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Musik

Als Musiker, als Performer, als Drum-Sticks schwingende Kraftpakete, die in unglaublich „hippen“, bunten, coolen Outfits der Stardesigner Kansai Yamamoto und Akiko Ogawa die Bühne rocken als gäbe es kein Morgen. Percussion ist selbstverständlich Rhythmus, Kraft und Energie, Synchronität und Kommunikation, Klangmustererschaffung, Tempovariation und bloßes Können. Bei den nun seit 20 Jahren amtierenden Meistern der japanischen Trommeln, den Taiko-Virtuosen muss man aber von einer Kunst des Trommelzaubers, von wahren Energieexplosionen, von geballter und in Form gegossener archaischer Energie sprechen, die einem nicht nur im übertragenen Sinn um die Ohren fliegt, sondern sich auch des ganzen Körpers des Zuhörenden als Klangraum bemächtigt. Das insgesamt 16-köpfige Ensemble lieferte eine Percussion-Art-Show in der Staatsoper Hamburg ab, dass einem der Atem teilweise stockte, so intensiv, so virtuos, so witzig, so abwechslungsreich war die Aufführung. Der Name der neuen Show „Chousensha“ ist dabei programmatisch: er heißt auf Deutsch „Herausforderer“. Und herausfordernd im besten Sinne für die Künstler sicherlich selbst aber auch allemal und im besten Sinne für das Publikum ist das, was in diesem zweiteiligen gut zweistündigen Programm den Hamburger geboten wird: Percussion für Ohr und Auge, für alle Sinne: Die Haare stellen sich einem auf, wenn der Sound der Japantrommeln im Körper emotional und physisch einen Widerhall findet, man kann sich nicht genug sattsehen an den farbintensiven Kostümvariationen, die japanische Tradition und eine an den Hip-Hop angelehnte lässige Avantgarde vereinen, gleichzeitig aber auch Anklänge an Geisha- und Hippiekultur liefern.

Man staunt über die fitnessgestählten Körper der Musiker und bekommt selbst große Lust, wieder einmal ein Fitnessstudio aufzusuchen. Und man liest voller Respekt im Programmheft, dass die muskelgestählten, kraftvollen Körper ebenso wie die Perfektion der Rhythmusstrukturen und des kommunizierenden Timings innerhalb der Gruppe Ergebnis eines ausgeklügelten Tagesplanes ist, der wohl zur Hälfte aus dem Aufbau von körperlicher Fitness besteht: „In ihrer Heimatstadt Asuka beginnen die japanischen Trommler ihr Training jeden Tag um 6:30 Uhr mit einem 10-Kilometerlauf, um im Anschluss daran Kraftübungen durch das Stemmen…zu absolvieren.“ Und man wundert sich nicht, dass diese unbändige Kraft, Freude und Energie mit der die Trommler ans Werk gehen (die Spitzenfrequenzen liegen bei 500 Trommelschlägen in der Minute!), dazu führen, dass jeder Musiker 2 bis 3 Kilogramm Körpergewicht pro Show verliert und die Präzision und Perfektion von Yamato daher rühren, dass jedes einzelne Ensemblemitglied im Jahr durchschnittlich 3.600 Stunden, also bis zu 10 Stunden pro Tag nur mit Trommeln verbringt. Dabei sind die fast 40 verschiedenen Trommeln, die auf der Bühne „bearbeitet“ werden teilweise mehr als 400 Jahre alt. All diese Tatsachen reichen längst aus, die geneigten Zuhörer zu ehrlichen Bewunderern dieser Trommelvirtuosen zu machen, doch wenn man sie auf der Bühne live miterleben kann, dann ist dies eine alle Sinne bewegende Erfahrung, die man nicht mehr vergißt, eine Erfahrung, die bleibt.
YAMATO – The Drummers Of Japan: „Chousensha“
Staatsoper Hamburg, Dammtorstraße, Hamburg
Freitag 25.08.2017, 20.00 Uhr
Samstag 26.08.2017, 15.00 Uhr
Samstag 26.08.2017, 20.00 Uhr

Weitere Vorstellungen:
19. bis 23.12.2017 jeweils um 14:00 und 20:00 Uhr im Admiralspalast Berlin
25. bis 27.12.2017 jeweils um 20:00 Uhr im Rosengarten – Mozartsaal, Mannheim
28. bis 31.12.2017 jeweils um 16:00 und 20:00 Uhr im Konzerthaus, Dortmund
Weitere Informationen

YouTube-Video:
YAMATO New Year Concert 2015 in Nara Japan


Abbildungsnachweis:
Header: Yamato – The Drummers Of Japan. Foto: Hiroshi Seo

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