NewsPort - Kunst & Kultur aktuell

Theater - Tanz

Beitragsseiten


Einiges ist wirklich ausgesprochen komisch oder boshaft oder bestenfalls beides, alles zusammen wäre über drei Akte ermüdend, vielleicht sogar ärgerlich.
Gerettet wird das Stück durch eine brillante Regie (Harald Weiler) und durch fünf hervorragende Darsteller.

Meike Harten gibt die Maria so damenhaft-kühl, dass sie an die junge Lauren Bacall erinnert, umso mehr, wenn sie Kette raucht. Sie muss, so will es die Familienkonstellation, zwingend alles unter Kontrolle behalten, um den Gegensatz zur kleinen Schwester zu bilden („Du hast immer die Niedliche gespielt!“) Wenn sie dann mal diese Kontrolle verliert, zum Beispiel, den Mund übervoll mit Wachtelfleisch, losheult, dann ist das zwar nicht sehr appetitlich, aber schrecklich rührend.

Theresa Berlage ist genau so unabdingbar der spontane Wonneproppen, der von der Verspieltheit zum hemmungslosen, trampelnden Wutanfall wechselt und der die Ältere gewohnheitsmäßig in die Neid- und Eifersuchtsnerven piekt: Du hättest auch gern ein Baby – einen erfolgreichen Mann – ich war immer viel hübscher als du!
Zur Bestätigung dieser These bekommen die Wachteln, die das Eierlegen zwei Jahre lang verweigerten, ausgerechnet jetzt, wie Isabell zu Ehren, ihr erstes Ei.
Was Maria ihnen arg verübelt.

Die Mannsbilder, viel einfacher gestrickt, wären vielleicht friedlich, wenn ihre Frauen sie nur ließen. Markus Frank, am Anfang noch ironisch-distanziert, verliert über sämtliche Akte zunehmend die Fassung, von der Schwägerin drangsaliert, von der Partnerin aus heiterem Himmel verraten und von der aufgestellten Rattenfalle geklemmt.
Herbert Schöberl wirkt noch am gesündesten und muss folgerichtig am meisten ausbaden. Ihm bleibt die Schlusspointe, endlos lang hingezogen: ein Schweizer erzählt einen Witz…

Die vier Streitenden, Hackenden, Kämpfenden haben im Grunde allesamt höchst unsympathische Rollen. Trotzdem schaffen sie es wahrhaftig, dabei liebenswert zu bleiben. Das ist ein Kunststück.
Die Inszenierung im Winterhuder Fährhaus zeigt, dass man aus einem mittelmäßigen Stück einen fulminanten Abend machen kann.

Weitere Vorstellungen: November: 20./21./25./26./27. Dezember: 3./4./5./8./9./10./11./12./17./18./19./31. Januar: 6./7./8./14./16./21./22./23./28./29./30. jeweils 19.30 Uhr, Komödie Winterhuder Fährhaus, kleiner Saal
Kartentelefon: 040 - 4806 8080 - www.kontraste-reihe.de
Alle Fotos: Oliver Fantisch

Kommentar verfassen
(Ich bin damit einverstanden, dass mein Beitrag veröffentlicht wird. Mein Name und Text werden mit Datum/Uhrzeit für jeden lesbar. Mehr Infos: Datenschutz)

Kommentare powered by CComment


Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.