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Bildende Kunst

Das Museum Barberini ist mit seiner Front zum Alten Markt und der Nikolaikirche ausgerichtet. Zwei rückseitige, zum Havelufer liegende Seitenflügel umspannen einen Garten, in dem heute die monumentale Bronzefigur „Jahrhundertschritt“ von Wolfgang Mattheuer steht. In dreijähriger Bauzeit entstand ein Museumskomplex, der höchsten internationalen Standards genügt: Die Fassaden mit klassizistischen Stilelementen und der vorgebaute Risalit sind originalgetreu aus Elbsandstein rekonstruiert. Unter Verwendung traditioneller Handwerkstechniken wurde die Eingangshalle mit hohen Säulen und Gewölben gestaltet. Im Inneren verbirgt sich eine 2.200 Quadratmeter große Ausstellungsfläche, bestückt mit modernster Technik. Auf drei Etagen befinden sich siebzehn lichte Ausstellungsräume mit gewölbten Putzdecken und im Dachgeschoss mit einem Glashimmel. Fenster ermöglichen einen natürlichen Lichteinfall und dem Besucher die Aussicht auf den historischen Marktplatz beziehungsweise die Havel. „Das wiederaufgebaute Palais Barberini ist ein idealer Ort, um Malerei zu zeigen, und es ist eine glückliche Fügung, dass es das Angebot gab, das Palais Barberini als Museum wiederaufbauen zu lassen“, so Hasso Plattner.

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Impressionismus. Die Kunst der Landschaft
Die bedeutendsten französischen Impressionisten sind in der Potsdamer Ausstellung vertreten, darunter Claude Monet, Auguste Renoir, Gustave Caillebotte, Camille Pissarro, Alfred Sisley und Berthe Morisot. Über neunzig hochkarätige Meisterwerke, davon allein 41 Gemälde von Claude Monet, widmen sich dem Thema Landschaft. Anders als traditionelle Maler bevorzugten die Impressionisten die Malerei unter freiem Himmel, ‚en plein air’. Mit Farbtuben, Pinseln und Staffelei zogen sie in die Natur, um die wechselnden Wetterphänomene, den Himmel und die Wolken, die Spiegelungen des Wassers, die Farben von Licht und Schatten in ihren Bildkompositionen einzufangen.

Der Wald von Fontainebleau, der Hafen von Le Havre, die Küsten der Normandie mit den Felsen und der Brandung waren ebenso bildwürdig wie die Pariser Vororte, die Dörfer am Ufer der Seine, die winterlichen Landschaften und der Süden Frankreichs mit seinen flirrenden Lichteffekten. Und die Gärten! Im Jahre 1883 zog Monet mit seiner Familie nach Giverny, einem abgelegenen Vorort von Paris. Hier verwandelte er einen Obstgarten in ein Gartenparadies mit Blumenbeeten und Teichen mit Seerosen, eine seiner Lieblingspflanzen. Über seinen Seerosenteich ließ er eine japanische Holzbrücke bauen, die er in seinen Bildern festhielt. Bis zu seinem Tod 1926 malte Monet immer wieder sein kleines Paradies – Den Seerosenbildern widmet die Ausstellung ein eigenes Kabinett.

Die nach Themen unterteilten Räume verweisen nicht nur auf die Ähnlichkeit der Bildmotive, sondern zeigen auch die individuelle Sicht der Künstler auf ein Sujet. So entwickelten um die Jahrhundertwende Georges Seurat, Paul Signac und Camille Pissarro eine neue Stilrichtung: den Pointillismus, der dem Spät-Impressionismus zugeordnet wird. Der Vorteil gegenüber der Freiluftmalerei war, dass die Bilder im Atelier entstehen. Reine Farben wurden in kleinen Punkten auf die Leinwand gesetzt, etwaige Farbmischungen entstehen erst auf dem Malgrund. Das menschliche Auge kann die einzelnen Farbpunkte nur aus der Entfernung zu größeren Farbflächen vermischen und so das Bildmotiv identifizieren.

Die Verwendung der Primärfarben beeinflusste eine jüngere Malergeneration, die in der Kunstgeschichte als Fauvisten (Wilde Bestien) bezeichnet werden. Der Weg zur Abstraktion war geebnet, wie der Besucher in der Schau mit Werken deutscher Impressionisten, der Abstraktion nach 1945 und der zeitgenössischen Malerei des 20. Jahrhunderts nachverfolgen kann. Sie gelten heute als Klassiker der Moderne.

Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky
Die Schau präsentiert neben impressionistischen und expressionistischen Gemälden, fünfzehn Skulpturen von Auguste Rodin, der mit der rauen Oberflächenstruktur seiner Figuren das Spiel von Licht und Schatten in die Skulptur eingeführt hat.
Den Einfluss französischer Künstler auf die deutschen Impressionisten zeigen Bilder von Max Liebermann, Max Slevogt, Lovis Corinth oder Emil Nolde. „Liebermann versus Nolde“ heißt ein Ausstellungsraum: Liebermanns in gedämpften Farben gemalten Gemälde und Gartenlandschaften treffen auf die, in teilweise expressiven Farbtönen komponierten Bilder von Emil Nolde.
Dem Norweger Edvard Munch, der mit seinem wohl berühmtesten Bild „Der Schrei“ als Wegbereiter des Expressionismus gesehen wird, ist ein separater Raum mit fünf seiner Werke gewidmet. Einst als „abstoßend, hässlich und gemein“ bezeichnet, sind sie heute ein wichtiger Teil der Ausstellung im Museum Barberini.

