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Ihr Engagement und die Weiterentwicklung des Kinos als Ort der Vielfalt, als kultureller Treffpunkt und Kulturgut wird mit diesen Preisen gewürdigt. Vier Kinos werden mit Hauptpreisen und 16 weitere mit zweiten Preisen ausgezeichnet. Der mit 6.000 Euro dotierte Lotte-Eisner-Preis geht an den Kölner Filmclub 813 e.V. Den Ehrenpreis des Kinematheksverbundes erhält in diesem Jahr Nina Goslar, die langjährige Filmredakteurin von ZDF/ARTE.
 
Die Jury zeichnet in diesem Jahr Kinos und ihre Programmacher*innen aus den Städten Bremen, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Höchst, Karlsruhe, Köln, Konstanz, Leipzig, Leverkusen, Mannheim, München, Nürnberg, Potsdam, Rendsburg, Saarbrücken, Singen, Weimar und Wiesbaden aus. Die meisten Preisträger*innen werden die Preise am Abend persönlich entgegennehmen.

Deutschland bleibt nach wie vor ein Netz von kulturellen Kinos, die für eine vitale Filmkultur sorgen und kenntnisreich die Filmhistorie lebendig halten – trotz der immer knapperen kommunalen Förderung. Das Spektrum der prämierten Spielstätten ist ausgesprochen breit und reicht von der Kinemathek Hamburg – einem der renommiertesten Filmtheater Deutschlands mit einem Programm von Weltruf - bis zum Weitwinkel e.V. in Singen, das an 4-6 Tagen im Monat ein Programm mit cineastischem Profil präsentiert.
 
Die Preisträger-Kinos 2017
 
Lotte-Eisner-Preis 2017
Sonderpreis (6.000 Euro)
Filmclub 813 e.V., Köln 
 
Kategorie I, „Kino, das zurückblickt“
*Erster Preis (2.000 Euro) 
Kinemathek, Hamburg
*Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro) 
Kinemathek, Karlsruhe
Filmmuseum, Potsdam
Caligari, Wiesbaden
Filmmuseum, München
 
Kategorie II, „Kino, das bildet“
*Erster Preis (2.000 Euro) 
Filmhaus Nürnberg
*Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro)
8 ½, Saarbrücken
city 46, Bremen
Cinema Quadrat, Mannheim
Filmmuseum, Frankfurt
 
Kategorie III, „Kino, das verbindet“
*Erster Preis (2.000 Euro) 
B- Movie, Hamburg
*Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro) 
Koki, Freiburg
Filmforum, Höchst 
VHS, Leverkusen
mon ami, Weimar
 
Kategorie IV, „Kino, das wagt“
*Erster Preis (2.000 Euro) 
Zebra, Konstanz 
*Zweite Preise (jeweils 1.000 Euro) 
Kinomobil B.W.
Cinémathèque, Leipzig
Weitwinkel, Singen
Koki Rendsburg
 

Lotte-Eisner-Preis
Der Preis wird für herausragende Programmarbeit ausgelobt, die Maßstäbe setzt und eine begeisterte und kritische Auseinandersetzung mit der Filmgeschichte und ihren Präsentationsformen ermöglicht.

Begründung
„Der Filmclub 813 e.V. erhält den Lotte-Eisner-Preis für sein ausgezeichnetes, erfrischend kreatives Programm, das Alt mit Neu, Stumm mit Ton, Kunst mit Pop und Konsenskanon mit Trash verbindet. Der Filmclub 813 liebt, sieht, kuratiert, empfiehlt und zeigt außergewöhnliche Filme (...) in der vorwiegend analogen Vorführpraxis. Sie haben in ihrem Jubiläums-Kinojahr 2016 das erste 813-Non-Stop-Kino-Wochenende mit einem wagemutigen Programm installiert, das sich nicht scheut „L'Etoile de Mer“ (1928) von Man Ray als Vorfilm zu einer 35mm-Kopie von „Der SpongeBob Schwammkopf Film“ aus dem Jahr 2014 zu zeigen. (...) Die Kurator*innen lassen sich von ihrer kritischen (Schau-)Lust und ihrem Kinowissen treiben, abseits eines vermeintlichen Kanons, und bereichern damit das Kinogeschehen. Die „Eisnerin“ wäre angetan von der vorbildhaft cine-enthusiastischen Programmarbeit und differenzierten Auseinandersetzung mit den Medien, Formaten und Inhalten von Film.“ 

Kategorie I: Kino, das zurückblickt
Der Preis würdigt besonders die Vielfalt und den Ideenreichtum bei der Präsentation von Filmen aus der gesamten Filmgeschichte. Dies umfasst den Einsatz von Stummfilmen, Repertoirefilmen und von Filmen aus unterschiedlichen Ländern der Welt.

