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Bildende Kunst

In Kooperation mit dem Brücke-Museum, Berlin, widmet das Bucerius Kunst Forum dem Werk des Expressionisten nun die erste Einzelschau in Hamburg. Rund 30 Gemälde, sowie 60 Zeichnungen und Druckgrafiken aus Schaffensperioden zwischen 1906 bis 1932 zeigen den einzigen Akademiker der legendären Künstlergruppe dabei als einen ewig Suchenden – nach dem Paradies ebenso, wie nach dem eigenen, unverwechselbaren Stil.

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Gleich hinter der Eingangstür erweckt eine Litfaßsäule mit dem Konterfei des Künstlers Erinnerungen an Berliner Großstadtleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts – an genau das Treiben, dem Max Pechstein immer wieder zu entkommen suchte. Bereits als Student an der Dresdner Kunstakademie und frisch gekürtes Mitglied der „Brücke“, zieht es ihn aufs Land. Gemeinsam mit seinen Künstlerkollegen Heckel, Kirchner und Schmidt-Rottluff will er sich befreien von den Zwängen der Akademien und der Zivilisation. Im Freien freie Menschen malen, am Wasser in Dangast und an den Moritzburger Teichen nahe Dresden.

Diese Sehnsucht nach Einfachheit und Natur, der paradiesischen Einheit von Kunst und Leben, soll Pechsteins Oeuvre, seine Akte, Landschaften, Fischerbote und Sonnenuntergänge ein Leben lang bestimmen. Mit der „Brücke“ allerdings ist ab 1912 Schluss. Die beiden Alpha-Tiere Kirchner und Pechstein reiben sich zu stark. Als Pechstein dann eigenmächtig bei der Berliner Secession ausstellt, werfen ihm die Kollegen „Verrat“ an der Gruppe vor und schmeißen ihn raus. Später gibt es Äußerungen des Künstlers, nach denen er nie zur „Brücke“ gehört haben will.

Von den Spannungen während der Brücke-Zeit ist in der Ausstellung nichts zu spüren, wohl aber von den zahlreichen Einflüssen. Die Kuratorinnen Magdalena Moeller und Kathrin Baumstark haben die Werke nicht chronologisch, sondern nach den Orten gehängt, die für Pechstein prägend waren. Paris, wo Pechstein die Farbe der Fauve entdeckte. Berlin und Dresden, das verträumte Nidden auf der Kurischen Nehrung in Litauen, die „pommerschen Paradiese“ in Leba und Rowe, sowie die Südseeinsel Palau, wo Pechstein mit seiner Frau Lotte drei Monate vor Ausbruch des 1. Weltkriegs den vollkommenen Einklang von Mensch und Natur fanden – um dann als Kriegsgefangene auf abenteuerlichen Wegen nach Berlin zurück zu gelangen.

Mehr noch als die Orte aber werden bei dem Rundgang die Einflüsse von Cézanne, van Gogh, Gauguin und Matisse deutlich. Natürlich waren alle Brücke-Mitglieder inspiriert von den Franzosen, insbesondere von den Farbstürmen der Fauve. Doch keiner, so scheint es, hat so unverblümt ihre Motive übernommen. Hat sich so offensichtlich abgearbeitet an den Stillleben von Cézanne, an dem berühmten Reigen tanzender Frauen von Matisse oder den Insulanerinnen von Gauguin. Pechstein, das wird in dieser überaus dicht, manchmal zu dicht gehängten Schau deutlich, war ein guter Künstler, aber nicht stark genug, sich mit einer eigenen Handschrift jenseits des „Brücke-Stils“ zu profilieren.

„Max Pechstein – Künstler der Moderne“

Die Ausstellung ist zu sehen bis 3.9.2017 im

Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt 2 , Hamburg

Weitere Informationen

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit dem Brücke-Museum, Berlin und wird kuratiert von Magdalena M. Moeller, Direktorin des Brücke-Museums, Berlin.

Abbildungsnachweis:
Header: Ausstellungsansicht: "Max Pechstein. Künstler der Moderne", © Bucerius Kunst Forum, 2017, Foto: Daniel Bockwoldt
Galerie:
01.
Max Pechstein, Fotografie, um 1900
02. Junges Mädchen, 1908
03. Das gelbschwarze Trikot, 1910
04. Früher Morgen, 1911
05. Ausstellungsansicht: "Max Pechstein. Künstler der Moderne", © Bucerius Kunst Forum, 2017, Foto: Daniel Bockwoldt
06. Am Strand von Nidden, 1911
07. Chogealls Palau, 1917
08. Sitzender junger Mann (Harry Kaprolat), 1917
09. Selbstbildnis mit Hut und Pfeife, 1918
10. Die Löwenbändigerin, 1920
11. Monterosso al Mare, 1924
12. Fischerkaten (Rowe), 1932.

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