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Wenn Geschichten aufgeschrieben werden, verwandeln sie sich in Texte. Texte können gelesen und in Umlauf gebracht, aber auch verboten, verbrannt, verloren oder schlicht vergessen werden. Werden aber die Geschichten von Menschen bewahrt und erinnert, ist es schwieriger, ihre Verbreitung zu unterdrücken. Es bedarf lediglich eines Erzählers, der sich an etwas erinnert und einer Zuhörerschaft, die sich in einem bestimmten Raum um diesen Erzähler versammelt, um zurückzuholen was verloren schien. „Gespräche aus der Dunkelkammer” stellt einen Apparat zur Verfügung, der diesen Prozess in Gang setzt.
 
Der Apparat besteht aus sechs Stationen (der Wartesaal, das Büro, das Studio, das Kino und die Küche). Sie repräsentieren Sprechakte in verschiedenen Formaten, live und als Videoaufzeichnung: Vorlesungen und Dialoge mit Experten, charismatische Beratungsgespräche, Küchenklatsch, rezitierte und von Schauspielern aufgeführte Texte. Das Publikum kann sich durch die Installation bewegen wie durch eine Ausstellung und sich – über Kopfhörer mit mehreren Kanälen – an die sechs verschiedenen Teile des Apparats anschließen.
 
Die Protagonisten der „Gespräche aus der Dunkelkammer” sind „Geschichtenerzähler”, über 20 Experten und Expertinnen verschiedener Wissensgebiete aus Nowosibirsk und Krasnojarsk sowie Theoretikerinnen und Künstler aus Moskau, St. Petersburg und Berlin.
 
Im Fokus der Produktion steht der Schriftsteller Nikolaj Wassiljewitsch Gogol. Der Autor verbrannte in der Nacht des 24. Februars 1852 den zweiten Band seines Romans „Tote Seelen”. Nur Fragmente haben diesen berühmten Akt der Selbstzensur überlebt. Das Fegefeuer – wie der zweite Teil betitelt war – ist der zentrale Text, der im Dunkelkammer-Apparat reanimiert wird. Was müsste man wissen, wenn man das Buch heute weiterschreiben würde?
 
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem derzeit vor Gericht stehenden russischen Aktionskünstler Pjotr Pawlenski. Während zwei Nowosibirsker Schauspieler aus den Verhörprotokollen lesen, teilen Theoretikerinnen und Künstler in einem Küchengespräch bei Tee und Wodka den neuesten Klatsch über Pawlenski und seine Arbeit.
 
Zum Ensemble der „Gespräche aus der Dunkelkammer“ gehören:
 
Konstantin Antonow (Soziologe und Journalist), Dmitrij Choljawtschenko (Ökonom und Historiker), Igor Chubarov (Philosoph und Literaturwissenschaftler), Irina Demtschuk (Finanzexpertin), Sergej Djatschkow (Consultant und Politiker), Oleg Domanow (Philosoph), Andreij Dubowoj (Neurochirurg), Pawel Golowkin (Filmemacher), Sergej Jakuschin (Experte für Sepulchralkultur und Direktor des Krematoriums Nowosibirsk), Philipp Krikunow (Künstler und Galerist), Wladimir Lemeschonok (Schauspieler), Olga Leonidowna (Performerin), Lawrence Liang (Jurist und Theoretiker), Majana Nasybullowa (Künstlerin), Irina Oktjabrskaya (Ethnographin), Natalia Pinus (Politikerin und Aktivistin), Denis Sablin (Psychoanalytiker), Konstantin Skotnikov (Künstler), Lawrentiy Sorokin (Schauspieler), Oxana Timofeeva (Philosophin), Boris Trawkin (Dokumentarfilmer), Aleksandr Tschernjawskij (Herzchirurg und Transplantationsarzt), Wladimir Velminski (Medientheoretiker), Olga Waliewa (Ökonomin), Dorothee Wenner (Filmemacherin), Irina Yakunina (Fotografin), Lada Yurchenko (PR-Expertin und Kulturmanagerin).

Quelle: Goethe-Institut

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