Begründung
Das Kommunale Kino Metropolis in Hamburg erhält den ersten Preis der Kategorie für seine außergewöhnlichen Bemühungen, trotz enormer Konkurrenz nicht nur Filmgeschichte sondern auch Film und Geschichte vielfältig erlebbar zu machen. Mit länderspezifischen Filmreihen, die sich auch wenig beachteten Nationen wie Finnland oder der Ukraine widmen, einem thematisch kuratierten Stummfilmfestival sowie vielen einfallsreichen und gesellschaftlich relevanten Schwerpunkten präsentiert sich das Metropolis politisch, innovativ und jung.
 
Die zweiten Preise erhalten 
....die Kinemathek Karlsruhe für ein breit gefächertes Filmprogramm mit herausragenden Veranstaltungen wie dem dokKa Dokumentarfilmfestival.
...das Filmmuseum Potsdam, das mit ausstellungsbegleitenden Filmreihen glänzt und sich in besonderem Maße durch die Kooperation mit dem Masterstudiengang „Filmkulturerbe“ der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf des filmischen Erbes annimmt.
...die Caligari Filmbühne in Wiesbaden mit einem fundierten, europäisch fokussierten Programm und den zwei sehr erfolgreichen Festivals goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films und dem exground filmfest.
...das Filmmuseum München, das sich der Vermittlung von internationaler Filmgeschichte auf bewährt hohem Niveau verschrieben hat, mit den Hörfilmtagen aber auch neue Wege beschreitet.

Kategorie II: Kino, das bildet
Hier werden innovative, generationenübergreifende Vermittlungskonzepte prämiert, sowie Angebote, die Kindern und Jugendlichen Film als ein künstlerisches Werk näherbringen und zu tieferer Beschäftigung anregen. 

Begründung
Der erste Preis in der Kategorie II geht an das Filmhaus Nürnberg, das in seiner Kinoarbeit einen Schwerpunkt auf kulturelle Bildung legt, ohne museal zu sein. Dabei eröffnet das Filmhaus stetig neue Perspektiven und bietet mit einem umfangreichen fremdsprachigen Programm die Möglichkeit, über ihr Filmschaffen Länder aus der ganzen Welt kennenzulernen. Hervorzuheben ist hier die neue Filmreihe „Arabic Culture Cloud“. Auch dem Kinderkino räumt das Filmhaus Nürnberg einen hohen Stellenwert ein und veranstaltet mit „Little Big Films“ das bundesweit einzige Filmfestival von Kindern für Kinder. 

Die zweiten Preise verleiht die Jury an 
....das Kino 8 ½, Saarbrücken, das Filmpräsentationen mit begleitenden Seminaren und Ausstellungen kontextualisiert.
...das City 46 in Bremen, das auch das jüngste Kinopublikum im Blick hat, indem es Kinderfilme in Kombination mit Spielangeboten anbietet.
...das Cinema Quadrat e.V. in Mannheim, das sich besonders durch eine filmwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den gezeigten Filmen und das Kino als Ort hervorhebt.
...das Kino des Deutschen Filmmuseums in Frankfurt am Main, das Medienbildung in den Mittelpunkt stellt und eine große Vielfalt an Themen und Filmformen präsentiert.

Kategorie III: Kino, das verbindet
Der Preis zeichnet nachhaltige Kooperationen mit politischen, sozialen und kulturellen Einrichtungen, Initiativen für eine gesellschaftliche Teilhabe der Bürger*innen sowie interkulturelle Kinokonzepte aus.

Begründung
Verbindungen zu schaffen, ist ein Leitmotiv des mit dem ersten Preis in dieser Kategorie prämierten B-Movie auf St. Pauli in Hamburg. Das B-movie ist offen für unterschiedlichste Kooperationen. Der Hurentag, das Queerkino, die Hörbar oder der Arab-Filmclub sind nicht nur Programme für oder über, sondern Programme, die mit unterschiedlichsten Gruppen diskutiert und kuratiert werden. Die Filmgruppe stellt sich mit ihrem Programm immer wieder der Diskussion. Der Frauenmedienladen Bildwechsel, aber auch die Zusammenarbeit mit anderen Kinos in Hamburg und dem Filmfest Hamburg und dem Kurzfilmfestival zeugen davon.

Zweite Preise
...Verbindungen zu schaffen ist seit jeher ein Credo des Kommunalen Kinos in Freiburg. Die konsequente Philosophie, viele Stimmen hör- und sichtbar zu machen, spiegelt sich in seinem Programm wieder, dass sich konsequent für Gleichberechtigung und Toleranz einsetzt. Besonders ins Auge fiel uns das Programm „Migrant-Mutant-Elefant“.
...Höchst aktuell sind die Programmbezüge des Filmforum Höchst. Im Rahmen von Länderschwerpunkten und der Schul- und Kita-Vorstellungen schafft das Filmforum immer wieder viele Kooperationen mit unterschiedlichsten Gruppen.
...Mit sinnvollen Programmabsprachen mit dem Programmkinobetreiber schafft das Kommunale Kino der VHS Leverkusen, ein engagiertes und breit gefächertes Programm in Kooperation mit vielen Institutionen anzubieten. 
...Die Vielfalt des Kommunalen Kinos mon ami in Weimar spiegelt sich auch in verschiedenen Programmen mit Migrant*innen wieder. Der aktive Diskurs wird auch durch Dolmetscher*innen bei den Diskussionen gewährleistet.
 
