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Bildende Kunst

Volkmar Wywiol, der die Stern-Wywiol-Gruppe 1980 aufbaute und längst die Hauptverantwortung an seinen Sohn Torsten übertrug, hat seine große Leidenschaft: die Kunst. „Schon als Schüler kam ich mit ihr in Berührung“, sagt der in Brandenburg geborene Firmenchef: „und ich habe mich selbst mit Skulptur beschäftigt. Eigentlich wollte ich Künstler werden und hatte auch schon ein Stipendium für die Landeskunstschule am Lerchenfeld.“ Wie so viele Künstler hätte auch er sich gegen den Widerstand seines Vaters durchzusetzen gehabt, doch er folgte schließlich seinem Rat „etwas handfestes“ zu lernen. „Er hatte Recht, denn ich habe dann Außenhandelskaufmann gelernt und konnte meine Kreativität ins Business überführen – und ich glaube, genau das war mein Erfolg! Nun, nach dem unternehmerischen Gelingen konnte ich darüber nachdenken, wieder direkt mit der Kunst zu tun zu haben. Obwohl – ich behaupte, dass auch jedes Unternehmen im Grunde ein Kunstwerk ist. Erfolgreiche Unternehmer sind nämlich kreative Unternehmer.“

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Torsten Wywiol ergänzt: „Unser Kulturbeitrag ist nun in Hamburg in erster Linie die Galerie, die wir ins Erdgeschoss unseres Firmensitzes an der Alster einbauen konnten. Die beiden Kunsthistorikerinnen Kathrin Reeckmann und Christina Dickel, haben die Leitung übernommen und zeichnen für das Programm".

Und das kann sich in der Tat sehen lassen. Bisher wurden beispielsweise die Skulpturen von Yves Rasch, Werke der Balkenhol-Schüler Henning Schwarz und Anja Wiebelt sowie Objekte von Sibylle Waldhausen gezeigt.
Nun ist soeben die Ausstellung „Ooops … I’m so sorry for the truth!“ mit Arbeiten des in Berlin lebenden Künstlers Volker März eröffnet worden. März ist mit seiner Kunst kritisch, politisch, oft beißend sarkastisch und sehr scharfsinnig. Betritt man die Galerie so steht man auf einer Fußmatte, die nicht mit dem römischen Gruß SALVE willkommen heißt, dort steht SLAVE (Sklave) geschrieben.
„Äußerlich kommen meine Arbeiten auf den ersten Blick so harmlos daher“, sagt März, „aber mit der Beschäftigung und dem zweiten Blick sorgen sie dann für den notwendigen Sprengstoff.“ Er hätte zunächst nicht gewusst, ob die Galerie an dem schicken Ort mit Hotel Atlantic und Alsteridylle das richtige Umfeld für seine kritische Kunst sei, aber die Kontrastierung mache durchaus einen Reizfaktor aus. Außerdem hätten die Galeristinnen überzeugende Argumente gehabt und sind von den Werken überzeugt.

Volker März hat die Galerieräume umfänglichst bestückt. „Von mir aus hätten es gerne noch mehr Arbeiten sein können, damit sich der Betrachter regelrecht darin verliert“, betont der Künstler, „ein großer Teil meiner mitgebrachten Arbeiten ist hier gar nicht ausgestellt. Für mich ist diese Ausstellung ein Buch, ein Musical oder eine Oper, ein fortlaufender alltäglicher Prozess. So arbeite ich auch in meinem Atelier, eine Figur ergibt sich aus der anderen, das, was ich lese fließt tagtäglich mit ein, es gibt keinen Anfang und kein Ende.“
Der Themenbogen ist weit gespannt: Migration, Versklavung, Genderfragen sind künstlerisch ebenso bearbeitet wie die Themenzyklen „Die Gebrüder Buchenwald und Weimar“ und „Der Kafkaweg“.

„Die Selbstgefälligkeit, die es in der Kunst, aber auch in der Wirtschaft gibt, breche ich mit meinen Arbeiten auf. Die Metapher des Schlamms, der Geschichte überdeckt und in dem man die Wahrheiten suchen muss, spielt für mich eine zentrale Rolle. Deshalb benutze ich ja auch Ton als Material. Im Schlamm suche ich meine Themen und bin oft selbst überrascht, was ich dort finde. So bin ich auf das Thema des Arabisch-Muslimischen Sklavenhandels gestoßen, den es seit fast 1.500 Jahren gibt. Ich habe mich gefragt warum sich so wenige mit diesem Thema beschäftigen und vor allen warum das Thema so gar nicht aufgearbeitet wird, auch nichts Selbstkritisches in den entsprechenden Ländern hervorbringt. Andere meiner Themen sind in der Aufarbeitung, aber auch vielen immer noch oder schon wieder lästig. Ich will niemanden persönliche Vorwürfe mache, benenne die Dinge als Phänomene, spreche sie aus und setze sie mit meiner spielerischen künstlerischen Art und Weise um.“

Nicht alles in der Ausstellung ist Objekt, eine ganze Reihe von Acryl-Bildern, übermalten Fotos und eine provokante und tabubrechende Videoarbeit sind ebenfalls zu sehen.


Die Ausstellung „Volker März – Ooops … I’m so sorry for the truth!“
ist noch bis zum 17. Januar 2015 zu sehen, in der SternWywiol Galerie, An der Alster 81 in 20099 Hamburg.
Es ist ein umfangreiches Buch erschienen.

Weitere Informationen zur Ausstellung
Stern-Wywiol-Gruppe
Homepage von Volker März
Biographische Daten zu Volker März.


Abbildungsnachweis:
Header: Stern-Wywiol Galerie, An der Alster 81. Foto: Michael Bogumil
Galerie:
01. v.l.n.r. Volkmar und Torsten Wywiol. Foto: Marco Moog
02. v.l.n.r. Kathrin Reeckmann und Christina Dickel. Foto: Steven Haberland
03. Volker März; Stürzender Engel, gebrannter Ton (bemalt), Styrodur, 120x95x95 cm. Motiv des Buchcovers.
04. Volker März; Ich bin die Revolution, gebrannter Ton (bemalt), 58x24x34 cm
05. Volker März; Der Schatten auf der Sonne, Acryl auf Nessel, Durchmesser 100 cm
06. Volker März; Fly Papa Fly, gebrannter Ton (bemalt), 39x23x20 cm
07. Volker März; Sternschifftransport, Acryl auf Karton, 22,5x42 cm
08. Volker März; Chaos Boot, gebrannter Ton (bemalt), Holz, 17x66x8 cm
09. Volker März; Der Gelbe II, Acryl auf Karton, gerahmt, 22,5x26,5 cm
10. Volker März; Auf dem Weg das Vergessen auszuradieren, gebrannter Ton (bemalt), Styrodur, 4-tlg., Diverse Größen.

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