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Elf Korea-Ausstellungen gab es seit 1915 in Hamburg, doch bislang wurde einzig das historische Erbe des konfuzianischen Ideals beleuchtet: Trachten, die über die Statusgesellschaft im alten Königreich Aufschluss geben, Kaligraphien, Gemälde und natürlich Gebrauchsgegenstände, Gefäße aller Art, die in ihrer klaren, schlichten Formensprache ebenso vollkommen wie zeitlos modern wirken. All diese Kostbarkeiten sind auch in „Unserem Korea zu sehen, wie „Uri Korea“ übersetzt heißt: Im zweiten Teil der Ausstellung. Hier herrscht die meditative Ruhe jahrtausendealter Tradition, die das Haus an der Rothenbaumchaussee mit rund 150 Artefakten aus der hauseigenen Sammlung beleuchtet. Die wunderschönen Seladon-Gefäße, eine sieben Meter lange Landkarte des östlichen Königreiches und die ungewöhnlichen Kopfbedeckungen der Aristokraten hinterlassen bleibenden Eindruck.

 

 

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Im ersten Teil jedoch – und das ist ebenso neu wie spannend – geht es um die Gegenwart. Das Kuratoren-Team des National Folk Museum of Korea, mit dem Susanne Knödel, Leiterin der Asienabteilung des Völkerkundemuseum, seit 2014 eng zusammenarbeitet, hat den koreanischen Alltag als Momentaufnahme inszeniert und das so realistisch, dass man sich mitten nach Seoul versetzt fühlt. Vor dem „Ortswechsel“ bilden mehrere Schrifttafeln eine Art Prolog: „Wir sind Weltmeister der Mülltrennung“, ist da zu lesen. „Wir sind die größten Workaholics“. Und: „Wir hoffen auf eine Erfolgsgeschichte durch Bildung“. Oder auch: „Wir leben in einem geteilten Land“.

 


Ja, richtig. All das steht für Korea – und macht klar, wie viele Gemeinsamkeiten es zwischen unseren beiden Ländern gibt. Und dann geht es auch schon hinein, in die „Kultur der Schnelligkeit“ einer nachempfundenen koreanischen Großstadt: Vorbei an Obstkörben und einer Garküche mit täuschend echtem Essen führt der Weg in einen Supermarkt, in ein Restaurant und in eine nachgebaute Wohnung mit einem riesigen Kühlschrank, für das in der koreanischen Küche unverzichtbare fermentierte Kimchi-Gemüse. Viel Zeit zum Kochen bleibt den Koreanern allerdings nicht, der Alltag sieht anders aus. Dafür steht der Motorroller mit Lieferbox, einer von den ungezählten, die in den Städten das Essen liefern.

 


Interessant auch das Kinderzimmer, vollgestopft mit Lernmaterial. Korea ist ein Bildungsparadies im Vergleich mit Deutschland und zählt zu den zehn Ländern mit der höchsten Akademikerquote weltweit. Lernen und Arbeit bestimmt den Alltag, die wenige Freizeit, die bleibt, wird gern mit Karaoke verbracht, wovon eine Original-Karaoke-Box zeugt. Wer eine Pause einlegen möchte, bevor es in den historischen Teil der Ausstellung geht, kann sich hier als Karaoke-Sänger versuchen.


„Uri Korea – Ruhe in Beschleunigung“

Zu sehen bis Dezember 2021, im Museum für Völkerkunde, (Hinweis: Im Juni 2018 wurde das Museum umbenannt in MARKK)

Rothenbaumchaussee 64, Hamburg
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do bis 21 Uhr.
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