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Die diesjährige Verleihung steht unter dem Schwerpunktthema „Migration der Kulturen – Kulturen der Migration“. Mit den Preisträgern Akinbode Akinbiyi, Juri Andruchowytsch und David Lordkipanidze werden drei renommierte Persönlichkeiten geehrt, die sich um den interkulturellen Austausch zwischen ihren Herkunftsländern und Deutschland verdient gemacht haben – jeweils in ihren spezifischen Arbeitsfeldern: Der seit Anfang der 1990er in Berlin lebende Fotograf Akinbode Akinbiyi gilt als einer der wichtigsten künstlerischen Mittler zwischen Deutschland und Subsahara-Afrika. Mit seinen Aufnahmen aus dem Alltag afrikanischer Großstädte bringt er den Betrachtern das urbane Leben in Afrika und die dortigen Migrationsbewegungen näher. Akinbode Akinbiyi ist unter anderem an der documenta 14, die im kommenden Jahr in Athen und Kassel stattfindet, mit neuen Arbeiten beteiligt. Der Ukrainer Juri Andruchowytsch übersetzt deutsche Dichter wie Rainer Maria Rilke ins Ukrainische und verschafft der dortigen Leserschaft damit einen neuen Zugang zu den deutschen Klassikern. Mit seiner eigenen schriftstellerischen Arbeit machte er das literarische Territorium seines Heimatlandes einem deutschen Publikum bekannt. Zentrale Themen in seiner Literatur sind stets Wanderungs- und Migrationsbewegungen durch Europa. Der Archäologe und Direktor des Georgischen Nationalmuseums David Lordkipanidze ist auf wissenschaftlicher und museumsstrategischer Ebene weltweit vernetzt. Er initiierte zahlreiche internationale Kooperationen, darunter mit namenhaften deutschen Kultur- und Bildungseinrichtungen wie etwa der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die sowohl einen regen Austausch von Wissenschaftlern und Museumsexperten, als auch von Ausstellungsstücken mit sich brachten. Alle drei Preisträger haben bereits über einen längeren Zeitraum in Deutschland und anderen Teilen der Welt gelebt und sprechen ausgezeichnet Deutsch.
 
Akinbode Akinbiyi
Akinbode Akinbiyi gehört zu den profiliertesten afrikanischen Fotografen weltweit. Er wurde 1946 in Oxford geboren, wuchs in Lagos und in England auf und studierte in Nigeria, England und Deutschland Literaturwissenschaft und Anglistik. Mitte der 1970er Jahre begann er als Autodidakt zu fotografieren und zog nach Aufenthalten in Heidelberg und München schließlich nach West-Berlin, wo er seitdem lebt. Akinbode Akinbiyis Schwerpunkte sind Reportage-, Architektur- und Kulturfotografie. Seine Bilder wurden auf Ausstellungen und Biennalen in Tokio, Paris, Philadelphia, Johannesburg oder Havanna gezeigt sowie in diversen Magazinen abgedruckt. Mit seinen Aufnahmen bringt er den Betrachtern das urbane Leben in Afrika näher. Das Hauptaugenmerk seiner Arbeiten gilt vor allem den rapide wachsenden und sich verändernden afrikanischen Megastädten. Als interkultureller Mittler agiert er auch in seiner Tätigkeit als Kurator: So kuratierte er unter anderem bereits mehrfach Ausstellungen des Instituts für Auslandsbeziehungen e. V., darunter „Spot on ... DAK'ART” (2009). Über das von Akinbode Akinbiyi und dem Goethe-Institut Nigeria initiierte Projekt „Centers of learning for photography in Africa“ ist er zudem zu einem wichtigen Mentor für Nachwuchsfotografen aus dem afrikanischen Raum geworden. Zu seinen wichtigsten Ausstellungen gehören „Tales from a Globalizing World” (2003 bis 2007 unter anderem in Brüssel, Dhaka, Genf und Kairo), „Africa Remix” (2004 bis 2007 in Düsseldorf, London, Paris, Tokio, Stockholm und Johannesburg), „Sea never dry” (2005 im Staatlichen Museum für Völkerkunde Dresden), „Adama in Wonderland“ (2013/14 im Goethe-Institut Johannesburg) und „Three Photographers/Six Cities“ (2016 im Philadelphia Museum of Art, Philadelphia).
 
