Architektur

Kein schöner Anblick war allerdings ein Brand Ende Mai 2010, der das Clubhaus des NRV zerstörte. Nach ersten Sanierungsversuchen war klar, hier ist eine größere und grundsätzliche Lösung erforderlich. Das Zentrum des Vereins musste räumlich und dadurch auch teilweise inhaltlich ganz neu gedacht werden. Bauausschüsse tagten, Architektenkolloquien wurden durchgeführt, Gutachter gaben sich die verkohlte Klinke in die Hand, Gespräche mit dem Bauamt folgten, Anträge wurden gestellt und Genehmigungen eingeholt. Zwei Jahre nach dem Brand war das alte NRV-Gebäude abgerissen und im November 2012 konnte der Grundstein gelegt werden. Das renommierte Hamburger Büro „Bechtloff.Steffen.Architekten“ arbeitete von 2011 bis 2014 mit einem weiteren Büro als Planungsgemeinschaft RFP-BDS an der Fertigstellung. Am 22. Februar 2014 war es dann soweit, das Vereinshaus konnte den 2.000 Mitgliedern übergeben werden.

Vor kurzem ist nun auch der Innenbereich fertiggestellt und das, was die Innenarchitekten „Hennings & Börn“ mit Hilfe verschiedener Handwerksunternehmen gestaltet haben, kann sich sehen lassen. Farbliche Abstimmung, Möbeldesign, Bar- und Tresen-Bereich und die Vitrinen für die Segelpokale gehen eine eigene Symbiose ein. „Hanseatisches Selbstverständnis und Stolz auf die Historie harmonieren im NRV, sie wurden sein besonderes Image und beflügeln bis heute. So wird Altbewährtes gepflegt, Liebgewordenes gehegt und Sportsgeist geschärft. Er vereint die Bewahrung von Traditionen mit manchmal liebenswerten Marotten und pflegt eine beziehungsreiche Weltoffenheit – nicht zuletzt in der schönen Gewissheit historischen Rückenwindes,“ heißt es in einem Text über den Segelclub. Der Dreiklang von ‚Tradition – hanseatisches Selbstverständnis – moderne Weltoffenheit’ sind die sichtbaren Zutaten der Mitglieder- und Verwaltungsräume. Funktional mit Wohlfühlcharakter, ein Ort, an dem man Feste und Siege feiern oder einfach nur etwas nach einem Segeltörn trinken möchte. Viel Glas, viel Blick, viel Holz.

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„Ohne den Brand hätten wir keinen Neubau geplant und ohne den Brand hätten wir keine neue Räume für unsere Jugendarbeit bekommen“, sagt Präsident Andreas Christiansen (65), der seit vier Jahren, also bereits vor dem Brand, im Amt ist. Er ist gebürtiger Flensburger, gehört zur Hamburger Kaufmannschaft und arbeitet überdies als stellvertretender Vorsitzender bei der Stiftung der Deutschen Kakao- und Schokoladenwirtschaft. „Das, was wir in der inneren Struktur vor dem Brand an substantiellen Mängeln hatten, ist nun beseitig. Auch städtebaulich haben wir nun hier am Standort etwas leisten können, denn wir durften die äußeren Konturen des Gebäudes nicht verändern.“

Henning Rocholl (65), Geschäftsführer des NRV, Hamburger und in der Immobilienbrache seit den 1970er-Jahren tätig, ist der Vertreter des Bauherrn. Er vertritt die Interessen der rund 2.000 Vereinsmitglieder gegenüber Architekten, Statikern, Innenarchitekten, Gewerken und Handwerkern. Seine Energie scheint auch noch nach Jahren grenzenlos zu sein. Er fügt hinzu: „Ein Grundstück direkt an der Alster – und hier haben wir es mit einem baulich äußerst sensiblen Bereich Hamburgs zu tun – hatte keinerlei sichtbare Ausdehnungsmöglichkeit, außer in den Uferbereich und in die Tiefe zu gehen. Wir haben einen großen Zugewinn erhalten, eine Fläche von 500 qm. Zudem ist der gesamte technische Bereich im Untergeschoss. Das bedeutete im Umkehrschluss auch für die oberen Stockwerke eine klare und übersichtlichere Ausrichtung auf das Vereinsleben. Wir haben zwar nun äußerlich einen Rekonstruktionsbau – mit denselben Eckpunkten wie es das alte Gebäude hatte – innerlich aber ist etwas Neues entstanden. Unsere zwei jungen Architekten, die für den Innenbereich zeichneten haben eine moderne Denke. Das entspricht auch unseren Vorstellungen. Ich würde das Ergebnis als zurückhaltende Moderne bezeichnen. Dies gilt für alle Bereiche, vom besonderen innovativen Beleuchtungssystem angefangen, über die Möblierung, bis zur Wandverkleidung. Ich glaube, dass wir ein gutes Händchen bewiesen haben, um möglichst viele unserer Bauherren mitzunehmen.“

