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Vielerorts werden Stadttheater zusammengelegt, Sparten gestrichen, Stellen halbiert, Etats zusammengekürzt ­– das Stichwort „Theatersterben“ geistert durch die kulturpolitische Diskussion und hat durch die Schuldenbremse verschärft an Relevanz gewonnen. Die Vielfalt der weltweit einzigartigen Theaterlandschaft ist bedroht. Glaubt man Kritikern wie den Autoren des „Kulturinfarkt“ (2012), ist die deutsche Theaterlandschaft selber schuld: Angeblich ruhen sich die Theater auf den staatlichen Zuwendungen aus, Eigeninitiativen z.B. in Form von Eigenfinanzierung und Drittmittelakquise fehlten.
 
Thalia-Intendant Joachim Lux hält dagegen:
„Es gibt in Deutschland eine vitale und gesunde Theaterlandschaft. Wenn es überhaupt eine Krise gibt, dann ist es die der kommunalen Politik, die sich immer weniger in der Lage sieht, ihre Pflichten zu erfüllen. Die Sparmaßnahmen, die im Zuge der Schuldenbremse wie ein gottgewollter Schicksalsschlag auf die Kulturbetriebe niederprasseln, drohen ein System zu zerstören, das dem Kern nach gesund ist. Das Thalia Theater ist das beste Beispiel dafür. Die Bilanz des Thalia Theaters zeigt, dass die Hamburger es lieben. Es ist in nahezu allen Bereichen Spitze. Das nicht verstummende Gerede von der Krise der Theater ist schlicht und ergreifend Unsinn.“
 
In den vergangenen beiden Spielzeiten durchbrach das Thalia Theater Hamburg gleich zweimal hintereinander die magische Grenze von 300.000 Zuschauern. Mit 315.000 bzw. 308.000 Zuschauern erzielte das Haus Spitzenwerte. Auch der Eigenfinanzierungsanteil ist mit um die 30% ungewöhnlich hoch (bundesweiter Durchschnitt 18 %). Neben den hohen Zuschauerzahlen tragen dazu insbesondere Einnahmen aus Koproduktionen mit bedeutenden Festivals und die Gastspieltätigkeit des Thalia auf der ganzen Welt bei.
Die letzten beiden Spielzeiten waren die wirtschaftlich erfolgreichsten seit Jahrzehnten. Aber auch deutschlandweit ist das Thalia mit dieser Bilanz wirtschaftlich unumstritten auf Platz 1. Der Wermutstropfen: Bei den staatlichen Zuschüssen kann das Thalia nicht mithalten, sie sind niedriger als bei allen vergleichbaren Theatern.
 
Joachim Lux: „Ich freue mich über diese Bilanz sehr. Aber sie ist das  Resultat von harter, oft auch allzu harter Arbeit. Wir sind zwar ein höchst effizienter Hochleistungsbetrieb, aber auch an der Leistungs- und Belastungsgrenze angelangt. Weitere Kürzungen oder eine nicht so gute Spielzeit bringen uns sofort in eine enorme Schieflage. Man kann auf Dauer nicht in Moskau, Bogotá, Paris, Edinburgh, Tokio und Peking spielen und gleichzeitig zu Hause den Spielbetrieb aufrechterhalten, wohlgemerkt: mit einem Ensemble von 35 Schauspielern und 700 Vorstellungen im Jahr. Zum Erfolg verdammt zu sein ist – bei aller Freude – kein guter Zustand.“
 
Auch die häufig geäußerte Kritik, Theatersubventionen würden an ein alterndes, relativ vermögendes Publikum verschwendet, bestätigen die Zahlen des Thalia nicht: Sahen 2009/10 noch knapp 41.000 Schüler*Innen und Student*Innen Inszenierungen des Thalia Theaters, waren es in den Spielzeiten 2012/2013 und 2013/14 je rund 80.000 junge Zuschauer*Innen - fast doppelt so viele.
 
Joachim Lux: „Der Ruf des Thalia als Theater für die Generation 50+ ist gottseidank gründlich ruiniert. Das freut mich. Viele sagen sogar, das Thalia sei hip – nun, mir soll‘s recht sein. Das Thalia ist ein Theater für alle Generationen. Und so muss Theater auch sein.“
 
Quelle: Thalia Theater

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