, so glänzend zu präsentieren. Seine Kollegen – Marcus Rust (Trompete, Flügelhorn), Clemens Pötzsch (Piano), Demian Kappenstein (Schlagzeug) – folgen exakt dieser Intention. Sie unterstreichen die Kraft der Worte, lassen wie selbstverständlich Orient und Okzident aufblitzen, beflügeln, verzieren und umrahmen das stimmliche Bild. Kein schöner Schein, ein musikalisches Gemälde mit Strahlkraft.

Das Arabische mag manchem fremd erscheinen im Jazz. Lahoud jedoch vermag es, auch für mitteleuropäische Ohren Heimatliches herauszufiltern, die Klänge zu transformieren in Gefühle, die überall auf der Welt die gleichen sind. Und irgendwann hört man ihn quasi tanzen und mit seinen Freunden das pralle Leben feiern. Das zu verstehen, braucht keine bestimmte Sprache.

Dass Lahouds arabische Wurzeln durch das Klanggeflecht schimmern, sorgt für besonderen Glanz – und für Fernweh. Der Reiz des Fremden flackert vielfarbig auf: stimulierend, packend, aufwühlend, manchmal melancholisch, immer aber sehr feinfühlig. Wenn sich hier und da die Trompete dazu gesellt, bizzelt es geradezu in den Ohren. Mit den anderen Instrumenten entsteht ein fein verwobenes musikalisches Geflecht, das Jazz und Folklore verbindet, Moderne und Traditionelles durchmixt.

„Improesie“ nennen die vier Musiker ihren Stil, – ein Kunstwort aus Improvisation und Poesie. Sagen wir’s besser so: richtig gute Musik, die das Sonnengeflecht zum Vibrieren, zum Beben bringt. Markus Stockhausen, der den Kontakt zwischen den vier Musikern vermittelte, hat daran ein gutes Werkt getan.

Label: Traumton

Masaa live


JazzMe - In Kooperation mit Christoph Forsthoff, Sabine Meinert, Sven Sorgenfrey und Willy Theobald. Weitere CD-Kritiken, Interviews und Informationen aus der Welt des Jazz unter AboutJazz.

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