Auffällig ist die Verwendung von Teak-Holz, das insbesondere im Schiffsbau gerne und häufig verarbeitet wird. Cserni & Kröncke Hamburg baute nicht nur eine reine, ästhetische Wandverkleidung, sondern diese auch funktional so geschickt, dass sich hinter einzelnen Teakholztafeln verschließbare Fächer befinden. Das Holz ist ungewöhnlich hell, sensibel bearbeitet; die ausgesuchte Maserung und Verlaufsrichtung gibt den Räumen eine gewisse Dynamik und eine warme, wohnliche Aura. „Der Gestaltungsausschuss des Vereins hat sich verschiedene Holzmuster vorlegen lassen und sich schließlich für Teak und diese Leichtigkeit in der Oberflächenbehandlung entschieden. Cserni & Kröncke Hamburg hat dann noch die Versieglung der Oberfläche übernommen und nun sieht man diese außergewöhnlich schöne Fläche und marmorierte, angenehme Farbigkeit“, konstatiert Christiansen.

Besonders erwähnenswert sind die Stühle im Restaurationsbereich. Sie sind nicht nur farblich gut abgestimmt, sondern nehmen mit ihrer Form und einem Konstruktionsgestänge die Masten, Wanten und Stagen auf. Die Tische sind mit dunkelbraunem Nussbaumfurnier versehen und korrespondieren mit der Farbigkeit des Holzfußbodens.
„Wir haben keine Kosten beim Interieur gescheut. Sie müssen bedenken, dass wir nicht nur ein Gesellschaftsclub, sondern ein Segelverein sind“, erklärt Henning Rocholl: „wenn unsere vielen Segler hier ihr Getränk nach dem Wassersport zu sich nehmen, dann benötigen wir neben Platz auch etwas Robustes und Durables. Das gilt für den Barbereich, den Fußboden – 22 Millimeter geräucherte Eiche – und die Möbel. Bei unseren Überlegungen stand der Nutzungsgedanke im Vordergrund und damit einhergehend, der optische, wertige Aspekt. Unsere Innenarchitekten haben eine Ausschreibung für den Innenausbau gemacht und von den drei Bewerbungsfirmen haben wir uns schließlich für Cserni entschieden. Zugegeben, wir hatten bereits vom guten Ruf des Unternehmens gehört und durch die Kombination Leistung – Qualität – Preis haben wir den Auftrag an sie übergeben können. Ich denke aber auch, dass dieses Prestigeobjekt für die Firma interessant ist, um im Norddeutschen Raum Flagge zeigen zu können.“
„Und wissen Sie was uns dann restlos überzeugt hat?“, fragt Andreas Christiansen und beantwortet sogleich: „das war unser Besuch bei Cserni in der Steiermark, im Betrieb. Dort konnten wir einen großen Teil der gefertigten Einbauelemente besichtigen – beeindruckend!“

Was sich der Clubpräsident für die kommenden Jahre im Neubau und im angenehmen Ambiente wünscht, möchte ich zum Abschluss des Gesprächs wissen, und Andreas Christiansen zitiert einen Absatz aus dem Vorwort des Jahrberichts des Norddeutschen Regatta Vereins von 1895: „Die Arbeit und Veranstaltungen des Vereins haben ihm eine große Anzahl neuer und dauernder Mitglieder gebracht und er hat durch den schönen Segelsport neue Freunde und Gönner erworben. Diese uns zu erhalten und immer neue Kreise für den Verein hinzuzugewinnen wird auch fernerhin das Bestreben des Vorstandes sein. Hamburg wird aber nicht wünschen von anderen Städten Deutschlands überflügelt zu werden.“



Abbildungsnachweis:
Header: Norddeutscher Regatta Verein (Außenansicht). © Planungsgemeinschaft RFP-BDS
Galerie:
01. Wappen des NRV. Foto: Thomas Redl
02. Außenansicht von der Alsterseite. © Planungsgemeinschaft RFP-BDS
03. Terrasse. © Planungsgemeinschaft RFP-BDS
04. v.l. Henning Rocholl, Geschäftsführer und Andreas Christiansen, Präsident des NRV. Foto: Thomas Redl
05. Lounge-Bereich. Foto: Thomas Redl
06. Restaurantbereich. Foto: Thomas Redl
07. Bar. Foto: Thomas Redl
08. Mobiliar. Foto: Thomas Redl
09. Vitrine. Foto: Thomas Redl
10. Segelschiff. Foto: Thomas Redl.