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Musik

Das ging schon am Vortag gleich bei den ersten Takten des großen Jazz-Abends los, an dem unter der Leitung des begnadeten Saxophonisten und Komponisten Tshepo Tsotetsi, gerade mal 22, Jazzwerke ausschließlich südafrikanischer Komponisten gespielt werden. Von der Bläserformation, am Klavier, mal mit, mal ohne Streicherverstärkung. Musik von internationalen Größen wie Abdullah Ibrahim, aber auch von drei Mitgliedern des Orchesters selbst – von der Flötistin Monique van Willingh, vom Trompeter Bhekinkosi Hlatshwayo, der dafür ans Klavier wechselt und ein hinreißendes Gesangstrio aus seinen Mitspielern rekrutiert. Wobei Tubaspielerin Zhile Ndika als exzellente Vokalistin begeistert gefeiert wird. Und der fantastische junge Jazz-Pianist Musa Mdluli sich virtuos in Klangwelten tummelt, die sonst einem Keith Jarrett vorbehalten sind.

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Die MIAGI-Musiker lassen sich in keine Schubladen stecken. Das zeigt sich auch am ausverkauften zweiten Abend: Da sind die Jazzer ohne Probleme Teil des großen Sinfonieorchesters, das auf hohem Niveau musiziert. Die afrikanische Lebensfreude behauptet dabei ihr Recht gleich zum Auftakt, in „Out of South Africa“, einer Komposition des österreichischen Dirigenten Christian Muthspiel. Da wird zwischendrin improvisiert, Rufe hören sich an wie die Geräuschkulisse eines Marktplatzes, die Cellisten tanzen – Südafrika hat viele Facetten.

Leonard Bernsteins sinfonische Suite „On the Waterfront“ mit ihren großartigen expressiven Klangbildern schließt sich da ohne Bruch an. Nach der Pause bildet Debussys „L’après-midi d’un faune“ den meditativen Anlauf zu Gershwins „An American in Paris“. Die quirlige Tondichtung wird so knackig und schwungvoll gespielt, dass sie hier eigentlich „Ein Amerikaner in Johannesburg“ heißen müsste.

Gewaltiger Applaus für die jungen Musiker, die aus allen Ecken ihres Heimatlandes stammen. Manche kommen von angesehenen Musikschulen, andere stammen aus Township-Musikprojekten, die von MIAGI und seinen Gründern, dem südafrikanischen Tenor Robert Brooks und der finnischen Pianistin Ingrid Hedlund seit Jahren mit großem Einsatz unterstützt werden. Ausgewählt wurden die Orchestermitglieder nach einem Vorspiel, in zwei Studienblöcken haben sie dann die Programme für ihre Europa-Tournee eingeübt.
Wer die MIAGIs hört und sieht, bekommt man eine Ahnung davon, wie eine friedliche Zukunft in Südafrika gelingen könnte: durch die gemeinsame Arbeit an einer großartigen Sache, die auch noch Spaß macht. Im MIAGI-Orchester wird in vielen südafrikanischen Sprachen parliert, Englisch und Afrikaans sind die gemeinsamen Nenner. Und man versteht sofort, warum sie als Name „MIAGI“ gewählt haben. Die Abkürzung steht für den Satz „Music Is A Great Investment“, den der russische Geiger Maxim Vengerov bei seiner Arbeit mit dem Orchester geprägt hat.

In Berlin waren die MIAGI-Konzerte nach drei Tagen ausverkauft. 1.700 Zuhörer freuen sich jetzt auf die südafrikanische Eröffnung des „Young Euro Classics“ Festivals im Konzerthaus am Gendarmenmarkt am 27. Juli.

Nach Hamburg kommen die Musiker zum Tourneeschluss am 29. und 30. Juli – mit zwei Abenden, an denen ihre südafrikanische Lebensfreude und musikalische Perfektion die Zuhörer in der Fabrik glücklich machen soll. Mit ganz besonderen Impulsen, lebendig, kraftvoll, mitreißend. Musik für eine bessere Welt.


Jazz: New Skool Orchestra @ MIAGI. So, 29. Juli, 20:00, Fabrik, Barner Str. 36 in Hamburg-Ottensen
Klassik: MIAGI Youth Orchestra, Mo, 30. Juli, 20:00, Fabrik. Eintritt: jeweils 12.- Euro, Kombiticket für beide Konzerte 19.- Euro
Fotos: MIAGI

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