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„Final Cut“ fand bereits zum sechsten Mal in Folge statt. Um den Preis bewarben sich sowohl Master- als auch Bachelor-Filmprojekte des Jahrgangs 2015/16, die mit der finanziellen Unterstützung der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein entstanden sind. Alle 16 Filme waren in Ausschnitten gestern zu sehen und wurden im Gespräch zwischen den Absolventen und den betreuenden HFBK-Professoren Robert Bramkamp, Pepe Danquart, Udo Engel, Angela Schanelec und Wim Wenders kurz persönlich vorgestellt. Der Berenberg-Filmpreis soll den jungen Regisseuren den Übergang in die Selbständigkeit erleichtern und neue Filmprojekte ermöglichen. Die Jury hob in ihrer Laudatio zunächst die Eigenwilligkeit wie auch Qualität aller präsentierten Filme hervor.

Mit ihrem prämierten Essayfilm „A nice place to leave“ (2016, 17 min, Super 16, HDV, MiniDV, Farbe und s/w) bietet Maya Connors dem Zuschauer eine Reise in die gesellschaftliche Inszenierung von Bedrohung und Beruhigung an. Fragmentarisches Archivmaterial aus den USA der 1940er und 1950er Jahre wird dabei assoziativen Bildern aus dem heutigen Hamburg gegenübergestellt. Wir begegnen Seidenraupen, die Erinnerung speichern, im Internet gefundener Familiengeschichte, Polioepidemien in Neubausiedlungen, Weihnachtsfeiern. Die Juroren überzeugte die souveräne Art der Filmemacherin, verschiedene Bildsorten und Textfragmente zu einer Zeiten und Räume verbindenden psychotischen Geschichte zu transformieren. Dabei findet Connors einen äußerst eigenständigen Anschluss an die experimentellen filmischen Verfahren der letzten 40 Jahre und schafft so eine rätselhafte Erzählung, die dramaturgisch geschickt gebaut und dicht auf verschiedenen Ebenen ist. 
 
In Benjamin Wölfings Kurzfilm „Tim & Lisa“ (2015, 20 min, HD Farbe) tritt der Protagonist Tim ein Freiwilliges Soziales Jahr im Behindertenpflegeheim an. Er zieht in das dem Haus angeschlossene Wohnheim. Seine Lieblingsbewohnerin ist Lisa, die sich weder bewegen noch sprechen kann. Als die Beziehung zu seiner Freundin in die Brüche geht, wirft dies Tim vollkommen aus der Bahn. Er versucht das Vakuum durch die Beziehung zu Lisa zu füllen, die zur Projektionsfläche und zum Ventil für Tims Gefühlswelten wird. Die Jury fand an „Tim & Lisa“ besonders bemerkenswert, wie durch eine unbequeme Erzählweise und eine für Räume und Atmosphären empfängliche Kameraführung Undeutlichkeit und Vagheit produziert wird, die jeglichem Klischee über das Sujet entgegensteht. Benjamin Wölfing ist sehr nah dran an seinen Figuren. Diese können oder wollen nichts formulieren, sind unsympathisch, zwingen zum Aushalten und wecken erst so ein nachhaltiges Interesse.
 
Alle 16 Abschlussfilme sind in voller Länge vom 29. April bis zum 1. Mai im Metropolis Kino bei freiem Eintritt zu sehen. Das Programm mit den genauen Uhrzeiten findet sich hier: www.hfbk-hamburg.de/finalcut/
 
Die Filme:

Marcela Braak, Entre Vistas Zwischen Ansichten, 50 min, HDV, Super 8 digital
Maya Connors, A nice place to leave, Essayfilm, 17 min, Super 16, HDV, MiniDV, Farbe und s/w
Veronika Engelmann, Insel, Spielfilm, 28 min, HD, Farbe
Jan Eichberg, Jule, Spielfilm, 53 min, HD, Farbe
Thomas Hartmann, Pfirsich, Spielfilm, Drama, 15 min, HD, Farbe
Yannick Kaftan, Coming or Going, Dokumentarfilm, 55 min, DV, Farbe
Stephan Kipke, Meine unsichtbare Heimat, Fotofilm, 35 min, HD, Farbe
Arne Körner, The Bicycle, Spielfilm, 82 min, Super 16mm, Farbe
Marko Mijatovic, Stadt der Elefanten, Dokumentarfilm, 29 min, HD, Farbe
Pablo Narezo, Casi Paraíso, Essayfilm, 56 min, HD und 8 mm, Farbe und s/w
Jonas Schaul, Kingston Crossroads, Dokumentarfilm, 70 min, Full HD, Farbe
Chinook Ulrich Schneider, Die Frösche springen auch unter das Tempeldach, nicht nur durch den Regen, Experimentalfilm, 27:40 min, HD, Farbe
Christofer Schwarz, Trinakria, Spielfilm/Experimentalfilm, 21 min, HD, Farbe
Aron Sekelj, Landschaften des Krieges, Landschaften des Friedens, Dokumentarfilm/Experimentalfilm, 48:52 min, 4K, SD, Farbe
Henning Thomas, Hallux, Animation/Stop Motion, 10:20 min, 4K, Farbe
Benjamin Wölfing, Tim & Lisa, Kurzfilm, 20 min, HD Farbe
 
Quelle: Hochschule für bildende Künste