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Bildende Kunst

Dieser Untertitel sei angelehnt an den utopischem Roman des Briten William Morris aus dem Jahre 1890, in der die Gesellschaft, das heißt die Menschen, nur aus Vergnügen arbeiten, so der Kurator der Ausstellung, Sönke Kniphals. Er verweist damit auf die Unterstützung der Künstler, denen Arbeits- und Reisestipendien ein finanziell gesichertes Schaffen ermöglichen. William Morris war im Übrigen nicht nur Schriftsteller, sondern auch Designer, Textilwerker, Maler und einer der bekanntesten Vertreter des englischen Symbolismus.

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Ein Rundgang durch die Ausstellungsräume
Als Eyecatcher empfangen den Besucher zwei großformatige Gemälde von Maxim Brandt.
Brandt, 1986 in Kertsch, Ukraine, geboren, studierte an der Muthesius Kunsthochschule und war 2014 auf der NordArt in Büdelsdorf vertreten. Seine gegenständliche Malerei erinnert an die Dadaisten und Surrealisten, an Max Ernst und Hans Böcklins „Toteninsel". Im Unterschied zu Böcklin, zeigt die Insel „Vorgestern" des jungen Ukrainers eine üppige, mediterrane Vegetation. Irrational sein farbintensives Gemälde „Die Entdeckung des Privaten": Zwischen weißen Birkenstämmen mit rissiger Borke verbirgt sich ein großer Findling. Augen auf den Baumstämmen und dem Stein fixieren den Betrachter. Konträr und rätselhaft die Inschrift der bunten Girlande: Mit – Ohne.

Als Vorlage für seine utopischen, teils apokalyptischen Landschaftsbilder benutzt der junge Maler computergenerierte Fotomontagen, deren Einzelmotive er neu arrangiert und auf die Leinwand überträgt. „In meiner Kunst versuche ich eine absurde poetische Wirklichkeit zu erschaffen. Dafür nehme ich Motive aus meinem Alltag, dekonstruiere sie und verbinde sie neu miteinander. Dabei entstehen neue Sinnverbindungen zwischen den Gegenständen, die unbegreiflich und irrational aussehen. Situationen, die ich darstelle, bleiben für die Interpretation des Betrachters offen", erklärt Brandt seine Malerei. Sein Ziel sei das Zusammenbrechen des konventionell-rationalen Denkens des Betrachters.

Zum ersten Mal zeigt die Regionale Arbeiten eines Comic-Künstlers. Gregor Hinz, Dozent für Kommunikationsdesign, Illustration/Comic an der Muthesius-Kunsthochschule in Kiel, Mitglied des Comic-Magazins ‚Pure Fruit’, ist mit vierzehn Zeichnungen vertreten. Seine Comicstrips greifen skurrile Alltagssituationen auf und interpretieren sie neu. In „Denn sie wissen nicht, was sie tun" sieht der Betrachter einen blauen Arm, ein Messer in der Faust haltend. Darunter steht ein Mann mit Messer – Master Craftsman – und der Text „Zur Standardausrüstung eines jeden NASA-Astronauten gehört ein Schweizer Taschenmesser vom Typ Victorinox."

Vis-à-vis hängt „Born in Translation" von Detlef Schlagheck. Ein Kunst- und Sozialprojekt der Galerie im ehemaligen Schleckermarkt in Kiel-Gaarden. Fünf Künstlergruppen und zahlreiche Besucher trafen hier aufeinander; die Exponate durchliefen Stadien der Weiterentwicklung, Verdeckung, Neuordnung oder Demolierung und Demontage. Schlagheck, Künstler und Kurator der Ausstellung, hat diese Kunstaktion in Fotografien und einem achtminütigen Videofilm dokumentiert. Im Garten steht ein weiteres Objekt von Schlagheck: eine goldfarbene Figur der griechischen Nymphe Daphne, umhüllt von schwarzer Plastikfolie.