Kategorie IV: Kino, das wagt

Im Fokus dieses Preises stehen Programme, die neue filmästhetische Perspektiven und innovative Präsentationsformen anbieten. In diesem Jahr werden außerdem Kinos prämiert, die an kinofernen Orten, also in einer Filmdiaspora mit anspruchsvollen Programmen ein Publikum erreichen, das sonst kaum die Gelegenheit hätte, Filme im Kino zu sehen.

Begründung
Der erste Preis geht an ein Kino, das – obwohl es schon seit über 30 Jahren existiert – so wirkt, als wäre es soeben frisch aus der Taufe gehoben worden: Das Zebra Kino in Konstanz. Das Motto 'Andere Filme anders zeigen' wird von dem engagierten Kinoteam augenzwinkernd, aber auch ernsthaft in ihrer Programmgestaltung befolgt. Das Queergestreift-Filmfestival und auch das stetige Bemühen um den deutschen Filmnachwuchs heben das Zebra Kino deutlich aus dem klassischen Programmkinobereich heraus. Es ist deshalb auch kein Wunder, dass Mitarbeiter*innen aus diesem Kino ihre Filmliebhaberei manchmal auch in der Filmbranche fortsetzen. Eigentlich ist dieses Kino eine klammheimliche Kaderschmiede für die Arthouse-Branche.
 
Zweite Preise gehen an
... die Cinematheque Leipzig, eine kleine Insel unter den Leipziger Programmkinos, weil man versucht, neue Perspektiven des Programmkinos aufzuzeigen. Animations- und Kurzfilme gehören selbstverständlich zum Programm, aber auch soziale Projekte, wie Veranstaltungen für Geflüchtete. 
...das Kommunale Kino in Rendsburg, das als Spielstätte seinen Platz in einem kommerziellen Kinocenter gefunden hat. Ein besonders originelles Programm zieht in der Kleinstadt Rendsburg regelmäßig eine beachtenswerte Publikumszahl an und bindet es durch Regionalbezüge, Stummfilmvorführungen und Drehbuchlesungen.
...das Weitwinkel-Kommunale Kino in Singen, das in dem beschaulichen Ort seit Jahren mit engagierten, ehrenamtlich arbeitenden Mitarbeiter*innen ein besonderes und vielfältiges Programm macht, das mit originellen Kooperationen aufwartet und deshalb in der Region sehr frequentiert wird.
...das Kinomobil Baden-Württemberg. Dieses Kino hat keinen eigenen Kinosaal, sondern tingelt seit Jahren durch kleine Orte in Baden- Württemberg, die kein eigenes Kino haben. Dank des Kinomobils können viele Schüler*innen ihren ersten Kinobesuch erleben oder Senior*innen wieder von längst vergangenen Zeiten im Kino träumen.
 
Die fünfköpfige Fachjury wird für jeweils drei Jahre von verschiedenen Institutionen entsandt. Seit 2016 gehören Jennifer Borrmann (Verband der deutschen Filmkritik), Werner Fuchs (AG Verleih), Jens Schneiderheinze (Bundesverband kommunale Filmarbeit), Anne Siegmayer (Kinematheksverbund) und Philipp Aubel im Wechsel mit Pamela Fischer (Bundesverband Jugend und Film) der Jury an.

Ehrenpreis des Kinematheksverbundes für die Verdienste um die Filmkultur und das Filmerbe
Die Filmredakteurin Nina Goslar ist seit 1994 bei ZDF/ARTE tätig; zu ihren Schwerpunkten zählen Stummfilm-, Film- und Musikrekonstruktionen und Live-Präsentationen. Sie hat zahlreiche große Restaurierungsmaßnahmen betreut. Zu ihren jüngeren Lieblingsprojekten zählt der lange vernachlässigte expressionistische Stummfilm SCHATTEN – EINE NÄCHTLICHE HALLUZINATION von Arthur Robison. Mit der Auftragsmusik von Johannes Kalitzke erlebte die viragierte Kopie (restauriert von Luciano Berritúa) eine fulminante Wiederaufführung bei den Kammermusiktagen 2016 in Witten. Laudatio: Martin Koerber, Leiter Audiovisuelles Erbe Film der Deutschen Kinemathek

Die Kinopreise des Kinematheksverbundes werden im Rahmen des 2. Filmerbe-Festivals Film:ReStored im Filmhaus am Potsdamer Platz verliehen. Die Preisverleihung wird von Rainer Rother, dem Künstlerischen Direktor der Kinemathek, moderiert.  
 
Quelle: Deutsche Kinemathek

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