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Jedes einzelne Stück war bejubelt und bejohlt worden. Nun, am Ende, gab es Standing Ovation – na klar! - aber keinen Ruf mehr nach Zugaben. Martin Grubinger, dieser phänomenale Schlagzeugkünstler, hatte es tatsächlich geschafft, sein Publikum satt zu spielen.

SHMF-Intendant Christian Kuhnt hatte im Vorwege darum gebeten die Handys in den Taschen zu lassen und so gut wie alle der zigtausend Zuschauer in der legendären Handball-Halle des THW Kiel hielten sich daran. Dafür an dieser Stelle noch mal herzlichen Dank! Selbst in der Elphi werden heute ja ständig die Handys gezückt und das nervt doch gewaltig. Dann erzählte Kuhnt noch, dass Martin Grubinger unbedingt in dieser Halle wieder spielen wollte, weil ihm das SHMF-Konzert vor zwei Jahren hier so viel Spaß gemacht hätte.
Und dieser Spaß war tatsächlich wieder zu spüren! Mit jedem Schlag, mit jedem Ton. Martin Grubinger ist ein Phänomen, anders kann man es nicht bezeichnen. Ein musikalischer Hochleistungssportler, der die Zuschauer nicht nur schwindelig spielt, sondern dabei auch noch eine Euphorie ohnegleichen versprüht. Extrem sympathisch und völlig unprätentiös. Mit atemberaubender Spielfreude zündet der Österreicher ein Feuerwerk nach dem anderen an Rhythmen und Melodien. Nicht als „Star“, der alle an die Wand spielt – sondern als primus inter pares einer wundervollen Band, die jedes Stück zum Grooven bringt.

Das ist allein mit Virtuosität nicht zu erklären. Dazu gehört schon eine gehörige Portion Charisma – und das hat dieser smarte, lausbubenhafte Mann, der seine Mitspieler abwechselnd anstrahlt sich zwischen den Stücken immer wieder das Mikrophon schnappt, um dem Publikum die kommende Komposition kurz und knapp zu erklären. Und niemals vergisst er den Zusatz: „Viel Freude bei...“.
Und die hatte man in der Tat bei diesem grandiosen Trommelfeuer durch Zeiten, Stile und Kulturen, die so eindrucksvoll die Vielfalt der Schlaginstrumente vor Augen und Ohren führte. Angefangen bei einer Collage aus Salsa, Samba und Jazz, ging es von Lateinamerika aus auf den Balkan zu dem Makedonischen Volkslied „Jovano Jovanke“, das in der Interpretation Grubingers ungeheuer emphatisch über die Rampe kam. Über Afrika und Asien ging es dann weiter zu Nordamerikas „Rocktrains“.

Ob Jaco Pastorius‘ „Teen Town“, Kaija Saariaho „japanese gardens“, Iannis Xernakis‘ „Pleiardes“ oder Joe Zawinuls „Birdland“ – die musikalische Weltreise war für Grubinger-Fans mal wieder ein Hochgenuss. Und für all jene, die den Tausendsassa und seine Band das erste Mal sahen, war es eine Offenbarung.
So richtig XXL wurde es dann zum Schluss, als sich zur 18-köpfigen Band (die mit ihren 12 Blechbläsern der NDR-Bigband alle Ehre machten) ein Teil des SHMF-Chores gesellte und sich nunmehr rund 60 Musiker aus aller Welt auf der Bühne drängelten. Exakt neun Minuten würde das Abschiedsstück dauern, erzählte Grubinger launig. Er wüsste es so genau, weil er jede einzelne Sekunde beim Eurovision Song Contest 2015 mit dem ORF verhandeln musste.
Und dann kam es, das große Finale mit „Speeding Up the Images – All is in a State of Flux“: Eine atemberaubende Komposition aus Jazz, Folk und Klassik mit gleißenden Bläsersätzen, ohrenbetäubendem Schlagwerk und einem hinreißend gespielten Posthorn von Helmut Fuchs. Diese geballte Power an Blech und Percussion war wirklich erschlagend und so ist man dann matt und beseelt nach Hause gewankt.

Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat zwar erst begonnen, doch mit diesem Konzert hat es zweifellos schon einen Höhepunkt erlebt.


Alle Infos zum Schleswig-Holstein Musik Festival 2017 unter www.shmf.de
YouTube-Video:
Martin Grubingers Ultimative Percussionshow XXL (1:59 Min.)


Abbildungsnachweis:

Header: Martin Grubinger. Foto: Olaf Malzahn

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