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Cäsar Pinnau (1906-1988) zählte zu den international tätigen und stilistisch vielseitigsten Architekten der Freien und Hansestadt Hamburg. Hier haben sich auch zahlreiche Beispiele seines facettenreichen Werkes erhalten: von Villen und Wohnhäusern an Elbe und Alster, über den Hauptsitz der Reederei „Hamburg Süd“ bis hin zur Cap San Diego, die als Museumsschiff an der Hamburger Überseebrücke über die Grenzen der Stadt hinaus Bekanntheit genießt. Ab 1974 nutzte er das ehemalige Wohnhaus des klassizistischen Architekten C.F. Hansen (1756-1845) an Altonas historischer Prachtstraße, der Palmaille, für sein Atelier.

Doch Cäsar Pinnaus Schaffen war und ist nicht unumstritten. Das hängt in erster Linie mit seinen Aufträgen während der NS-Zeit zusammen. 1937 gründete der junge Architekt ein eigenes Büro und erhielt vom damaligen "Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt“ und späteren Rüstungsminister Albert Speer bedeutende Aufträge für die Innenarchitektur von Berliner Repräsentationsbauten des NS-Staates, darunter die Neue Reichskanzlei. Speer bezog Pinnau ab 1938 auch intensiv in die Planungen der Nord-Süd-Achse für die Neugestaltung der Hauptstadt Berlin ein.

In der Nachkriegszeit verlegte Pinnau seinen Wohnsitz nach Hamburg und wurde zum Gestalter von Wohn- und Geschäftsbauten für bedeutende Akteure der deutschen Wirtschaftswunderzeit und Vertretern des internationalen Jetset. Ab 1950 realisierte er eine Reihe von Schiffen sowie von Hotel-, Fabrik- und Bürobauten für alle Sparten des Oetker-Konzerns, für Aristoteles Onnassis gestaltete er die Yacht „Christina“. Insbesondere für das Hamburger Großbürgertum realisierte Pinnau ab 1950 eine große Zahl von Wohnhäusern in einem traditionsgebundenen Stil, der dem Bedürfnis seiner Bauherren nach repräsentativer Gediegenheit entsprach.

In der neuen Sonderausstellung im Altonaer Museum wird das umstrittene Werk Cäsar Pinnaus erstmals anhand von Plänen, Dokumenten und Fotos im Kontext seiner Zeit aufgearbeitet und einer kritischen Analyse unterzogen. Das interdisziplinär angelegte Projekt widmet sich ausdrücklich auch Fragestellungen aus der politischen und der Gesellschaftsgeschichte, um die historische Einordnung von Pinnaus Oeuvre erstmals museal darzustellen. An interaktiv gestalteten Medientischen können sich die Besucher über die Vielfalt seines Schaffens informieren und sich Hintergrundinformationen zum historischen Kontext erschließen.

Die Ausstellung wurde in Kooperation mit der Hamburgischen Architektenkammer erarbeitet und von der Freien und Hansestadt Hamburg und der Sutor Stiftung unterstützt.

Cäsar Pinnau. Zum Werk eines umstrittenen Architekten
Sonderausstellung im Altonaer Museum, Hamburg
von 28. September 2016 bis 26. März 2017
 
Quelle: Historische Museen Hamburg

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