Raum übergreifend inszeniert die Keramikerin Lena Kaapke ihre Boden- und Wandinstallation „Kunde von draußen". Inspiriert von einem Aufenthalt in Norwegen arrangiert sie Fundstücke aus der Natur auf flachen Tellern und ergänzt diese mit Landkarten, welche die Fundorte markieren. An den Wänden dominieren Blumenstillleben von Stephan Jäschke, ein in Lübeck lebender Künstler. Seine Bilderserie aus Blumensträußen interpretiert Leben, Vergänglichkeit und Tod. Akribisch hält er das Verblühen der farbenfrohe Sträuße aus Tulpen, Sommerblumen und Herbstastern fest: von der vollen Blüte über das Verwelken bis zum Vertrocknen.

Im letzten Ausstellungsraum ein Highlight der Schau: drei großformatige, metallisch glänzende Arbeiten von Stefanie Klick. Klick, heute Lehrbeauftragte am Institut für Kunst-, Design- und Medienwissenschaften, überträgt Fotografien vom Reinigungspersonal der Kieler Stadtgalerie auf Zinkplatten, fixiert die Fotos im Ätzverfahren und bearbeitet sie mit weißem Lack. Weiße und metallisch-spiegelnde Rasterpunkte entstehen, lassen die Fotografien - je nach Standpunkt des Betrachters - auftauchen oder verschwinden. Maria Malmbergs Stele aus durchsichtigem Kunststoff ist gefüllt mit geschichtetem Sand und Erde "Human Erosion". Der Eckernförder Videokünstler und Komponist Gerald Eckert zeigt auf drei Monitoren Filme vom Spiel der Wellen und untermalt dieses Naturerlebnis musikalisch mit eigenen Kompositionen.

Begleitend zur Ausstellung laden Stipendiaten aus den Bereichen Literatur, Musik, Theater und Film zu Lesungen, Konzerten, Filmvorführungen und Künstlergesprächen ein.

Im Anschluss an die Lübecker Ausstellung findet die Schau in Kiel und Berlin eine Fortsetzung. Neben den aktuellen Jahrgängen sind hier alle bisherigen Stipendiatinnen und Stipendiaten zur Teilnahme eingeladen. Unter dem Slogan "For You Vor Ort" ist die Regionale 3 in der Galerie im ehemaligen Schlecker in Kiel-Gaarden zu Gast. Und in Zusammenarbeit mit der Vertretung des Landes Schleswig-Holstein in Berlin präsentiert sich die Regionale 3 unter dem Motto "Driven By Pleasure". Die drei unterschiedlichen Schauorte bieten die Möglichkeit den Kunstdiskurs im nördlichsten Bundesland einem breiteren Publikum vorzustellen. Sie ermöglichen den jungen Künstlern aber auch die Präsentation ihrer Arbeiten über die schleswig-holsteinische Landesgrenze hinaus. Und die Chance, sich auf dem aktuellen Kunstmarkt zu positionieren.

Die Ausstellung „Regionale III – News From Nowhere" ist bis zum 14. August 2016 in der Overbeck-Gesellschaft, Königstraße 11, Behnhausgarten, 23552 Lübeck, zu sehen.
Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 – 17 Uhr.
www.overbeck-gesellschaft.de

Parallel-Ausstellungen:
For You Vor Ort, 25. August bis 15. September 2016, Schlecker Offspace, Kiel-Gaarden
Driven By Pleasure, 20. bis 30. September 2016, Neu West, Berlin
Weitere Informationen: www.regionale-sh.de


Abbildungsnachweis:
Header: Untertitel der Ausstellungen, Collage
Galerie:
01. Regionale 3 - News From Nowhere, Ausstellungsansicht, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 2016, Maxim Brandt (Öl auf Leinwand), Lena Kappke (mixed Media)
02. Maxim Brandt vor seinem Bild. Foto: Christel Busch
03. Arbeit von Gregor Hinz. Foto: Christel Busch
04. Regionale 3 - News From Nowhere, Ausstellungsansicht, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 2016, Stephan Jäschke (Acryl auf Leinwand, Bronze)
05. Regionale 3 - News From Nowhere, Ausstellungsansicht, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 2016, Detlef Schlagheck, Born in Translation, 2015 / 16, Video , ca. 8 min.
06. Regionale 3 - News From Nowhere, Ausstellungsansicht, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck 2016, Stefanie Klick, Mustafa/Rahime/Christa II, Zinkplatten geätzt, Acryl, Maße variabel
07. Programm-Flyer

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