Juri Andruchowytsch
Juri Andruchowytsch ist ukrainischer Schriftsteller, Dichter, Essayist und Übersetzer. Er wurde 1960 in Iwano-Frankiwsk/Westukraine, dem früheren galizischen Stanislau, geboren und studierte in Lemberg Journalistik und in Moskau Literatur. Juri Andruchowytsch gilt als eine der wichtigsten intellektuellen Stimmen der Ukraine und ist Teil der kritischen, kreativen Szene, die die zivilgesellschaftlichen Prozesse nach der Revolution auf dem Maidan reflektiert und vorantreibt. Er ist ein entschiedener Unterstützer der Ukraine auf dem Weg nach Europa und bemüht sich um eine Annäherung von West- und Osteuropa. Mit Deutschland ist Juri Andruchowytsch unter anderem durch mehrere Stipendienaufenthalte eng verbunden. Seit 2006 ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Am Institut für Slawistik der Humboldt-Universität zu Berlin hatte er 2014 eine Gastprofessur inne. Um die deutsche Sprache hat Juri Andruchowytsch sich auch als literarischer Übersetzer verdient gemacht: Er übersetzte unter anderem Lyrik von Rainer Maria Rilke und Prosawerke von Robert Walser ins Ukrainische. Den größten öffentlichen Widerhall fanden drei seiner Romane, die während der neunziger Jahre entstanden und veröffentlicht wurden: „Rekreaciji“ (1992), „Moscoviada“ (1993, deutsche Ausgabe 2006) und „Perversion“ (1996, deutsche Ausgabe 2011). Seine Texte sind international übersetzt und verlegt worden.
 
David Lordkipanidze
Der Direktor des Georgischen Nationalmuseums David Lordkipanidze gilt als einer der renommiertesten Paläoanthropologen und Archäologen weltweit. Er ist 1963 in Tiflis geboren und studierte Geologie und Geographie an der Staatlichen Universität Tiflis und an der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Altsteinzeitforschung und die Paläoanthropologie, mit dem Fokus auf der frühen Menschwerdung, die Rekonstruktion früher Hominiden, ihrer natürlichen Umwelt und die Erforschung ihrer materiellen Hinterlassenschaften. Seit mehr als 20 Jahren leitet David Lordkipanidze die Ausgrabungen von Dmanisi in Georgien. Berühmt geworden ist er vor allem durch die dortigen Funde 1,8 Millionen Jahre alter Skelettreste früher Hominiden - diese Entdeckung und ihre wissenschaftliche Auswertung revolutionierten das bisherige Wissen über die frühe menschliche Entwicklung und Expansion. Er engagiert sich umfangreich und vielfältig kultur- und bildungspolitisch in Georgien und im postsowjetischen Raum. Unter seinem Einfluss internationalisierte und modernisierte sich das georgische Museumswesen nachhaltig. Als Museumsdirektor und Wissenschaftler ist David Lordkipanidze weltweit vernetzt und arbeitet seit Jahren neben dem Goethe-Institut eng mit namenhaften deutschen Partnern aus Kultur und Bildung zusammen, wie etwa der Stiftung Preußischer Kulturbesitz oder dem Senckenberg-Museum Frankfurt. Ein entscheidender Beitrag zu den deutsch-georgischen Kulturbeziehungen war seine Initiative zur Berliner Ausstellung der prähistorischen georgischen Goldfunde „Medeas Gold” 2007 im Alten Museum.
 
Die Laudationes auf die Preisträger der Goethe-Medaille 2016 halten die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts Friederike Fless (David Lordkipanidze), die Künstlerin Eva Leitolf (Akinbode Akinbiyi) und die Übersetzerin Sabine Stöhr (Juri Andruchowytsch). Gemeinsam mit dem Kunstfest Weimar veranstaltet das Goethe-Institut am Tag vor der Verleihung ein Gespräch mit den drei Preisträgern: Am Samstag, dem 27. August 2016, sprechen Akinbode Akinbiyi, Juri Andruchowytsch und David Lordkipanidze mit der Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun, Co-Direktorin des Zentrums Jüdische Studien Berlin-Brandenburg und Vizepräsidentin des Goethe-Instituts über das Thema „Migration der Kulturen – Kulturen der Migration“ und die Rolle, die Deutschland, seine Sprache, seine Kultur und seine Geschichte in ihrem Leben spielen. Im Rahmen des Kunstfests Weimar ist vom 20. August bis zum 4. September 2016 die Foto-Ausstellung „Wanderungen in urbanen Zeiträumen“ des Goethe-Medaille-Preisträgers Akinbode Akinbiyi in der Galerie Eigenheim zu sehen.
 
Die Goethe-Medaille wurde 1954 vom Vorstand des Goethe-Instituts gestiftet und 1975 von der Bundesrepublik Deutschland als offizielles Ehrenzeichen anerkannt. Die Goethe-Medaille wird zum Geburtstag von Johann Wolfgang von Goethe, am 28. August, verliehen.
 
Seit der ersten Verleihung 1955 sind insgesamt 341 Persönlichkeiten aus 63 Ländern geehrt worden. Zu den Preisträgern gehören unter anderen Adonis, Daniel Barenboim, Pierre Bourdieu, David Cornwell alias John le Carré, Sir Ernst Gombrich, Lars Gustafsson, Ágnes Heller, Petros Markaris, Sir Karl Raimund Popper, Jorge Semprún, Robert Wilson, Neil MacGregor oder Helen Wolff.
 
Die Verleihung wird in enger Partnerschaft mit der Klassik Stiftung Weimar und der Stadt Weimar veranstaltet. Das Gespräch mit den drei Preisträgern ist eine Kooperation mit dem Kunstfest Weimar. Die Fotoausstellung von Akinbode Akinbiyi ist eine Kooperation mit dem Kunstfest Weimar und der Galerie Eigenheim.
 
Quelle: Goethe-Institut