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„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt“. Mit diesem Satz beginnt nicht nur die Erzählung „Die Verwandlung“ von Franz Kafka. Er stellt auch den Ausgangspunkt für die fantastische Rauminstallation „VRwandlung“ dar, die Literaturliebhaber und Virtual-Reality-Fans die Welt des Protagonisten Samsa vom 25. Januar bis zum 31. März 2018 in der Kafka-Stadt Prag neu erkunden lässt.
 
Entwickelt wurde die immersive Filmsequenz von einem tschechischen Start-up-Team um den künstlerischen Leiter und Regisseur der Prager Filmschule Mika Johnson. Die Besucherinnen und Besuchern von „VRwandlung“ werden dabei in die Rolle eines riesigen Insekts versetzt: Wie Samsa selbst müssen sie erst lernen, sich mit ihrem neuen Körper in der virtuellen Umgebung zu bewegen, die dem Wohnraum im Buch nachempfunden ist, während gleichzeitig draußen die Familie und der Chef lautstark Einlass verlangen. Kafkas Themen – allen voran das Motiv der Entfremdung – können so hautnah erlebt werden.
 
Die Installation „VRwandlung“ bietet dabei verschiedene Level der Interaktion: Als 360-Grad-Medium lässt die virtuelle Realität das vollständige Erkunden des Raumes zu, in dem man sich bewegen oder auch bloßer Zuschauer bleiben kann. Grafische Trigger-Punkte erlauben es, die Handlung eigenständig voranzutreiben.
 
Laut Reiner Stach, dem Autor der aktuellen und preisgekrönten Kafka-Biografie, ist der Prager Schriftsteller der geistige Vater der Virtuellen Realität. Als begeisterter Besucher der sogenannten Kaiserpanoramen, die zum Betrachten stereoskopischer Bilderserien durch ein Guckloch einluden, wünschte sich der Schriftsteller laut Stach eine Verschmelzung dieses Raumeffekts mit dem Kino. Rund hundert Jahre später ermöglichen nun VR-Brillen eine solche 3-D-Erfahrung. Auf einer virtuellen Tour hinter den Kulissen der Filmsequenz „VRwandlung“ können die Besucherinnen und Besucher Reiner Stach selbst zu seinen Thesen befragen. Der Eintritt ist kostenlos und das Erlebnis findet in den Sprachen Deutsch, Tschechisch und Englisch statt.
 
Quelle: Goethe-Institut