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Bildende Kunst

Frederik Paulsen und Sohn Frederik Dag Arfst Paulsen, 1950 in Stockholm geboren, haben einen besonderen Bezug zum Eiland, weil die Eltern, respektive die Großeltern aus Föhr stammen.
Mit Kapital und privater Kunstsammlung überreichte Paulsen Junior ein modernes, ambitioniertes Museum, das sich im gesamten Norden sehen lassen kann.

Vier Kilometer nördlich von Wyk, in der kleinen Gemeinde Alkersum, bettet sich der Museumskomplex in das Landschaftsbild und orientiert sich an der ortstypischen Architektur. Kein Stifterprunk, kein Fremdkörper, sondern ein von Sunder-Plassmann Architekten sensibel und harmonisch komponiertes Ensemble aus sechs Gebäudeteilen mit durchquerbaren Grünflächen im Zentrum und Restaurant. Viel Licht, viel Glas, aber auch viele sinnvolle unterschiedliche Hängemöglichkeiten, je nach Bedarf.

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Die Sammlung Paulsen umfasst einen kunsthistorischen Zeitraum von 1830 bis 1930 und findet seine motivische Geografie von der Küste der Niederlande über Deutschland und Dänemark bis Norwegen. Die Künstlernamen und Werke sind von Rang: die Niederländer Andreas Schelfhout, Hendrik Willem Mersdag und Piet Mondrian, die deutschen Künstler Max Liebermann, Emil Nolde, Max Beckmann und Lyonel Feininger sind ebenso zu sehen wie die dänischen ‚Skagen-Maler’ Anna und Michael Ancher sowie die norwegischen Meister Johann Christian Clausen Dahl, Hans Gude und Edvard Munch.

Vier Sonderausstellungen jährlich haben bereits in der Zeit des Gründungsdirektors Thorsten Sadowsky und seit Frühjahr 2013 unter Ulrike Wolff-Thomsen für viel Aufmerksamkeit gesorgt und erstaunliche Besucherströme ins Museum geleitet.

Dass der Lebensraum auch künstlerische Verortung ist zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellungspolitik. Die kausale, sich wechselseitig beeinflussende Beziehung von Kultur und Umwelt ist ein großer Fundus und ein sinnvolles Alleinstellungsmerkmal der Institution.
Die Schweizer Fotografen Mathias Braschler und Monika Fischer zeigen bis 12. Januar Fotografien mit dem Titel „Schicksale des Klimawandels“. Auch wenn diese Ausstellung künstlerisch nicht zu den Highlights gehört, weil das in der Ausstellung beschriebene Konzept inhaltlich nicht wirklich einleuchtend übertragen ist, so ist die Schau dennoch symptomatisch für die inhaltliche Orientierung des Museum.

Die Fotografen haben leider immer die gleiche fotografische Form gewählt und jedem Protagonisten übergestülpt, damit erreichen sie zwar einen formal schlüssigen Zusammenhang, aber das Individuum und dessen Einzelschicksal verschwindet dahinter. Zudem wählen sie eine in der Modefotografie verwendete Aufhellungs- und Reflexionstechnik, die das jeweilige Bild künstlich wirken lässt. Eine Inszenierung der Fotografen in einer Inszenierung von Naturgewalten, die sich nur selten in den Fotos, aufgenommen in 16 Ländern dieser Erde, überzeugend verbindet. Selbst die erklärenden Texte positivieren dieses Manko nicht.

Besonders sehenswert dagegen ist die Sonderausstellung „Hans Christian Andersen. Impromtu" mit historischen Fotografien, Scherenschnitten und Zeichnungen. Andersen (1805-1875) ist allen als Märchendichter bekannt. Die Reihe von fotografischen Portraits, die Hans Christian Andersen an unterschiedlichen Orten und in diversen Zusammenhängen zeigen, bilden das Kernstück und stammen überwiegend aus dem Dänischen Fotomuseum in Herning. Der Autor war einer "der meistfotografierten Menschen seiner Zeit und die meisten der insgesamt 250 fotografischen Porträts entstanden auf seine Initiative hin", heißt es im Ausstellungstext. Die überwiegend kleinen Abzüge geben einen wunderbaren Eindruck eines „unnahbaren, gleichwohl aber sensiblen, labilen und nervösen Künstlers – ein Selbstbild, dass Hans Christian Andersen immer wieder inszenierte und rastlos in der Welt verbreitete." Bis 12.1.

Die kommende Ausstellung zeigt vom 2. März bis 29. Juni 2014 Werke von Otto Heinrich Engel (1866-1949), unter dem Titel: „Der Maler von Föhr“. Engel gilt als einer der Wegbereiter zu einer avantgardistisch-modernen Malerei in Deutschland und war neben Max Liebermann Gründungsmitglied der Berliner Secession. Zwischen 1901 und 1914 verbrachte er die Sommer auf Föhr. „Die Föhr-Bilder thematisieren vorwiegend in lokale Trachten gekleidete Mädchen im Kontext mit Landschaftsausschnitten. Durch einen direkten pastosen Farbauftrag gelang es Engel, Stimmungen eines Augenblickes schnell einzufangen und diese in ihrer Flüchtigkeit mit den Mitteln der Malerei selbst zu dokumentieren,“ schreibt Ulrich Schulte-Wülwer, Aufsichtsratsvorsitzender des Museums Kunst der Westküste, in einer Publikation über den Maler.
Außerdem beschäftigt sich eine weitere Ausstellung mit dem Titel „Tiefseewelten“ mit zeitgenössischer Skulptur und Videokunst und ist vom 2. März bis Januar 2015 zu erleben.


Museum Kunst der Westküste, Hauptstraße 1, in 25938 Alkersum auf Föhr, www.mkdw.de
März bis Oktober: Di-So 10-17 Uhr. Do 10-19 Uhr
November bis Mitte Januar: Di-So 12-17 Uhr
Februar geschlossen.

Fotonachweis: Alle © Museum Kunst der Westküste
Header: Museum (Außenansicht Eingangsbereich)
Galerie:
01. Museum (Außenansicht)
02. Ausstellungsraum mit Werken der Paulsen Sammlung
03. Edvard Munch, Sommertag auf dem Anleger, 1888
04. Edvard Munch, Alpha und Omega, Alphas Tod, 1908/09
05. Mathias Braschler / Monika Fischer, Schicksale des Klimawandels, China, 2009 © Künstler.

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