Aus dem Impressionismus und dem französischen Fauvismus, entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine neue Stilrichtung der bildenden Kunst, der Expressionismus mit farbintensiven und abstrahierten Bildmotiven. Gezeigt werden Gemälde von André Derain, Auguste Herbin, Gustav Klimt oder Maurice de Vlaminck sowie von Wassily Kandinsky als Vertreter des deutschen Expressionismus. Er malte die ersten ungegenständlichen Bilder der Kunstgeschichte und beeinflusste damit die Kunst weit über das 20. Jahrhundert hinaus.

Zeitgenössische Werke von Andy Warhol, von Sam Francis, Joan Mitchell und Gerhard Richter runden die Ausstellung ab.

Künstler in der DDR. Aus der Sammlung des Museums Barberini
Zur Sammlung des Museums Barberini gehören Gemälde aus der Zeit der ehemaligen DDR. In zwei Galerieräumen werden zur Eröffnung zwanzig Werke von acht DDR-Künstlern vorgestellt, darunter Bernhard Heisig, Willi Sitte und Werner Tübke sowie Wolfgang Mattheuer, dessen Skulptur im Garten des Museums steht.

„Schon die Eröffnungsausstellungen werden von großen Museen in Paris, St. Petersburg, Jerusalem und Washington mit Leihgaben unterstützt. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Wir sind dankbar, dass wir für die internationalen Projekte, die uns vorschweben, von Anfang an solch großzügige Unterstützung erhalten“, so die Direktorin des Museums Barberini, Dr. Ortrud Westheider, die zuvor das Bucerius Kunst Forum in Hamburg leitete. „Nichts ist aufregender als die Begegnung mit dem Original. Wir zeigen es Ihnen.“

Eine Fahrt nach Potsdam ist absolut lohnenswert, nicht nur wegen der barocken Architektur des rekonstruierten Palais Barberini, sondern vor allen Dingen wegen der hochkarätigen Ausstellungen.

„Impressionismus. Die Kunst der Landschaft“ und „Klassiker der Moderne. Liebermann, Munch, Nolde, Kandinsky“.
Zu sehen bis zum 28. Mai 2017 im

Museum Barberini, Humboldtstraße 5–6 (Alter Markt) in 14467 Potsdam

Die Öffnungszeiten sind Montag und Mittwoch bis Sonntag von 11–19 Uhr, letzter Einlass: 18 Uhr. An jedem ersten Donnerstag im Monat von 11-21 Uhr, letzter Einlass: 20 Uhr, dienstags geschlossen
Weitere Informationen www. museum-barberini.com


Abbildungsnachweis:
Header: Links: Museum Barberini Frontansicht vom Alten Markt. Rechts: Museum Barberini, Rückansicht. Fotos: Helge Mundt
Galerie:
01. Museum Barberini am Alten Markt, vom Dom aus gesehen. Foto: Helge Mundt
02. Museum Barberini, Rückansicht an der Alten Fahrt, mit Havel. Foto: Helge Mundt
03. Smart Wall im Museum Barberini
04. Ausstellungsansicht „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft", Museum Barberini, Foto: Helge Mundt
05. Claude Monet: Les Petites-Dalles bei Ebbe, 1884, Privatsammlung
06. Claude Monet: Seerosen oder Der Seerosenteich, 1904, Denver Art Museum
07. Ausstellungsansicht „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft", Museum Barberini, Foto: Helge Mundt
08. Gustave Caillebotte: Die Brücke von Argenteuil und die Seine, um 1883, Privatsammlung
09. Ausstellungsansicht „Impressionismus. Die Kunst der Landschaft", Museum Barberini, Foto: Helge Mundt
10. Skulpturen von Auguste Rodin, Museum Barberini
11. Max Liebermann: Die Blumenterrassen im Wannseegarten nach Süden, 1921, Privatsammlung
12. Wassily Kandinsky: Weißer Klang, 1908, Privatsammlung
13. Edvard Munch: Frau vor dem Spiegel, 1892, Privatsammlung
14. Ausstellungsansicht "Klassiker der Moderne", Museum Barberini, Foto: Helge Mundt
15. Andy Warhol: Viermal Mona Lisa, 1978, Museum Barberini
16. Joan Mitchell: Verblasste Luft I, 1985, Privatsammlung
17. Wolfgang Mattheuer: Ein merkwürdiger Abend, 1975, Museum Barberini, Foto: Achim Kukulies, Düsseldorf, © VG BILD-KUNST Bonn, 2016

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