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Nicht ohne Grund bildet der Film „Morgenrot“ so auch den Auftakt zur Filmreihe „Zerstörte Vielfalt“, die zurzeit im Kommunalen Kino Metropolis (Hamburg) läuft. Anlässlich des gleichnamigen Berliner Themenjahres, bei dem verschiedene Veranstaltungen die Machtergreifung der Nationalsozialisten vor achtzig Jahren thematisieren, widmet sich diese Reihe dezidiert den Transformationsprozessen, denen die deutsche Filmlandschaft im Jahre 1933 unterliegt.

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Transformation daher, weil es eben keinen vollendeten Bruch, keinen eindeutigen Einschnitt in der deutschen Filmproduktion gegeben hat. Zwar lassen sich anhand der Kinopremieren des Jahres 1933 sehr eindrücklich die grundlegende Neuorganisation des deutschen Filmwesens durch die Nationalsozialisten nachvollziehen, nicht zuletzt durch die Anweisungen von Reichsminister Joseph Goebbels, der sehr genaue Vorstellungen davon hatte, wie der deutsche Film fortan auszusehen hatte. Jedoch kommt es in Deutschland zu einem fast einzigartigen Fall: Kein Zusammenbruch der bisherigen Filmproduktion, sondern vielmehr ein ‚Hinüberwachsen‘ von einer Filmkultur in eine andere, wobei doch beide in grundlegendem Gegensatz zueinander stehen.

Richtiger wäre es daher, von einer „Umbausituation“ der deutschen Filmkulturindustrie zu sprechen: Die Errichtung einer Reichsfilmkammer, der Gründung der Filmkreditbank, die Neuformulierung des Lichtspielgesetzes, die Ernennung eines Reichsfilmdramaturgen, und nicht zuletzt der systematische Ausschluss jüdischer Filmschaffender – alles Strategien zur Sicherung und Kontrolle des deutschen Filmwesens. Qualitativ werden Erzählformen und Darstellungsweisen des Weimarer Kinos abgelehnt, auch wenn sie dennoch übergangsweise Einzug in nationalsozialistische Filme finden.

Um diese langsam voranschreitende Übergangsphase zu illustrieren, zeigt die Filmreihe „Zerstörte Vielfalt“ ausgewählte Produktionen des Jahres 1933: Mit dabei sind noch „Restposten“-Filme der Weimarer Kinos, darunter Max Ophüls̕ „Liebelei“ oder „Das Testament des Dr. Marbuse“, aufkommende Propaganda-Produktionen wie „Hitlerjunge Quex“, und filmische Nachklänge wie „Viktor und Viktoria“ oder auch „Einmal große Dame sein“.

Entstanden ist die Filmreihe „Zerstörte Vielfalt“ als Kooperationsprojekt der Deutschen Kinemathek Berlin mit CineGraph, dem Hamburgischen Centrum für Filmforschung, der Kulturbehörde Hamburg sowie dem Hamburger Kommunalen Kino Metropolis.

Die Filmreihe läuft bis zum 31. Oktober im Hamburger Metropolis. Danach wird sie noch an weiteren Stationen zu sehen sein: Ab 22. September im Murnau-Filmtheater Wiesbaden und ab 3. Oktober im Bundesplatz-Kino, Berlin.


Das aktuelle Filmprogramm ist auf den Seiten des CineGraph sowie des Metropolis-Kinos einzusehen.

Fotonachweise: Alle Quelle: Deutsche Kinemathek
Header: Der Tunnel, Kurt Bernhardt, Frankreich / Deutschland 1933
Galerie:
01. Plakat: Zerstörte Vielfalt 1933
02. Morgenrot, Gustav Ucicky, Deutschland 1932/33
03. Liebelei, Max Ophüls, Deutschland 1932/33
04. Das Testament des Dr. Mabuse, Fritz Lang, Deutschland 1932/33
05. Hitlerjunge Quex, Hans Steinhoff, Deutschland 1933
06. Viktor und Viktoria, Reinhold Schünzel, Deutschland 1933
07. Einmal eine große Dame sein, Gerhard Lamprecht, Deutschland 1933/34
08. Walzerkrieg, Ludwig Berger, Deutschland 1933
09. Flüchtlinge, Gustav Ucicky, Deutschland 1933
10. Anna und Elisabeth, Frank Wysbar, Deutschland 1932/33
11. SOS Eisberg, Arnold Fanck, Deutschland 1932/33

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